Aufregung um geplante Steinbruch-Erweiterung in St. Wolfgang

Der Steinbruch im St. Wolfganger Ortsteil Radau soll in Richtung Norden (im Bild links oben) erweitert werden. Anrainer wehren sich gegen das geplante Projekt. | Foto: Privat
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  • Der Steinbruch im St. Wolfganger Ortsteil Radau soll in Richtung Norden (im Bild links oben) erweitert werden. Anrainer wehren sich gegen das geplante Projekt.
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OÖ. Große Aufregung herrscht derzeit im beschaulichen St. Wolfganger Ortsteil Radau. Entlang der Wolfgangerstraße, zwischen Bad Ischl und St. Wolfgang, läuft eine neu-gegründete Bürgerinitiative gegen die geplante Erweiterung eines Steinbruchs Sturm.

Bereits in der dritten Generation betreibt die Familie Kienberger dort eine Schottergrube. Vor zwei Jahren wurde damit begonnen, größere Steine aus dem Felsen abzubauen und (teilweise) heraus zu sprengen. Nun hat das Familienunternehmen um die Bewilligung zur Vergrößerung von Steinbruch und Schottergrube angesucht. Das Abbauareal soll in Richtung Norden vergrößert und von der Fläche her etwa verdoppelt werden. Zudem würde ein höher liegender Teil des Berghangs abgebaut und eine Bergbaustraße errichtet. Um diese zu bauen, müssen 35.500 Quadratmeter Wald gerodet werden. Das geht aus den Planungsunterlagen hervor, die kürzlich bei der zuständigen Behörde, der Bezirkshauptmannschaft Gmunden, eingereicht wurden.

Nachdem diese Pläne durch Gemeindeaushang und Zeitungsinserate in der vergangenen Woche bekannt wurden, formierte sich rasch eine Bürgerinitiative gegen das Projekt. Anrainer-Sprecherin Christine Blohberger hat bereits mehr als 70 Unterschriften gegen die Vergrößerung des Steinbruchs gesammelt. Sie kritisiert, dass die Gemeinde die Anrainer nicht vorab informiert habe und vermutet politische Absprachen im Hintergrund – zumal Bürgermeister Franz Eisl (ÖVP) und Schotter-Unternehmer Gerd Kienberger beide für die ÖVP im St. Wolfganger Gemeinderat sitzen.

"Wer will in einem Bergbaudorf wohnen?"

In einem Schreiben, das der BezirksRundschau vorliegt, heißt es: Die Radauer Bevölkerung befürchte einen Wertverlust ihrer Häuser, die Trinkwasserquelle sei in Gefahr, das Grundwasser könnte durch Sprengstoffmittel verunreinigt werden, es würden natürlich Bachläufe umgeleitet und die Lärm- und Staubbelastung würde zunehmen. „Das ist ein dicht besiedeltes Gebiet und viele junge Familien sind hier hergezogen. Wenn dieser Steinbruch genehmigt wird, ist das ein Bergbaudorf – und wer will schon in einem Bergbaudorf ein Haus bauen?“, kritisiert Blohberger.

Kienberger: "LKW-Verkehr wird nicht mehr werden"

Auf Anfrage der BezirksRundschau ist Gerd Kienberger bemüht, die Bedenken der Anrainer zu entkräften. Die derzeitige Schottergrube sei – vereinfacht gesagt – fast "leer". Die Rohstoffvorkommen würden sich dort in den nächsten Jahren erschöpfen. "Deshalb haben wir angesucht, das Abbaugebiet in Richtung Norden zu erweitern“. Die alte Schottergrube werde, sobald die neue in Betrieb sei, großteils nur mehr Maschinen und Gerätschaften beherbergen und nicht mehr „bearbeitet“, heißt es. Auch die Anzahl der Transporte – derzeit fahren die Kienberger LKW durch eine nahegelegene Waldstraße – werde sich nicht erhöhen, sagt der Unternehmer. Die St. Wolfganger Firma mit 15 Mitarbeitern liefert Schotter an regionale Baufirmen und größere Steine für Privathaushalte, Uferverbauungen oder Ähnliches. Außerdem werde der geplante Abbau nicht mehr Lärm oder Staub verursachen als bisher, heißt es. Der Bürgerinitiative verspricht er: „Wir werden über niemanden drüberfahren, Anliegen ernst nehmen und mit allen reden“.

Verhandlung im Gemeindeamt am Dienstag

In wie weit sich Anrainer und Projektwerber wirklich aufeinander zu bewegen, wird sich am 3. Oktober entscheiden. Für Dienstag, 9 Uhr, ist am St. Wolfganger Gemeindeamt die erste, mündliche Verhandlung des Projekts – inklusive Präsentation des genauen Projektumfangs – angesetzt. Bürgermeister Franz Eisl: „Die Gemeinde hat in dieser Sache Parteistellung – wie die Anrainer auch. Die Themen der Bürgerinitiative wie Lärm, Schmutz und Verkehr werden hier offen und ehrlich angesprochen werden“. Zumal insgesamt 13 Sachverständige zu dieser Verhandlung eingeladen seien. Man werde erst nach dieser ersten Sitzung weitersehen, wie sich das Projekt entwickle, meint der Ortschef.

Bürgermeister: "Projekt wurde nicht vorab ausgemacht"

Interessantes Detail am Rande: Weder bei Bürgermeister Eisl noch bei Schotter-Unternehmer Kienberger wurde die Bürgerinitiative gegen die Steinbruch-Erweiterung bis jetzt vorstellig. Beide haben erst auf Anfrage der BezirksRundschau von deren Existenz und deren Forderungen erfahren. Auch den Vorwurf, dass er mit Kienberger das Projekt schon ausgemacht habe, weist Ortschef Eisl entschieden zurück.
Er könne das gar nicht – selbst wenn er wollte – da die Gemeinde in diesem Fall 'nur' Parteistellung habe und keine Baubehörde sei. "Ich bin über den Verhandlungstermin, wie die Anrainer auch, via RSB-Brief informiert worden", sagt Eisl. Die Verhandlung wird übrigens am St. Wolfganger Gemeindeamt abgehalten, um den betroffenen Parteien den Weg zur Bezirkshauptmannschaft in Gmunden zu ersparen.

Zur Sache:
Den aktuellen Bericht vom 5. Oktober finden Sie hier.

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