21. April 2016: Klatscher ist das neue Gutmensch
Gutmensch ist out. Also das Wort. Denn neuerdings gibt es in den Internetforen eine neue Bezeichnung. Nämlich Klatscher. Alternativ auch Bahnhofsklatscher. Gemeint ist damit wohl, dass man - da es als Beleidigung gemeint ist – möglichst hirnlos am Bahnhof steht und klatschend die Willkommenspolitik in der Flüchtlingsfrage lebt. Das ist natürlich gemein. Also aufregen bitte. Und mit Verachtung strafen. Und, aber nur wenn es hart auf hart kommt, auch als Unwort des Jahres 2016 nominieren. Immerhin hat das Wort Gutmensch diese Wahl 2015 gewonnen.
Und dann gibt’s da die Worte Nazi, Intelligenzflüchtling, braunes Pack oder was sonst noch wie selbstverständlich in den Sprachgebrauch übergegangen ist. Das ist aber okay. Intelligenzflüchtling ist schließlich 2015 auf den zweiten Platz beim Wort des Jahres 2015 gewählt worden.
Und eines ist sicher: Beleidigen hat doch schon immer alles besser gemacht. Vor allem, wenn jemand Angst hat.
Wenn man als Gutmensch bezeichnet wird, heftet man sich dann nicht noch mehr auf die Fahnen, dass man gut ist? Wenn man als Klatscher bezeichnet wird, klatscht man dann nicht noch viel lauter? Einfach um zu zeigen, dass man drüber steht.
Aber was macht man dann, wenn man als Nazi bezeichnet wird? Macht einem der Gedanke nicht irgendwie Angst?
Vielleicht schafft es bald eine Partei, die Kluft zwischen den Menschen nicht weiter zu vertiefen und das gegenseitige Beschimpfen nicht noch zu fördern. Sondern Angst zu nehmen und für gegenseitiges Verständnis zu sorgen. Vielleicht beziehen sich die Unworte und Worte des Jahres dann auch nicht mehr auf die Bevölkerung, sondern auf die, die nicht an Lösungen, sondern am reinen Aufhussen interessiert sind. „Hetzer“ zum Beispiel.
Dann könnte man klatschen. Und das sicher nicht hirnlos.
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