Galtürer Almbegegnung: "Bergdorf der Zukunft"

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GALTÜR (otko). Zu einer Jubiläumsauflage der Galtürer Almbegegnung wurde vergangenen Freitag am Vorabend der Almkäsepolympiade ins Alpinarium Galtür geladen. Geschäftsführer Bgm. Anton Mattle freute sich über einen vollen Saal.
Eine Expertenrunde diskutierte beim kultivierten Streitgespräch zum Thema "Das Bergdorf der Zukunft – Visionen für 2050". Nicht nur am Podium sondern auch im Publikum, das mitdiskutierte, prallten die Meinungen aufeinander. Moderiert wurde die Diskussion von Markus Schermer (Universität Innsbruck).
Entwicklungen wie Globalisierung, Klimawandel, Technisierung, Landflucht oder das Aufbrechen von traditionellen Strukturen machen auch vor alpenländischen Bergdörfern nicht halt und stellen diese vor maßgeblichen Herausforderungen. Als Einstimmung wurde ein Film gezeigt, in dem sich SchülerInnen der NMS Paznaun unter der Leitung von Lehrer Josef Wechner mit dem Thema auseinander gesetzt haben.

Keine Alternativen

Der Vorarlberger Agrarlandesrat Erich Schwärzler bezeichnete die Landwirtschaft und den Tourismus als "Entwicklungszwillinge". "Für mich gibt es keine Zukunft für die Bergregionen ohne Viehhaltung. Die Leistungen der Landwirtschaft müssen aber stärker abgegolten werden. Derzeit gibt es eine große Chance für die Landwirtschaft, da sich die Leute nach Regionalität sehnen", erläuterte Schwärzler. Daher sei es eine vorrangige Aufgabe der Politik eine gescheide Infrastruktur in den Bergdörfern zu schaffen. "Wichtig ist die Originalität zu erhalten und der ländliche Raum wird künftig noch mehr ein Rückzugsgebiet sein. Daher möchte ich nicht gleiche aber vergleichbare Lebensbedingungen zwischen Stadt und Land". so Schwärzler.
Für Andreas Steibl, Geschäftsführer des TVB Paznaun-Ischgl, sind die Bergdörfer auch in Zukunft nur mit dem Tourismus lebenswert. "Es gibt keine Alternativen und der Tourismus sorgt für Arbeitsplätze und für ein schönes und lebenswertes Dorf. Wir sind der glücklichen Lage stets zu agieren und nicht zu reagieren", meinte Steibl. Alle ziehen an einem Strang und viele Leute haben kreative und innovative Ideen. Für den Tourismusdirektor ist aber wichtig, dass die jungen Leute für den Tourismusberuf begeistert werden, die die wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit sei.

Vernetzte Autarkie

Einen etwas kritischeren Zugang hatte Gerlind Weber von der Universität für Bodenkultur: "Viele ländliche und alpine Dörfer haben keinen keine Option auf Tourismus. Der Tourismus ist für mich kein Allheilmittel oder eine Wundertablette. Deshalb müssen sich die Leute nach Optionen Ausschau halten, um die Abwanderung zu stoppen". Die Städte würden massiv um die jungen, flexiblen und gut ausgebildeten Leute werben. "Bund und Länder müssen die Dezentralisierung bewusst durchsetzen", so Weber.
Der Graubündener Architekt Gion A. Caminada befasst sich ebenfalls mit dem Thema Abwanderung. "Das Zentrum ist für junge Menschen anziehend. Für die Zukunft müssen wir an Neupositionierung arbeiten, aber als Bergler eine gewisse Eigenständigkeit und Autonomie bewahren", betonte Caminada. Kultur- und Naturschutz sollten mit neuen Landschaftsparks gefördert werden. Ein riesiges Potential sieht der Architekt auch im Handwerk. "Das Berggebiet der Zukunft muss mit der Stadt in Beziehung kommen", ist Caminada überzeugt.

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