Gespräch im Treppenhaus: "Meinen Kindheitstraum verwirklicht"

Gertrude Schrott (li.) zu Dir. Helmut Pauli: "In meinen Alter sind nicht mehr viele Wünsche öffen."
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  • Gertrude Schrott (li.) zu Dir. Helmut Pauli: "In meinen Alter sind nicht mehr viele Wünsche öffen."
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LANDECK (otko). Die Neue Mittelschule Clemens Holzmeister in Landeck ist verantwortlich für den ein oder anderen leuchtenden Stern am Himmel.
Beim bereits 8. "Gespräch im Treppenhaus" nahm vergangenen Dienstag erstmals eine ehemalige Schülerin auf dem weißen Sesselleder im Treppenhaus Platz. Die vielseitige Künstlerin und Autorin Gertrude Schrott aus Landeck besuchte von 1945 bis 1949 die Hauptschule Landeck.
Auf die Frage von Dir. Helmut Pauli, ob sie die Wende 1945 mitbekommen habe, meinte Schrott: "Daheim wurde nicht vom Krieg gesprochen. Bei Fliegeralarm mussten wir in den Luftschutzkeller. Jeder Stadtteil hatte seinen Tunnel. Wenn wir nicht in der Schule sein wollten, hatten wir öfters sogar Freude über den Alarm und es war teilweise auch lustig, obwohl man auch Angst hatte." Auch an den Beginn der Besatzungszeit un den Einzug der Amerikaner kann sich Schrott noch erinnern. "Wir mussten Jubeln und Fahnen schwingen. Zuerst kamen die Amis und dann die Franzosen. Im Hof der Schule war ein Lager dort haben wir von den Soldaten erste Kaugummis und auch Schokolade bekommen. Auch die abgeschnittenen Ecken der Sandwiches haben wir gesammelt." Gertrude Schrotts Elternhaus sollte beschlagnahmt werden. "Die Soldaten sind in die Privathäuser gekommen. Meine Schwester hat am Flügel gespielt und die Soldaten haben dann mit ihr gesungen und stattdessen das Nachbarhaus geplündert", so Schrott.

"Durfte nichts lernen"

Auch das öffentliche Bad im Keller der Hauptschule kann sich Schrott noch genau erinnern. "Das war eine Sensation und ich bin mit meinem Vater jeden Samstag hingegangen." Nach dem Krieg verbrachte sie zudem ein paar Monate in Liechtenstein. "Aufgrund von Beziehungen meines Onkels konnte ich mit Grinner Kindern dort hinreisen."
Obwohl sie eine ausgezeichnete Schülerin war und die Schule mit sehr gutem Erfolg abschloss, durfte sie nichts lernen. "Ich hätte schon wollen, aber die Mutter war dagegen. Sogar meine Zeichenlehrerin, die mein Talent gefördert hat, hat bei meinen Eltern vorgesprochen." Bis zur Heirat im Jahre 1960 hat sie sich dann als Näherin und Hilfskraft in einem Gemischtwarenladen durchgeschlagen. Die Mutter von zwei Kindern ließ sich nach 15 Ehejahren scheiden. "Die Leute haben damals viel geredet von der Frau ohne Beruf und Geld. Wir haben fest aber zusammengehalten und beide Kinder haben etwas gelernt", blickt Schrott zurück.

Vielseitige Künstlerin

Nachdem die Kinder aus dem "Gröbsten heraus waren", hat sie ihre künstlerische Ader verwirklicht. In zahlreichen Ausstellungen hat die vielseitige Künstlerin ihr Talent unter Beweis gestellt. Ihre Gedanken hat sie in bislang 15 Gedicht- und Geschichtebänden veröffentlicht. Besonders die Mundart ist ihr ein Anliegen. Zum Thema Talent meinte sie, dass jeder malen und auch schreiben könne. "Ich denke noch mit Schrecken an meine ersten Bilder zurück", scherzte die Künstlerin.
Für ihre Arbeit und ihr Wirken wurde Gertrude Schrott im Frühjahr 2014 mit dem von Engelbert Gitterle ins Leben gerufenen "Orpheus-Preis" ausgezeichnet. "Ich hab mich richtig darüber gefreut und es war etwas ganz unerwartetes", so Schrott. Den SchülerInnen gab sie noch mit auf den Weg, dass sie sich zu Hause durchsetzen sollen und das lernen sollen, was sie wollen.

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