Kammer geht auf Barrikaden

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SCHÖNWIES. 15 Monate alt und 188 Seiten dick ist sie – die Analyse vom Land, die Potenziale zur (Weiter-)Entwicklung der Nahversorgung in allen Gemeinden im Bezirk festlegt. Für heiße Gemüter bei den Einen, für Kopfschütteln bei den Anderen sorgt die Analyse nun aber in der 1.700-Einwohner-Gemeinde Schönwies.

Zur Vorgeschichte: Der Lebensmittelhandel „Hackl“ in Schönwies ist bereits seit 50 Jahren der Nahversorger in der Gemeinde. Vor drei Jahren gab es die ersten Gespräche hinsichtlich einer Nachfolge im kleinen Familienbetrieb, nachdem Seniorchef Hackl kurz vor seinem Pensionsantritt stand.Neffe Stefan Hackl übernahm draufhin mit Gattin Alexandra den Traditionsbetrieb.
Da zu diesem Zeitpunkt der Nahversorgungscheck des Landes für die Gemeinde Schönwies ergab, dass das Angebot im Lebensmittelbereich der Familie Hackl aufgrund der „Kleinflächigkeit und der geringen Produktvielfalt nicht mehr zeitgemäß zu beurteilen sei“, wurde seitens des Landes zu einer Erweiterung des bestehenden Angebots dringend angeraten. Stefan und Alexandra Hackl haben daraufhin ihren Laden von 50 auf 100 Quadratmeter vergrößert und bieten seit Juli letzten Jahres neben einer breiten Palette von Lebensmitteln des täglichen Gebrauchs auch eine Lotto- und Toto-Annahmestelle mit Tabakware.

Interesse an einer Filiale im Standort Schönwies bekundete schon vor geraumer Zeit die Lebensmittelkette M-Preis.
„Ein Gerede darüber gibt‘s schon jahrelang. Konkret wurde es dann letztes Jahr, als es hieß, dass ein M-Preis am Ortsrand bauen wird“, blickt Stefan Hackl zurück.
In Angesicht dieser Tatsache, hatte Familie Hackl vor dem Umbau der Geschäftsräumlichkeiten bei der Gemeinde um finanzielle Unterstützung des Umbaus angesucht und um die Auszahlung einer Standortprämie. Bgm. Willi Fink winkte vorerst ab. Bevor die Gemeinde den Forderungen nachgehe, wolle man die Gespräche mit M-Preis abwarten.

Dorfchef Fink wies auf Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER mehrmals hin: „Die Familie Hackl wusste von Anfang an, dass es Gespräche mit potenziellen Nahversorgern gibt. Der Gemeinde den Schwarzen Peter zuzuschieben, ist stark. Mein Mitleid hält sich stark in Grenzen.“ Dabei stellte Bgm. Fink zudem den Standpunkt der Gemeinde klar: „Wir leben in einer freien Marktwirtschaft. So einen Deal kann sich die Gemeinde nicht entgehen lassen!“
Stefan Hackl kontert, man sei vom Bgm. nie persönlich unterrichtet worden in Sachen M-Preis: „Aus der Zeitung raus und von den Gemeinderatssitzungen wusste ich, was der Stand der Dinge ist“.

Für Unverständnis sorgt bei WK-Bezirksstellenleiter Mag. Thomas Köhle die nicht als Gewerbefläche ausgewiesene angedachte M-Preis-Geschäftsfläche neben der Bundesstraße in Schönwies: „Der M-Preis-Standort wäre nur dann in Frage gekommen, wenn die Raumordnung geändert worden wäre, was passierte!“, ist Köhle verwundert.
„Die Abteilung Raumordnung beim Land und die Aufsichtsbehörde befanden die Änderung für okay und winkten sie durch“, schüttelt Köhle den Kopf. „Die Gemeinde“, so der WK-Chef, „hatte es in der Hand, ob sie es erlaubt einen Großen ansiedeln zu lassen und einen Kleinen hinzurichten. Da sieht man, dass die Gemeinde auf kurzfristiges Geld aus ist. Die sehen nur die Kommunalsteuer!“
Von Seiten der Kammer stellt Köhle grundsätzlich klar: „Betriebsansiedlungen sind zu begrüßen!“, dennoch müsse auf diese „Fehlentwicklung“ hingewiesen werden.
„Warum werden so viele Mannstunden in eine Analyse investiert, wenn Land und Gemeinde entgegen dieser Anleitung handeln und ihre Begehrlichkeiten ändern?“, fragt sich Köhle. Die Analyse sei schließlich „kein altes Papier, sondern druckfrisch“.

Lesen Sie dazu auch:
http://regionaut.meinbezirk.at/landeck/chronik/die-mehrheit-bleibt-ihrem-nahversorger-treu-d239039.html
http://regionaut.meinbezirk.at/landeck/chronik/die-kammer-die-im-zwiespalt-ist-d239043.html

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