Mein Freund, der evangelische Pfarrer

Notfallseelsorger und Organisator in der Krisenintervention, mein Freund Richard Rotter

Herzliche Gedanken im Lutherjahr

Zum ersten Mal gesehen haben wir uns genau vor 20 Jahren. Beide lagen wir auf einer Therapie-Pritsche in der alten – mehr als bescheidenen – Physiotherapie des KH Zams. Ein Vorhang trennte die Behandlungsräumlichkeiten und somit den Blick aufeinander. In plötzlicher Eingebung zog die Chefin der Therapie Schwester Marie Antoinette den Vorhang zurück…und stellte uns einander vor: Der evangelische Pfarrer Rotter von Landeck – unser neuer Kaplan Martin von Wilten.
Mit dieser ersten „liegenden Begegnung“ sollte eine jahrzehntelange Freundschaft ihren Anfang nehmen. Da ich selbst aus einem überwiegend evangelischen Gebiet Deutschlands komme, hatte ich nie Berührungsängste mit dem Protestantismus.

Gemeinsames Christ-Sein

Die Ökumene – die Bemühung um gemeinsam gelebtes Christ-sein – hat meine Jugend begleitet und geprägt. Richard Rotter und ich hatten ganz schnell eine Gesprächsgrundlage: Die gemeinsame Sorge um die Kranken in St. Vinzenz und das Bemühen, den Gläubigen entsprechenden Beistand zukommen zu lassen. Ökumenische Bußfeiern, der Emmausgang zu Ostern, ein Gottesdienst in der Gebetswoche um die Einheit der Christen, gegenseitige Besuche bei Festen und gemeinsame Gottesdienste (wie z. B. zur Einweihung der Rotkreuz-Zentrale in Zams) gehörten zu unserem gemeinsam erarbeiteten Programm.
Aus unserer persönlichen Freundschaft erwuchs die Freundschaft zur Familie Rotter und zu vielen in der protestantischen Gemeinschaft des Oberlandes. Wohl kaum ein Pfarrer ist so viel und oft unterwegs wie Richard Rotter in der Sorge um seine Gläubigen. „Ritschie“, wie ihn liebevoll viele nennen, ist für zwei Bezirke, für Landeck und Imst zuständig. Da heißt es beweglich und den Menschen zugewandt sein. Miteinander haben Richard Rotter und ich die Lawinen-Tage von Galtür 1999 ökumenisch im Krankenhaus und in der Landecker Kaserne bewältigt. Die meisten Opfer aus Deutschland waren evangelisch. In Dankbarkeit haben wir im Jahr 2000 eine gemeinsame Wallfahrt ins Heilige Land gemacht: 20 Katholiken und 21 Protestanten (Ritschies Frau Mechthild machte den gewinnenden „Überhang“ von plus Eins aus ).

Aschermittwoch und Krisenintervention

Unvergessen bleibt mir der Aschermittwoch auf der Halbinsel Sinai, wo wir einander das Aschenkreuz im Schatten der Zeltplanen eines Beduinen auflegten und uns an die Pflicht zu Umkehr und Erneuerung des Glaubens erinnerten. Mit Unterstützung von Generalvikar Dr. Klaus Egger haben wir die Krisenintervention und Notfallseelsorge im Oberland gegründet und miteinander verbandelt.
Eine Verbindung, die heute manchmal „stottert“ und doch so wichtig wäre.

Dankbares Feiern

Nun feiern die Protestanten in diesem Jahr Martin Luther und die Reformation. Dankbar schaue ich auf das Bibelwissen, das uns die evangelische Kirche eröffnet hat und so viele gemeinsame Volksgesänge. Kritisch bin und bleibe ich gegenüber der Person Luthers, die bockbeinig und machtbewusst eben auch ihre Kanten und Fehler hatte. Bei der ganzen Reformation gäbe es viel zu diskutieren und zu klären – aber nicht an dieser Stelle. Hier will ich einfach einmal DANKE sagen an einen Pfarrer, einen engagierten Christen, an seine Frau Mechthild und seine Töchter für all das Gute, das wir in unserer Freundschaft und zum Wohl der Menschen in den letzten 20 Jahren teilen durften! Ad multos annos.

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