Die vielen Scheren bei den Einkommen

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TIROL. Ungerechtigkeit 1: Hohe Erwartungen, geringe Löhne:
Seit 1. März 2011 müssen Unternehmen in Inseraten angeben, wie die ausgeschriebene Stelle entlohnt wird. „Dabei wird sichtbar, dass der in Aussicht gestellte Lohn nicht mit den hohen Ansprüchen an MitarbeiterInnen Schritt hält. Vom Personal wird hohe Qualifikation, beste Arbeitsleistung, Belastbarkeit usw. verlangt, ohne dass sich das immer in entsprechender Entlohnung niederschlägt“, kritisiert der gf. Vorsitzende der SPÖ Tirol, Gerhard Reheis. „Wer eine gute Ausbildung mitbringt, familienfeindliche Arbeitszeiten in Kauf nimmt oder/und in der Arbeit physisch oder psychisch sehr belastet ist, hat ein Recht darauf, dies mit einem ordentlichen Gehalt abgegolten zu bekommen.“

Ungerechtigkeit 2: Löhne wachsen langsamer als Vermögen:
Dazu kommt: Löhne steigen viel langsamer als Vermögens- und Unternehmensgewinne. Diese stiegen im Zeitraum 2001 bis 2009 etwa vier Mal so schnell wie die Arbeiterentgelte. Jene 40 Proeznt der Bevölkerung mit den geringsten Einkommen haben seit Mitte der 1990er Jahre vor allem zugunsten der obersten 20 Prozent verloren. Dieses Faktum wird im stetigen Rückgang der Lohnquote über die letzten Jahrzehnte sehr deutlich sichtbar.
„Die Reichen werden reicher und das auf Kosten der immer ärmer werdenden Armen“, stellt SPÖ-Klubobmann Hans-Peter Bock kritisch fest. Verschärft wird die Situation noch dadurch, dass die Abgabenlast auf Lohneinkommen größer wird.

Ungerechtigkeit 3: Minderbezahlung ist weiblich:
Dass Frauen weniger verdienen als Männer, auch wenn sie gleichwertige Arbeit leisten, ist ein weiteres gesellschaftliches Manko, das Reheis und Bock anprangern. „Nicht nur, dass Frauen weniger verdienen, weil sie in Teilzeitarbeit gedrängt werden, es lässt sich leider auch feststellen, dass Branchen mit einem hohen Frauenanteil im Einkommensvergleich schlecht aussteigen“, führt Reheis aus. 53 Prozent aller unselbstständig arbeitenden Frauen, aber nur 30 Prozent der Männer arbeiten in Branchen, deren Einkommen unter dem Medianwert liegt. „Es braucht noch viel Bewusstseinsbildung und Investition in Strukturen wie Kinderbetreuung, damit sich das ändert“, so die Schlussfolgerung.

Ungerechtigkeit 4: Berufseinsteiger werden vermehrt in atypische Arbeitsverhältnisse gedrängt:
Die Zahl der unselbstständig Erwerbstätigen, die atypisch beschäftigt sind, steigt ungebremst. 2011 standen 81 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen in einem Normalarbeitsverhältnis, Tendenz stark sinkend.
Besonders am Beginn und am Ende der Erwerbslaufbahn treten diese atypischen Beschäftigungsformen auf. Für Reheis „ein Skandal, dass man junge Menschen dermaßen ausbeutet und ältere am Schluss ihrer Laufbahn ausgliedert, weil sie ‚zu teuer’ werden.“

Ungerechtigkeit 5: Einkommen ist von äußeren Faktoren abhängig:
Einkommensunterschiede in Österreich und Tirol bestehen sowohl nach Berufsgruppe, Branche und Region wie auch - wie oben erwähnt – nach Geschlecht.
„Das ist nicht immer nachvollziehbar, besonders nicht in der feststellbaren Höhe“, konstatieren Reheis und Bock. Es zeigt sich aber auch, dass in Branchen mit hohem gewerkschaftlichem Organisationsgrad die Löhne durchwegs höher sind als in solchen ohne Betriebsräte und Gewerkschaft. „ArbeitnehmerInnen sollten in ihrem eigenen Interesse, egal in welchem Bereich sie tätig sind, einer Gewerkschaft anschließen und Betriebsräte gründen. Dann ist es leichter, die eigenen Rechte mit Nachdruck einzufordern“, lautet der Appell der beiden SPÖ-Politiker abschließend.

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