Tonkünstler
Eine Totenmesse von Dvořák
Giuseppe Verdis Requiem zählt neben Ludwig van Beethovens Missa solemnis und Johannes Brahms' Deutschem Requiem zu den großen Meisterwerken geistlicher Musik des 19. Jahrhunderts. Dann kam Antonín Dvořáks 1890 komponiertes Requiem op. 89 (B 165) dazu. Allerdings nicht für den kirchlichen Einsatz, sondern für den Konzertsaal. Der kanonische Text in der katholischen Totenmesse ist die Grundlage für die Entstehung des Werkes. Es bewegt sich in Balance von leisen Tönen und hitziger Leidenschaft. Politisch ist es die Zeit eines Umbruchs. Klöster und Bibliotheken wurden geschlossen. Der Kirchenbesitz wurde konfisziert.
Das konnte an Dvořák nicht vorbeigehen. Er war zu dieser Zeit in England und feierte mit seinen Kompositionen große Erfolge. Das Festkomitee Birmingham Triennial Musical wünschte sich ein neues geistliches Werk. Das lieferte er dann auch etwas verspätet.
Klangfarben waren vorerst nicht zu spüren. Man war geneigt, eine Auferstehungs-Symphonie zu hören. Das änderte sich sehr schnell. Im Musikverein dirigiert das Requiem Dvořáks Marek Sedivý. Er lässt das Tonkünstler Orchester Niederösterreich flott und mit Akribie spielen. Laut spielen ist kein Kriterium für Qualität. Šedivý ist ein Dirigent mit stürmischen Gesten, der feine Nuancen manchmal vermissen lässt, insgesamt aber einen guten Eindruck hinterlässt.
Der tschechische Konduktor wird unterstützt vom Slowakischen Philharmonischen Chor und den Solisten Alžběta Poláčková (Sopran) aus Prag, Lucie Hilscherová (Alt) aus Hranice na Moravě, Carlos Cardoso (Tenor) aus Portugal und Jozef Becni (Bass) aus dem slowakischen Žiar nad Hrono. Der junge Tenor aus Portugal zeigt, was er zu bieten hat, reiht sich aber gut ins Sänger-Ensemble ein.
Dass das Requiem ein Erfolg ist, liegt sowohl am Chor, der ein hohes Ausdruckspotential hat, als auch an den Tonkünstlern, die Freude haben, mit einem noch nicht so arrivierten Dirigenten am Pult ein anspruchsvolles Konzert zu spielen.
Die Künstler werden mit großem Applaus bedacht.
Next: Romeo & Julia am 12.10. um 19,30.
Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zur Oper «Così fan tutte» KV 588
Joseph Haydn
Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur Hob. VIIb:1
Sergej Prokofjew
Suite aus dem Ballett «Romeo und Julia» op. 64 (Zusammenstellung: Yutaka Sado)
Infos und Tickets: www.tonkuenster.at
Reinhard Hübl
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