Flüchtlingseinrichtung Haus Erdberg
Bewohner und Mitarbeiter protestierten gegen Schließung
Die Flüchtlingseinrichtung "Haus Erdberg" soll geschlossen werden. Das war Anlass dafür, dass heute, 9. Juni, zahlreiche Bewohner und Mitarbeiter der Einrichtung demonstrierten.
WIEN/LANDSTRASSE. "Wir kämpfen für die Erhaltung des Haus Erdberg!" tönte es gegen 14 Uhr durch die Erdberger Straße. 20 Mitarbeiter und viele der insgesamt 190 Bewohner des Flüchtlingsheimes zogen mit Protestschildern und unter Begleitung der Polizei zum Fond Soziales Wien (FSW) in der Guglgasse beim Gasometer.
Seit 2015 bietet das Haus Erdberg für insgesamt 190 Männer mit Fluchthintergrund ein Zuhause. Darunter auch Aktaa Abullah, der seit fünf Jahren hier wohnt. Er organisierte eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des Hauses, die dem FSW übergeben wurde; viel bewirken konnte er damit sowie einer Anfrage an Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) aber nicht. "Ein bisschen Hoffnung besteht mit der Demonstration noch", erzählt Abullah. Wo er im Falle der Schließung unterkommen kann, weiß er noch nicht. Seine größte Sorge ist, dass er in einem Mehrbettzimmer untergebracht wird – gerade in Coronazeiten sehen das die Bewohner und Mitarbeiter kritisch.
Destabilisierung und Existenzängste
"Für die Bewohner ist das eine massive Belastung. Inmitten der Pandemie sollen ihre Einzelzimmer gegen Mehrbettenzimmer getauscht werden. Nach wie vor ist für viele ungeklärt wo sie zukünftig überhaupt untergebracht werden", erzählt Katharina Kronhuber, Vorsitzende des Betriebsrates beim Arbeitersamariterbund.
Von den 20 Mitarbeitern haben bis jetzt aktuell nur zwei eine Stelle in der Wohnungslosenhilfe beim Arbeitersamariterbund gefunden, weitere zwei lassen sich zu Rettungssanitätern umschulen, die übrigen 16 Mitarbeiter stehen vor drohender Arbeitslosigkeit.
Gegen Einsparungen im Sozialbereich
Der Grund für die Schließung sei, dass das Haus rote Zahlen schreibe und das Haus nicht genug ausgelastet sei, heißt es vom FSW, der Fördergeber dieser Einrichtung. "Erneut wird eine Sozialeinrichtung geschlossen, nicht etwa um die Lebensbedingungen der Betroffenen zu verbessern und sie in sichere Wohnungen unterzubringen, sondern um Kosten zu sparen", hört man von den Demonstranten.
Unterstützung erhielt der Protest von der Initiative Sommerpaket. Diese setzt sich gegen die Marginalisierung von Gesellschaftsgruppen und Unterschiede wie etwa wenn es um den Zugang zum Gesundheitssystem oder Arbeitsmarkt geht, ein. "Viele von den Bewohnern waren jahrelang auf der Flucht und verlieren jetzt schon wieder ihr Zuhause. Viele dürfen auch nicht arbeiten gehen. Hier werden Perspektiven genommen", so ein Mitglied der Initiative, das ungenannt bleiben möchte.
Mit der Demo soll das sichtbar gemacht werden. Mitarbeiter und Bewohner fordern sichere Wohn-, sowie Lebensbedingungen der Bewohner des Hauses und Anstellungszusagen der gekündigten Angestellten. Seitens des Betriebsrates hofft man auch noch auf eine Möglichkeit zum Gespräch mit dem FSW.
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