Hanuschhof, Ludwig-Koeßler-Platz 4, 1030 Wien
Hanuschhof
Ludwig-Koeßler-Platz 4, 1030 Wien
Baujahr: 1923-1925
Wohnungen: 475
Architekt: Robert Oerley
Geschichte
Bis etwa 1900 gab es im Bereich der unteren Dietrichgasse zum Donaukanal hin das Sägewerk Anderl. An der Stelle des Fabrikgebäudes wurde 1901/02 der noch heute bestehende Betriebsbahnhof der Wiener Linien errichtet. (Heutige Strassenbahnmuseum)
Auf dem ehemaligen Holzlagerplatz des Sägewerks entstand ab 1923 der Hanusch-Hof.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage erstreckt sich auf einem dreieckigen Grundstück zwischen Dietrichgasse und Erdberger Lände, das spitz auf den Ludwig-Koeßler-Platz zuläuft. Die schmale Hauptfront zum Ludwig-Koeßler-Platz ist den Prinzipien der Moderne entsprechend schmucklos und nüchtern gestaltet. Die äußersten Fensterachsen sind leicht nach hinten versetzt, wodurch das Zulaufen der Anlage auf den Platz nochmals betont wird. Die Fenster sind mit einer schlichten
Verdachung
versehen. Einfache Gesimsbänder trennen die Geschoße voneinander. Zum Ausgleich dieser horizontalen Betonung werden die Fassaden an den Längsseiten durch spitz vorgezogene Paare von Erkerachsen gegliedert. Bekrönt werden diese jeweils von einem Dreiecksfenster im
Dachgeschoß.
An zwei Stellen schwingt der Bau an die Dietrichgasse
konkav ein, wodurch kleine Straßenhöfe gebildet werden. Einen solchen Vorhof gibt es auch zur Lechnerstraße. In die lange Front zur Erdberger Lände ist ein zweigeschoßiger Block eingefügt. In diesem waren ursprünglich die Wäscherei, eine Bücherei und ein Kindergarten untergebracht.
Der Innenhof ist ein langes, sich durch die Einbuchtungen der Straßenhöfe immer wieder weitendes und verengendes Raumkontinuum. Die an den Fassadenenden langgezogenen Gesimsbänder scheinen die massive Architektur in fließende Bewegungen zu versetzen, denen sich die gelegentlich vorgezogenen Erkerachsen rhythmisch angleichen. Durch die später angebauten Aufzugstürme wird diese Wirkung allerdings erheblich beeinträchtigt.
Der Name
Benannt ist die Wohnhausanlage nach dem Politiker Ferdinand Hanusch (1866-1923). Er gilt als Begründer des modernen Arbeitsrechts.
Bereits seit 1891 war Hanusch aktiv in der Arbeiterbewegung tätig. 1918 wurde er Staatssekretär für soziale Fürsorge. In seiner zweijährigen Amtszeit baute er eine Sozialgesetzgebung auf, die Vorbild für andere Staaten wurde. Unter seiner Leitung wurde auch die Kammer für Arbeiter und Angestellte gegründet.
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