WeHelp!
Landstraßer Flüchtlingshilfe am Balkan
Die Situation für Flüchtlinge am Balkan spitzt sich zu. Renato Čiča und sein Team helfen, wo es geht.
In der Leberstraße werden fleißig Kleiderspenden gesammelt, alle helfen mit. Das Gesammelte kommt, in LKWs gepackt, nach Bosnien. Dort hilft der Verein "We Help!" unter Obmann Renato Cica gestrandeten Flüchtlingen.
Bis vor Kurzem waren sie noch in Vučjak tätig - ein Flüchtlingslager nahe des Ortes Bihać. Hier saßen mehr als 600 Menschen auf einer Mülldeponie unter desaströsen Bedingungen fest. Nun ist das berüchtigte Camp geschlossen. Ein Ende des Leides bedeutet das allerdings nicht. Die Flüchtlinge wurden in anderen Camps untergebracht, auch dort herrschen Armut und Hoffnungslosigkeit.
Der gebürtige Bosnier Renato Čiča kam selbst während des Balkankriegs nach Wien. Heute arbeitet er hier als Behindertenbetreuer, gründete eine Familie und will nun anderen Menschen helfen. Die "Home Base", oder "Unser Zuhause", wie Čiča es nennt, des Vereins liegt im Dritten. Dort werden die Spenden gesammelt, eingepackt, von dort wird alles in die Transportmittel geladen. Und dort treffen sich die Vereinsmitglieder auch regelmäßig.
Überwältigende Eindrücke
Alles beginnt 2015, im Jahr der Flüchtlingskrise und der Flutkatastrophe in Bosnien. "Ich habe gedacht, wir müssen etwas tun", erinnert sich Čiča. Er fährt zwei Mal nach Bosnien, auch an die ungarische Grenze, tut was er kann. Danach ist er ausgebrannt, die Bilder lassen ihn nicht los. Er will weiter helfen, unterstützt die hier Angekommenen bei Deutschkursen oder Amtswegen.
Es bildet sich ein Pool an Leuten - bis schließlich 2016 der Verein "We Help!" gegründet wird. Ein Verein, der sich für Menschen mit Behinderung einsetzt - aber auch für geflüchtete Menschen. 2019 fährt Čiča wieder nach Bosnien - diesmal nach Vučjak. "Beim ersten Mal war alles abgesperrt, sie ließen uns nicht rauf und wir verteilten die Spenden unten im Dorf", erinnert er sich. "Beim zweiten Mal wollten wir ins Lager, die Spenden selbst überbringen und sehen, wo sie landen".
Auf offiziellem Weg, gemeinsam mit dem dortigen Roten Kreuz, durften Čiča und sein Team nach Vučjak. Was er dort erlebte, wird er so schnell nicht mehr vergessen. Die Eindrücke überwältigten ihn. "Es war trüb und beängstigend, ich war traurig und wütend. Diese Menschen waren selbst einmal Flüchtlinge", sagt er. "Wer würde nicht fliehen, wenn er hungert und leidet".
"Bei Schnee und minus sechs Grad laufen die Menschen ohne Jacken und Schuhe herum - auch Kinder. Es gab ein WC für 600 Personen. Das waren menschenunwürdige Zustände, nicht einmal ein Schwein würde ich dort lassen". Doch eines begeisterte den gebürtigen Bosnier: Die Lebensfreude der Flüchtlinge. "Ich dachte mir dann: Wenn sogar sie noch diese Freude ausstrahlen - dann muss ich die Kraft aufbringen, weiter zu helfen". Menschlichkeit ist jenes Wort, das für Čiča zählt.
Spenden immer benötigt
Denn auch nach der Schließung von Vučjak ist noch genug zu tun. Aber "WeHelp!" möchte sich nicht auf Bosnien beschränken - eine Reise nach Griechenland ist bereits im Gespräch.
Am 30. Jänner geht es erst einmal wieder nach Bosnien. Über Kleidungs- und Geldspenden freut sich der Verein immer. Wer helfen möchte, kann das auch gerne in Wien tun - beim Spenden einpacken. Vor Ort gestaltet sich das eher schwierig. "Dort geht es nicht ums Anschauen, dort müssen geschulte Leute sein", so Čiča.
Mehr Infos dazu unter: www.facebook.com/wehelp.or.at/.
Wer mit Geld aushelfen möchte, kann das unter dem Spendenkonto tun: Erste Bank, We Help/ e.V., IBAN: AT70 2011 1828 7647 5700, BIC: GIBAATWW, Verwendungszweck: Bosnien
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