St. Paul
Dem Stift gehen die Mönche aus, nur vier bleiben übrig

Ein Bild aus dem Juli 2023: Nur vier der abgebildeten Mönche bleiben dem Stift St. Paul erhalten. | Foto: Privat
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Die Ordensgemeinschaft im Stift Paul ist von elf auf vier Mönche zusammengeschrumpft. Hinter vorgehaltener Hand spricht man von einem Generationenstreit.

ST. PAUL. Groß war die Freude im Stift St. Paul jedes Mal, wenn die Ordensgemeinschaft ein neues Mitglied begrüßte. Junge Mönche wie Petrus Tschreppitsch, Nikolaus Reiter und nicht zuletzt der scheidende Administrator Marian Kollmann verliehen dem Orden einen jungen, frischen Anstrich und nahmen gerne die Gelegenheit wahr, das Stift nach außen zu repräsentieren. Auch in der Bevölkerung erfreuten sie sich großer Beliebtheit. Doch davon ist nicht mehr viel übrig: In aller Stille haben sechs junge Mönche das Stift verlassen bzw. sind im Begriff, der Gemeinschaft den Rücken zu kehren. Alt-Abt Bruno Rader verstarb im Februar. Damit reduziert sich die Zahl der Mönche von elf auf vier.

Stift St. Paul im Lavanttal. | Foto: Photofex - stock.adobe.com
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Sechs Abschiede

Administrator Marian Kollmann hat seinen Rücktritt offiziell bekannt gegeben, er will sich eine mehrmonatige Auszeit nehmen. Nikolaus Reiter und Romanus Kriebernegg sind im Jänner aus dem Orden ausgetreten. Petrus Tschreppitsch begibt sich im Herbst in eine Sabbatzeit. Auch die Zeit von Cyprian Walter und Nikodemus Witek am Stift St. Paul neigt sich dem Ende zu. Während sich ersterer einer Einsiedelei in Niederbayern anschließen will, plant Nikodemus, wieder als Diözesanpriester tätig zu sein – allerdings nicht in St. Paul. Übrig bleiben Siegfried Stattmann, Gerfried Sitar, Thomas Petutschnig und Anselm Kassin.

Ist der Wurm drin?

Die Gerüchteküche brodelte schon lange, auch Leserbriefe dazu erreichten die Redaktion der Woche Lavanttal: „Woran liegt es, dass Stiftskapitulare das Haus nach einiger Zeit wieder verlassen? Offenbar ist in der Gemeinschaft der Wurm drin“, meint sich ein Leser. Und auch in den sozialen Medien gehen die Wogen hoch: „Heute ist ein trauriger Sonntag für St. Paul. Ich habe soeben erfahren, dass unsere guten Pfarrer aus dem Stift St. Paul vertrieben werden“, schreibt eine Userin auf Facebook.

Generationenkonflikt

Eine Person aus dem näheren Umfeld des Stiftes, die anonym bleiben möchte (Name der Redaktion bekannt), spricht über die Gründe für die Rücktrittswelle. Es gehe um einen handfesten Generationenkonflikt: „Die ‚Alten im Stift‘ haben sich über Jahre gegen alles gestemmt, was die Jungen in Gang setzen wollten, von der Kräuterwerkstatt bis hin zur Jugendarbeit. Sie haben es mit permanentem Kritisieren, Nörgeln, Schlechtmachen und Kleinreden aller neuer Ideen geschafft, dass die jungen Mönche das Handtuch schmissen.“

Johannes Perkmann: "Gerüchte bilden nicht die Realität ab." | Foto: Privat
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„Nicht die ganze Realität“

Um Deeskalation bemüht ist Johannes Perkmann, Abtpräses und damit Oberhaupt der österreichischen Benediktinerkongregation. Von internen Streitereien will er nichts wissen: „Ich bin überrascht, dass solche Gerüchte kursieren, wäre aber sehr vorsichtig, hier ein Urteil zu fällen. Gerüchte bilden selten die gesamte Realität ab.“ Eine gewisse Fluktuation in einer Abtei sei normal: „Es gibt derzeit in jedem Kloster ein Ringen, wie man am besten in die Zukunft geht und wie man mit großen Herausforderungen, die das moderne Leben an ein Kloster stellt, umgeht. Wenn jemand in eine Ordensgemeinschaft eintritt, gibt es eine Erprobungszeit von mehreren Jahren. Entscheidet sich derjenige doch, einen anderen Weg zu gehen, dann muss man ihm das auch zubilligen. Und es ist ja nicht gesagt, dass jene zwei Mönche, die sich eine Sabbatzeit nehmen, für uns für immer verloren sind. Dass es heute eine stärkere Fluktuation gibt als noch vor einigen Jahren, ist ein Spiegel der Gesellschaft.“

Nachfolger am 6. Mai

Dass die Personalsituation knapp ist, bestätigt auch der Abtpräses: „Natürlich ist das – wie in vielen andere Berufsgruppen auch – ein schwieriges Thema für uns. Ein Kloster ist allerdings mehr als die bloße Anzahl der Mönche, es ist eine Arbeitsgemeinschaft mit vielen Mitarbeitern und auch Lehrern.“ Perkmann hofft, dass es bald wieder positivere Neuigkeiten aus dem Stift zu vermelden gibt. Am 6. Mai wird der neue Leiter des Stiftes St. Paul präsentiert.

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