Koralmbahn
Den Bahnhof Lavanttal gibt es auch als digitalen "Zwilling"

Projektleiter Gerald Zwittnig (ganz links), die Projektkoordiantoren Markus Höhndorf und Stefan Gram (2. und 4. v.l.) und ÖBB-Pressesprecherin Rosanna Zernatto-Peschel am zukünftigen Bahnhof St. Paul.  | Foto: MeinBezirk.at
8Bilder
  • Projektleiter Gerald Zwittnig (ganz links), die Projektkoordiantoren Markus Höhndorf und Stefan Gram (2. und 4. v.l.) und ÖBB-Pressesprecherin Rosanna Zernatto-Peschel am zukünftigen Bahnhof St. Paul.
  • Foto: MeinBezirk.at
  • hochgeladen von Daniel Polsinger

Der Bau der Koralmbahn befindet sich in seiner heißesten Phase. Nicht einmal mehr ein Jahr lang haben die Ingenieure Zeit, bis die ersten Züge zwischen Klagenfurt und St. Paul verkehren. Im Hintergrund soll ein „digitaler Zwilling“ der Anlage vieles erleichtern.

LAVANTTAL. Ganze 23 Jahre – also beinahe die Zeitspanne einer ganzen Generation – ist es nun her, dass in den Bereichen Klagenfurt und Graz erste Baumaßnahmen für das Jahrhundertprojekt Koralmbahn getätigt wurden. Heute befindet man sich bei dem 5,5-Milliarden-Euro-Projekt auf der Zielgeraden. Am 10. Dezember 2023 wird die Kärntner Seite der Koralmbahn, also die Strecke zwischen Klagenfurt und St. Paul, in Betrieb genommen. Genau zwei Jahre später folgt dann die Gesamtstrecke von Klagenfurt bis Graz. „Und da fährt sprichwörtlich die Eisenbahn drüber“, versichert Projektleiter Gerald Zwittnig von der ÖBB-Infrastruktur AG.

70 Kilometer auf einen Schlag

Davor muss allerdings noch ein enormes Arbeitspensum bewältigt werden. Die wichtigsten Schlüsselfaktoren sind die Fertigstellung des Bahnhofs St. Paul sowie der Jauntalbrücke. An beiden wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet. „Nahtlos an diese letzten Arbeiten wird im Herbst eine intensive Hochfahrphase anschließen, in der wir die gesamte Infrastruktur auf Herz und Nieren prüfen, bevor wir mit einem Schlag 70 Kilometer neue Eisenbahnstrecke in Betrieb nehmen“, kündigt Zwittnig an. Erste Testfahrten sind bereits für den Sommer dieses Jahres geplant. Mit dem Baufortschritt zeigt man sich bisher überaus zufrieden: „Wir befinden uns voll im Zeit- und auch im Kostenplan“, so Zwittnig.

Revolution im Planungsbüro

Für die ÖBB-Infrastruktur zählt der Bereich rund um den Bahnhof St. Paul zu den technisch anspruchsvollsten Strecken der Koralmbahn. Vom Tunnel- und Bahnhofsbau bis hin zur Flussüberquerung – hier müssen die Ingenieure alle Register ihres Könnens ziehen. Da liegt es nahe, nicht nur aus bautechnischer, sondern auch aus planerischer Sicht neue Wege zu beschreiten. So dienen der Bahnhof St. Paul und die Tunnelkette Granitztal als Pilotprojekte für das sogenannte Building Information Modeling (BIM). „Es handelt sich dabei um die jüngste digitale Revolution des Ingenieurwesens“, berichtet Projektkoordinator Stefan Gram. „So wie vor 30 Jahren die CAD-Technik das händische Zeichnen von Plänen abgelöst hat, ist BIM der nächste Schritt.“

Digitaler Zwilling

Grob umrissen werden Objekte beim BIM dreidimensional modelliert. Der Bahnhof existiert nicht nur in seiner physischen, für uns alle sichtbaren Form, sondern auch als sogenannter „digitaler Zwilling“ – ein genaues Abbild der Anlage, bestehend aus Bits und Bytes. Doch es geht dabei um viel mehr als nur um das Erstellen schöner Modelle. Der eigentliche Clou der Sache liegt in dem Datenschatz, der sich hinter den Grafiken verbirgt. Wie ein lebender Organismus wird das Modell von allen Planern, die daran beteiligt sind, mit Informationen gefüttert und wächst dadurch permanent. Dies bringt enorme Vorteile sowohl während der Planungsphase als auch im laufenden Betrieb mit sich. Aus welchem Material besteht diese oder jene Fassade? Wie oft muss eine bestimmte Brandschutzklappe kontrolliert werden? Wie sieht die Bedienungsanleitung für einen Lüfter aus und wen kontaktiert man, wenn dieser defekt ist? Fragen wie diese kann der Instandhalter nach wenigen Klicks durch die Anlage in Windeseile beantworten.

Der Bahnhof Lavanttal existiert nicht nur in „echt“, es wurde auch dein sogenannter „digitaler Zwilling“ modelliert, der die Instandhaltung effizienter machen soll.
  • Der Bahnhof Lavanttal existiert nicht nur in „echt“, es wurde auch dein sogenannter „digitaler Zwilling“ modelliert, der die Instandhaltung effizienter machen soll.
  • hochgeladen von Daniel Polsinger

Know-how bleibt erhalten

„In weiterer Folge wird es sogar möglich sein, dass anstehende Arbeitsschritte, wie etwa das Austauschen einer Sicherung, mithilfe einer Virtual-Reality-Brille simuliert werden können, damit es nachher schneller geht“, prognostiziert Projektkoordinator Markus Höhndorf. Übergeordnetes Ziel ist eine effiziente Instandhaltung der Infrastruktur mit geringstmöglicher Einschränkung des Betriebs. Es gibt weitere positive Effekte des BIM: Während der Planungsphase können etwaige Kollisionen zwischen den einzelnen Planungsdisziplinen bereits im Vorfeld erkannt werden. Und Know-how, das während der Planung entsteht, bleibt gespeichert – besonders vorteilhaft, wenn beispielsweise im Personalstand Generationenwechsel anstehen.

400 Projekte gleichzeitig

Österreichweit arbeitet die ÖBB-Infra durchschnittlich an 300 und 400 hochkomplexe Projekte gleichzeitig. Die Koralmbahn ist das erste Projekt, bei dem BIM zum Einsatz kommt. „Während die Methode im Hochbau bereits verbreitet ist, stellte sie für uns bisher Neuland dar. Das liegt auch daran, dass klassische Hochbauanlagen wie etwa Hochhäuser viel einfacher zu planen sind als beispielsweise ein Gleis oder ein Bahnhof“, erklärt Gram. Mittel- und langfristig wird BIM aber in sämtliche Bauprojekte der ÖBB Infra Einzug halten – und nicht nur dort. „Die Methodik wird sich in allen Bereichen der Planung durchsetzen“, ist sich Gram sicher.

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.