Fleischersatz
Lavanttaler hegen wenig Liebe für's vegane Schnitzel
Vegane Fleischersatzprodukte sind in aller Munde – bisher allerdings nur sprichwörtlich. Nicht jeder ist vom veganen Schnitzel, Leberkäs und Faschiertem begeistert, wie die MeinBezirk.at-Umfrage zeigt.
Julia Radl,
Diätologin am LKH Wolfsberg
„Grundsätzlich wird eine pflanzenbasierte Kost mit wenig tierischen Produkten – dafür mit guter Qualität – empfohlen. Dies stellt nicht nur für unsere Gesundheit, sondern auch für die Umwelt einen positiven Effekt dar. Vegane Ernährung setzt gute Planung und Abwechslung voraus. Hierbei können Fleischersatzprodukte verwendet werden, es ist jedoch wichtig, immer auf die Zutatenliste zu blicken – viele dieser Produkte enthalten große Mengen Zusatzstoffe, Zucker, Salz oder Fett, andere wiederum wirken sich nicht günstig auf die Umwelt aus (lange Transportwege etc.). Deshalb lieber großteils „natürliche“ Lebensmittel gut kombinieren (sebstgemacht) oder ab und zu auf Bio-Ersatz-Produkte zurückgreifen.“
Martina Lippitz,
Buschenschank Lippitz im Granitztal
„In unserem Buschenschank wird nicht explizit nach veganen Alternativen zu Salami und Co. gefragt. Die Gäste interessieren sich eher dafür, was es gerade aus dem Garten gibt. Unser Grünzeugteller mit Gemüse aus dem Hausgarten ist immer wieder als Beilage beliebt. Ich selbst esse gern zwischendurch vegan und lasse mich auch gerne von einem veganen Kuchen überraschen, für Fleischersatzprodukte kann ich mich aber nicht begeistern, da sie lebensmitteltechnologisch meist recht weit von einer traditionellen Lebensmittelproduktion entfernt sind und die Herkunft der Ausgangsprodukte – wie auch bei tierischen verarbeiteten Lebensmitteln – schwer nachvollziehbar ist. Ich setze meine Ernährungsschwerpunkte eher im Bereich der Regionalität und geschmacklichen Authentizität. Also lieber eine frische Melanzani mit frischen Gewürzen als ein veganes Würstchen am Grill.“
Wolfgang Mager,
Gastronom im Gasthof Deutscher (St. Andrä)
„Die Frage nach veganen Fleischersatzprodukten ist uns im Gasthof Deutscher bisher noch nicht untergekommen. Aufgrund der nicht vorhandenen Nachfrage kann ich mir zurzeit auch nicht vorstellen, solche Produkte anzubieten. Wir haben immer auch zwei vegetarische Gerichte – davon ein veganes – auf unserer Speisekarte und bieten unter der Woche auch immer ein Fleisch- und ein vegetarisches Gericht an. Ich halte zurzeit noch sehr wenig von Fleischersatzprodukten, weil sie hauptsächlich in Labors produziert werden. Sollte die Nachfrage irgendwann steigen, werde ich auf jeden Fall nach Produkten Ausschau halten, die in Österreich produziert werden. Auf der Gastromesse in Salzburg habe ich eine vegane Wurst gekostet, die in Oberösterreich produziert wird und die geschmacklich als auch von der Konsistenz her sehr gut war. Wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich sie wahrscheinlich nicht als vegane Wurst erkannt.“
Andrea Buchsbaum,
Gastronomin im vegetarischen Bistro „Seelenfutter“ in Wolfsberg
„Die Nachfrage nach veganen Gerichten steigt – auch in Wolfsberg. Nach veganen Fleischalternativen hat bei mir allerdings noch niemand gefragt. Im Bistro ‚Seelenfutter‘ biete ich diese auch nicht an. Das von uns zubereitete Tofu wird biologisch in Österreich produziert und wird ein reines Naturprodukt, währen die Fleischersatzprodukte viele Aromen und Zusatzstoffe enthalten. Obwohl ich selbst fleischlos lebe, halte ich davon überhaupt nichts. Erst kürzlich habe ich vegane Wurst probiert und mein Körper hat darauf gar nicht gut reagiert – genauso als wenn ich echte Wurst gegessen hätte. Was ich mir aber einreden lasse, ist beispielsweise Käseersatz auf Nussbasis. Faschierte Laibchen kann man beispielsweise durch Bohnenlaichen sehr gut ersetzen“
Michael Schüßler,
passionierter Hobbykoch aus Wolfsberg
„Veganismus ist seit einiger Zeit sicherlich auch zu einem guten Stück Lifestyle-Trend. Man erkennt das am stetig und rasch steigenden Angebot von Fleischersatzprodukten in den Supermärkten - es ist ein wachsendes Geschäft mit noch lange nicht ausgereiztem Umsatzpotenzial und darin sehe ich die Hauptantriebsfeder dieser Bewegung. Ich persönlich achte beim Einkauf der Lebensmittel sehr auf Herkunft, Haltungsbedingungen und Regionalität. Der traditionelle Fleischer ist meine Bezugsquelle und ihm vertraue ich in diesen Fragen und in puncto Qualität. Nach meiner Überzeugung kann kein künstliches Produkt den Genuss von hochwertigem Fleisch und daraus sorgfältig zubereiteten Speisen zufriedenstellend kopieren und schon gar nicht ersetzen. Es sei jedem der Umgang mit dieser Thematik freigestellt, aber ich kann der teilweisen Bevormundung und dem Initiieren von schlechtem Gewissen beim Verzehr eines Wiener Schnitzels absolut nichts abgewinnen. Ich esse Fleisch genauso genussvoll und bewusst, wie ich es auch kaufe und zubereite.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.