Jürgen Groß
"Vision Österreich"-Mitbegründer im Interview

Der Wolfsberger Unternehmer Jürgen Groß ist Bundeskoordinator der neuen politischen Gruppierung "Vision Österreich". | Foto: Privat
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ÖSTERREICH, WOLFSBERG. Für bundesweites Aufsehen sorgte in der vergangenen Woche die Gründung der neuen Partei „Vision Österreich“ durch Ex-MFG-Landessprecher Alexander Todor-Kostic. Als Bundeskoordinator wurde der Wolfsberger Jürgen Groß vorgestellt. Der Lavanttaler Woche stand er Rede und Antwort.

LAVANTTALER WOCHE: In der Pressekonferenz zur „Vision Österreich“-Gründung haben sich zwei Themen herauskristallisiert. Das Auftreten gegen die Corona-Maßnahmen und gegen die Sanktionen gegen Russland. Wir das reichen, um die Kärntner bei der Landtagswahl zu überzeugen?
Jürgen Groß: Ich würde uns nicht auf diese zwei Themen reduzieren. Wir sind nicht den klassischen Weg gegangen, indem wir ein Parteiprogramm aufgesetzt haben, das dann von Parteisoldaten auswendig gelernt wird. Wir haben im ersten Schritt ein Leitbild verfasst, in dem wir unsere Werte festgelegt haben. Erst im zweiten Schritt wird es auch ein Parteiprogramm geben, in dem wir alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durchleuchten werden. Corona und die Russland-Sanktionen haben wir nur exemplarisch genannt. Es klingt vielleicht für manche esoterisch, aber unser Ziel ist es, Antworten zu finden, damit Menschen ein geglücktes Leben führen können.

Das Parteiprogramm kommt also erst – können Sie vielleicht trotzdem ein Kernthema nennen?
Es gibt beispielsweise im Bildungssystem riesige Defizite. Das beginnt schon bei der Ausbildung der Lehrer und der Wertigkeit, mit dem dieses Berufsbild dargestellt wird. Da gibt es viele Felder, in die man eingreifen muss. Das geht von der Bürokratie, die abgebaut werden muss, bis hin zur Art des Unterrichts, die derzeit nur auf dem Konzept Belohnung und Bestrafung basiert. Auch beim Thema häuslicher Unterricht gibt es Handlungsbedarf, wie ich aus der Erfahrung mit unserem jüngeren Sohn weiß, der bis zur erfolgreichen Externistenprüfung im Heimunterricht war. Der häusliche Unterricht wird als feindliches System angesehen. Wenn man ihn schon als Option anbietet, darf man die Menschen, die sich dafür entscheiden, nicht im Stich lassen. Derzeit gibt es außer Schulbüchern keine Unterstützung. Lehrern ist es verboten, mit Eltern und Schülern zu reden.

Bietet der häusliche Unterricht nicht viel Potential für Missbrauch?
Weit über 90 Prozent der Kinder im häuslichen Unterricht haben die Externistenprüfung geschafft. Im Bezirk weiß ich nur von ganz vereinzelten Fällen, wo dies nicht gelungen ist. Das sind dann sicher berechtigte und begründete Fälle. Viele Eltern haben aber bemerkt, dass sie mit dem Heimunterricht überfordert sind und haben ihre Kinder wieder in die Schule geschickt.

Sie haben sich gegen die Sanktionen gegen Russland ausgesprochen Sollte man ein Land, das auf europäischem Boden einen souveränen Stand angreift, einfach gewähren lassen?
Ein Angriffskrieg ist immer verwerflich. Uns geht es in der Debatte aber um die Währung der immerwährenden Neutralität Österreichs. Diese darf nicht hinterfragt oder aufgeweicht werden. Österreich hätte andere Aufgaben gehabt, hier zu unterstützen, etwa durch unsere historisch gewachsene Vermittlerrolle. Auf diese hätten wir uns konzentrieren müssen, anstatt zusätzlich zu hetzen. Wenn sich zwei streiten, findet man wahrscheinlich auf jeder Seite ein bisschen Schuld, es haben beide Fehler gemacht, die zu dem Krieg geführt haben.

Trotzdem hat ein Land das andere angegriffen.
Ja, dennoch will ich niemanden aus der Verantwortung nehmen. Was die Jahre davor geschehen ist, hat dazu geführt, dass es zu diesem Krieg kam.

Ihre Position ist also: Keine Sanktionen, sondern vermitteln?
Ich spreche mich nicht explizit gegen Sanktionen aus, doch diejenigen, die getroffen wurden, waren nicht treffsicher. Sie treffen uns viel mehr als den, den man sanktioniert. Also muss man sich fragen: Waren die Sanktionen die Richtigen?

Kommen wir zum Thema Corona-Maßnahmen: Sie haben sich immer stark dagegen positioniert.
Corona bringt nur ein tiefgreifendes Problem an die Oberfläche. Der Staat muss dafür sorgen, dass Menschen geschützt sind. Das macht er derzeit, indem er ihnen sagt, was sie zu tun haben. Das ist eine Unterstellung, dass die Menschen nicht fähig sind, Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Was Corona und Impfen angeht, stehen wir für größtmögliche Wahlfreiheit, solange sie für das Kollektiv vertretbar ist. Ich habe während der letzten Jahre Dinge erlebt, die mich das Vertrauen in die derzeitige Politik verlieren ließen.

Welche zum Beispiel?
Etwa wenn ich im Supermarkt von der Polizei an der Kasse verhört werde, weil ich keine Maske trage oder mein ärztliches Befreiungsattest von der Amtsärztin als Schwurblerdokument abgetan wird.

Sie sind als Unternehmer unter anderem in der Lehrlingsfortbildung tätig. Haben Sie Corona-Hilfen beantragt?
Ich möchte das das Berufliche aus meiner politischen Funktion gerne heraushalten. Die Coronazeit war für mich wirtschaftlich brutal, es gab Stilstand von einem Tag auf dem anderen.

Die Frage nach den Corona-Hilfen stelle ich deshalb, weil es ja im Widerspruch steht, einerseits gegen Corona-Maßnahmen der Regierung aufzutreten und andererseits aus diesen Maßnahmen diejenigen in Anspruch zu nehmen, die einem finanziell helfen.
Dazu möchte ich nichts sagen, auch aus Rücksicht auf meinen Geschäftspartner in Niederösterreich.

Sie haben die Bildung von Bezirks- und Gemeindeorganisationen angesprochen. Wie ist die Situation im Lavanttal?
Wir haben bereits Leute im Bezirksteam, aber noch keine auf Gemeindeebene. Jeder, der sich mit unserem Leitbild identifizieren kann, ist willkommen, sich bei uns zu melden – auch wenn er keine politische Funktion anstrebt. Wir sind offen für alle. „Vision Österreich“ ist nicht nur ein politischer Zweig, sondern auch eine Bürgerbewegung. Das unterscheidet uns von anderen Parteien.

Welches Ergebnis halten Sie bei der Landtagswahl für realistisch?
Unser Ziel ist es, in den Landtag einzuziehen. Alles andere wäre zu weit vorgegriffen.

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