Lavanttaler Senkrechtstarter
„Die ersten 1.000 Tests waren in einer Minute weg“

- Sebastian Guntschnig, der Geschäftsführer der Toredo Retail GmbH
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Die Firma Toredo Retail GmbH mit Sitz in St. Stefan gehört zu den großen Gewinnern der Krise.
WOLFSBERG/ST. STEFAN. Als die Covid-19-Pandemie im März 2020 Österreich erreichte, befand sich der Wolfsberger Sebastian Guntschnig auf einem Scheideweg. „Ich hatte meinen Job als Anzeigenverkäufer gekündigt, weil ich eine neue Stelle in Aussicht hatte. Daraus wurde aufgrund der Pandemie dann aber doch nichts. Ich stand ohne Job da“, erinnert er sich heute.
Desinfektionsmittel
Doch Guntschnig bewies unternehmerische Weitsicht und hatte wohl auch ein wenig Glück. Unvermittelt bot sich die Chance, ins Geschäft mit einem alkoholfreien Desinfektionsmittel namens „Desi pro“ einzusteigen, das in Vordertheißenegg hergestellt wird. Um das Produkt flächendeckend vermarkten zu können, gründete Guntschnig gemeinsam mit Rainer Hofmeister, Günther Taferner und Gerald Perchtaler die DM Service GmbH. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. „Unter anderem haben wir eine internationale Modekette europaweit beliefert. Ab dieser Woche gibt es das Produkt auch bei Billa plus, Billa und Bipa in ganz Österreich“, so Guntschnig.
Masken für alle
Das Geschäft mit dem Desinfektionsmittel war für Guntschnig allerdings nur ein Auftakt. Im November des vergangenen Jahres machte er erste Schritte im Import von Gesichtsmasken aus China und gründete dafür die Toredo Retail GmbH mit ihm als Geschäftsführer und Hauptgesellschafter. „Es hat erstmal drei Monate gedauert, bis ich einen seriösen Lieferanten gefunden hatte. Dann ging es aber ganz schnell und ich konnte mir einen guten Kundenstock aufbauen – Großindustriebetriebe, Krankenhausanstalten, Apothekenketten und Pharmagroßhändler in ganz Österreich“, so Guntschnig.
Qualitätssicherung
Als die FFP2-Maskenpflicht flächendeckend in Kraft trat, besichtigte Guntschnig im Jänner dieses Jahres verschiedene Maskenherstellungsbetriebe in der Türkei, um von der Chinaware unabhängig zu werden. Qualität ist wichtig: „Neben stimmigen Zertifikaten und zufriedenen Kunden sind mir auch die Arbeitsbedingungen vor Ort wichtig. Firmen, wo Arbeiter am Boden oder in dunklen Kellern sitzen und Masken nähen – sowas brauche ich nicht.“
Antigen-Tests
Mittlerweile hat sich das Geschäftsfeld auf den Import von Antigen-Tests aus China sowie den Aufbau und Betrieb von Teststraßen ausgeweitet. „Die Nachfrage nach Tests wurde immer größer. Nachdem ich die ersten tausend Stück importiert hatte, rief ich per Zufallsprinzip eine Firma aus dem Lavanttal an und hatte alle tausend innerhalb einer Minute verkauft“, so Guntschnig.
14 Teststraßen
Derzeit betreibt Toredo vier öffentliche Teststraßen in Bad St. Leonhard, St. Andrä, St. Georgen und Lavamünd sowie zehn weitere in Betrieben. Der größte ist Mahle Filtersysteme in St. Michael ob Bleiburg, wo drei Testteams zweimal die Woche rund 1.800 Mitarbeiter durchtesten. Es wird die gesamte Ausstattung und auch das Personal zur Verfügung gestellt, das zur Testabnahme berechtigt ist. Die medizinische Expertise stammt vom gewerberechtlichen Geschäftsführer Karl Hellemann, seines Zeichens ärztlicher Leiter des "Hygienicum"-Instituts in Graz. Heute beschäftigt die Toredo Retail GmbH elf Mitarbeiter – mehr Personal wird gebraucht: „Es kommen immer mehr Nachfragen für Teststraßen. Wer berechtigt ist, Tests abzunehmen, kann sich gerne bei uns melden, zum Beispiel Krankenpfleger oder Arzthelfer.“
Büro in Hongkong
Was wird aus dem Senkrechtstarter, wenn die Pandemie abflaut? Guntschnig: „Wir haben ein Büro in Hongkong gegründet, um noch einfacher und schneller an Produkte zu kommen. Wir wollen weiterhin in der Gesundheitsbranche bleiben und unser Sortiment stärker ausweiten, beispielsweise auch auf Schnelltests für diverse Viruserkrankungen und anderen Arztbedarf."


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