Sonne und Wind treiben ihn an

WOCHE-Redaktionsleiterin Petra Mörth sprach mit dem Landwirt und Pionier Franz Dorner in Kamp (im Hintergrund die Solarzellen am Stalldach) | Foto: Klinger
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petra.moerth@woche.at

WOCHE: Auf Ihrer Geflügelzucht in Kamp auf 1.310 Meter Seehöhe entstand 2006 die größte Photovoltaikanlage Südösterreichs mit einer Leistung von 200 Kilowatt. Wie kam es zur Umrüstung auf Alternativ-Energie?
FRANZ DORNER: Ich habe im Jahr 1999 einen Hühnerstall mit einer Gasheizung gebaut, weil das damals für eine kleinere Einheit das günstigste war. Beim Bau des zweiten Hühnerstalls 2000 habe ich mich schon für Alternativen mit Biomasse und Solarzellen zu interessieren begonnen. Als dann der Ölpreis von elf Dollar um die Jahreswende auf 40 Dollar pro Barrel angestiegen ist, wusste ich, dass das Gas für uns überhaupt keinen Sinn mehr macht. Aber eine Biomasse-Heizung war auch zu teuer in der Anschaffung und man brauchte dafür eine gewisse Menge — und dann habe ich auf 4.000 Quadratmeter Dachflächen mit der Sonne begonnen.

Sie haben als Pionier aus dem Lavanttal Neuland betreten. Welche Hürden mussten Sie dabei überwinden?
Ich habe das Projekt 2002 eingereicht, ohne zu wissen, was auf einen zukommt. Man ist so naiv am Anfang und hat überhaupt keine Ahnung, was man alles braucht. Man braucht Widmungen und Genehmigungen, dann gibt es die Debatte um Spiegelungen. Ich habe drei Jahre gebraucht bis alles zusammen fertig war. Und dann hat es keinen Einspeisetarif gegeben. Das war am Anfang alles schwierig.

Was haben denn die Lavanttaler damals über Ihre Pläne gedacht?
Man hat über das gelacht. Ein Bauer, der 1,6 Millionen Euro in eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 200 Kilowatt investiert, der hat ja einen Schuss. Damals hat ein Kilowatt 6.000 Euro gekostet, heute kostet es im Vergleich 1.000 Euro. Der Preis ist um das sechsfache gefallen. Als Pionier ist man am Anfang benachteiligt. Ich habe schon viel riskiert. Aber ich war auch schon immer von der Sonnenenergie fasziniert — und heute produzieren wir am Hof Strom für 300 Haushalte.

Das Bundesverwaltungsgericht hat den Einspruch des Kärntner Naturschutzbeirates abgewiesen. Wie geht es jetzt mit dem 25 Millionen Euro teuren Windpark Bärofen weiter?
Es ist keine UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung; Anm. d. Red.) notwendig, weil das Gesetz sagt, dass man erst ab 20 Megawatt eine UVP braucht. Wir haben aber nur sechs Windräder mit einer Leistung von zwölf Megawatt. Wir haben nach dem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichtes alle Unterlagen aktualisiert und jetzt sind noch Verhandlungen bei der Bezirkshauptmannschaft (BH) Wolfsberg am Laufen. Es kommt jetzt auf die BH an. Wir sind optimistisch, weil wir wissen, dass unser Bezirkshauptmann Georg Fejan bekannt dafür ist, dass er, wenn die Fakten stimmen, Entscheidungen schnell herbeiführt. Wir rechnen damit, dass wir nächstes Jahr die Infrastruktur schaffen und dann im Jahr 2017 in Betrieb gehen. Der Windpark Bärofen wird Strom für zirka 11.000 Haushalte liefern.

Was sagen Sie zur geplanten Schließung der Volksschule Kamp?
Wir haben vor zehn Jahren die ARGE für Bildung, Kultur und zur Erhaltung der Volksschule Kamp gegründet und haben dann ein Jahr lang eine Privatschule gemacht. Durch unseren Kampf haben wir die Schule dann wieder zurück bekommen. Wir haben damals mit sechs Kindern angefangen und heute haben wir zwischen elf und 13 Kindern. Das hat sich wirklich ausgezahlt. Vor neun Jahren haben wir den Privatkindergarten gegründet, der ja nach wie vor läuft. Und die Schule ist noch nicht geschlossen, sie ist noch offen. Es gibt einen qualifizierten Einspruch von der Gemeinde und solange das Bundesverwaltungsgericht keine Entscheidung getroffen hat, ist die Schule für mich persönlich noch offen.

Welche Auswirkungen für Kamp fürchten Sie bei einer Schließung der Volksschule?
Ich möchte, dass im ländlichen Raum eine gewisse Struktur vorhanden ist. Man sieht ja wie alles abwärts geht. Das Gasthaus ist weg, es gibt kein Geschäft. Auch in größeren Orten, Post, Polizei, alles weg. Das ist alles ein Rückschritt, wo soll da ein Fortschritt sein? Wenn wir dann gar nichts mehr haben außer der Kirche, dann wandern immer mehr ab und wir sind eine Alm mit ein paar Einwohnern. Zum Glück haben wir noch eine Feuerwehr, eine Landjugend, und so weiter. Aber je mehr Kinder weg sind, desto mehr Potenzial geht für das Vereinsleben verloren.

Warum sind Sie eigentlich so ein Kämpfer?
Das kommt davon, dass man einen positiven Beitrag leisten, eine Wirtschaft aufbauen und eine Existenz sichern will - und dabei möglichst fortschrittlich und ressourcenschonend sein will. Wie sagte einst Bertolt Brecht: Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht! Ich brauche wohl einen Widerstand.

Warum tragen Sie eigentlich ähnlich wie Niki Lauda immer ein rotes Kapperl?
Das hat vor 15 Jahren angefangen. Als mich meine schöne Mähne verlassen hat, bekam ich am Kopf immer Sonnenbrände. Seit damals trage ich rote Kapperl, weil Rot die Farbe der Energie ist. Meine Kapperl sind sogar mit Sonnenenergie geladen.

Was machen Sie im Sommer am liebsten?
Ab und zu, leider habe ich nicht so viel Zeit dazu, fahre ich mit meinem Oldtimer aus. Mein Käfer Cabrio ist so wie ich 57 Jahre alt.

ZUR PERSON:
Name: Franz Dorner
Geburtsdatum: 17. Februar 1958
Wohnort: Kamp
Familienstand: verheiratet, drei Kinder
Beruf: ausgebildeter Landwirtschaftsmeister, seit 1975 Geflügelproduzent für die Firma "Wech". Dorner betreibt seit 2006 eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 200 Kilowatt, die 300 Haushalte versorgt. Sprecher und Initiator des geplanten Windparks Bärofen, der mit sechs Windkraftanlagen mit insgesamt zwölf Megawatt Strom zirka 11.000 Haushalte versorgen soll.
Hobbys: sein Oldtimer, ein 57 Jahre altes Käfer Cabrio

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