Porzellanmanufaktur
Aufregung um neue Flächenwidmung im Wiener Augarten
Der Betrieb der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten läuft gut, weshalb diese ihren Standort in der Leopoldstädter Gartenanlage ausbauen möchte. Kritiker befürchten aber, dass das nur der Anfang von weiteren Neuerungen und Versiegelungen in dem Bundesgarten ist.
WIEN/LEOPOLDSTADT. Wiener Sängerknaben, Porzellanmanufaktur oder barocke Gartenanlage – der Augarten ist in kultureller und historischer Hinsicht etwas ganz Besonderes. Kaum verwunderlich also, dass anstehende Veränderungen von den Menschen mit Argusaugen beobachtet werden. Stehen etwa Fällungen oder Schnittarbeiten bei den Baumalleen an, ist die Aufregung schnell groß. Aber auch andere Neuerungen werden nicht einfach so hingenommen, wie zuletzt die Sanierung der Schüsselwiesen – MeinBezirk.at berichtete:
Aktuell ist es aber ein ganz anderes Thema, das im Bundesgarten für Kritik sorgt: die Porzellanmanufaktur. Bei dieser stehen nämlich baulicher Veränderungen an, welche auch eine Adaptierung der Flächenwidmung mit sich ziehen.
Gebäude soll vergrößert werden
Die zweitälteste Porzellanmanufaktur Europas ist seit 1923 im alten Schloss Augarten im südöstlichen Bereich der Gartenanlage untergebracht. Doch die Geschichte des "Augarten-Porzellan" geht noch weiter zurück. Einst in der Porzellangasse im 9. Bezirk gegründet, wird hier in 300-jähriger Tradition feinste Tafelware sowie Ziergegenstände in Handarbeit hergestellt. Doch mittlerweile soll der Platz im Schloss Augarten für die Produktion zu klein geworden sein.
"Im Laufe der Jahre hat sich der Betrieb der Porzellanmanufaktur an dem Standort weiterentwickelt und benötigt für die Modernisierung betriebsbedingt Erweiterungsmöglichkeiten", heißt es in der Begründung auf der Website der Wiener Stadtplanung. Dabei solle das für den Augarten charakteristische Erscheinungsbild der Porzellanmanufaktur erhalten bleiben.
Wie die Vergrößerung der Porzellanmanufaktur genau aussehen soll, wird von dieser auf Nachfrage von MeinBezirk.at nicht beantwortet. "Mit Verweis auf die laufende Bauverhandlung möchten wir uns nicht äußern", sagt Diana Neumüller-Klein, Geschäftsführung der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten. Licht ins Dunkle bringt aber Bezirksvize Bernhard Seitz (Grüne): "Der Umbau soll nicht zu einer zusätzlichen Versieglung führen. Das Gebäude soll um ein Geschoß aufgestockt werden." Der betreffende Zwischentrakt sei aktuell 12,5 Meter hoch.
Angst vor weiterer Verbauung
Das Gelände der Manufaktur ist als Schutzgebiet, genauer gesagt als Parkschutzgebiet (SPK), gewidmet. Dabei ist das Manufaktur-Gebäude als Bauflächen-Betriebsgebiet (BB) gekennzeichnet. Möchte man Veränderungen am Gebäude vornehmen, gelten gesonderte Bestimmungen. So gebe es laut Bezirksvize Seitz aufgrund der Widmung als Schutzgebiet keine Bauklassen im herkömmlichen Sinne. Möchte man also Veränderungen am Gebäude vornehmen lasse, müsse dies explizit mittels gesonderter Bestimmung, wie nun im Falle der Manufaktur, erfolgen.
Hierfür braucht es eine Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans. Und genau über diese wurde in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung der Leopoldstadt im Auftrag der MA 21 (Stadtteilplanung und Flächennutzung) abgestimmt. Gegen die Stimmen von Links-KPÖ sprach sich die Bezirksvertretung dafür aus, den Flächenwidmungs- und Bebauungsplans zu ändern. Diese Empfehlung geht nun an den Wiener Gemeinderat, welcher die finale Entscheidung treffen wird.
Links-KPÖ Leopoldtstadt habe die Befürchtung, dass langfristig weitere Veränderungen im Augarten geplant sind. Deshalb habe man sich auch gegen die Änderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans ausgesprochen, wie Links-KPÖ-Bezirksrätin Regina Amer wissen lässt: "Wir sind grundlegend gegen weitere Versiegelung."
Ähnliche Sorgen haben auch die Vereine "Initiative-Denkmalschutz" und "Freunde des Augartens". "Bereits in den 1980er Jahren erfolgte ein massiver Eingriff, und ein langer, zweigeschoßiger Baukörper wurde hinter dem barocken Gartensaaltrakt errichtet", kritisiert die "Initiative-Denkmalschutz". Dieses Gebäude werde mittlerweile als Kindergarten genutzt. Da die Republik Österreich den Mietvertrag dafür nicht befristet habe, könne es aktuell nicht von der Porzellanmanufaktur selbst genutzt werden, so die Initiative. Deshalb soll "jetzt wieder ein Teil des Augartens geopfert werden."
Ob diese Befürchtung begründet ist und dem aktuellen Ausbau auch weitere folgen werden, bleibt offen. Informationen zu etwaigen Plänen gab es seitens Porzellanmanufaktur jedenfalls keine.
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