Bürgerbeteiligung & Umplanung
Wiener Leopoldquartier nimmt Gestalt an
Statt dem zunächst geplanten Hotel-Turm und 700 Wohnungen entsteht in der Oberen Donaustraße 23-27 ein Gebäudekomplex mit Büros und 250 Wohnungen. Wert legt man dabei auf Nachhaltigkeit, weshalb viel Holz verbaut wird.
WIEN/LEOPOLDSTADT. Ein Gebäude aus Stahl und Beton bauen? Das kann jeder, dachte sich die UBM Development. Um auf Nachhaltigkeit zu setzen und den CO₂-Abdruck zu reduzieren, errichtet der Projektentwickler das Leopoldquartier in der Oberen Donaustraße so weit wie möglich aus Holz. Kaum verwunderlich also, dass man anstelle der traditionellen Grundsteinlegung zu einer Holzsteinlegung lud.
Am Donaukanal entsteht "Europas erstes Stadtquartier in Holz-Hybrid-Bauweise". Dieses besteht aus zwei Teilen, dem Leopoldquartier Office und dem Leopoldquartier Living. Ersteres soll auf neun Stockerwerke rund 22.000 Quadratmeter für Büros bieten. In zweiterem bringt man 253 Eigentumswohnungen und 250 Wohnungen sowie 150 City-Apartments unter. Im Erdgeschoß sollen ein Supermarkt und Gastronomie untergebracht werden, im Tiefgeschoss 127 Pkw-Parkplätze.
Bis 2025 soll das Leopoldquartier Office fertiggestellt sein. Wobei zunächst alles ganz und gar nicht nach Plan lief. Eigentlich wäre die Fertigstellung des Leopoldquartiers bereits für 2022 angesetzt. Die Betonung liegt auf "eigentlich".
Bürgerbeteiligung und Neuplanung
Zunächst hatte die UBM Development vor, ein Hotel sowie 700 freifinanzierte und geförderte Wohnungen zu errichten. Doch mit dem Vorhaben waren die Anrainerinnen und Anrainer alles andere als zufrieden. Auch eine eigene Bürgerinitiative formierte sich. "Viele Punkte sind im Umfeld der Wohnbevölkerung negativ aufgestoßen", erläuter Bezirksvorsteher Alexander Nikolai (SPÖ). Zu nah an den bestehenden Gebäuden, zu hoch, keine Sicht mehr oder Versiegelung – das waren einige der Befürchtungen. Laut Bezirksvorsteher konnte man sich aber rasch mit der UBM zusammensetzen und nach Lösungen suchen.
Es folgte eine neuerliche Planungsphase, welche auch eine Bürgerbeteiligung umfasste. Grund für die Veränderung des ursprünglichen Projekts ist laut Thomas G. Winkler, Geschäftsführer der UBM Development AG, aber ein anderer: "Es kam die Pandemie und wir haben uns gefragt, ob Wien wirklich so schnell wieder ein 1.200-Zimmer-Konferenzhotel brauchen wird." Das Risiko wollte man nicht auf sich nehmen und veränderte das Leopoldquartier grundlegend. "Wir haben gesagt, wir machen ganz etwas anderes: viel mehr Wohnen und Büros", so Winkler.
Natürlich habe man auch die Bedenken der Anrainerinnen und Anrainer berücksichtigt, versichert der UBM-Geschäftsführer: "Wir haben weder am Wochenende Abbrucharbeiten gemacht, noch irgendeine Beschwerde, die es gegeben hat, nicht ernst genommen."
Energieautark & viel Holz
Insgesamt erstreckt sich das Leopoldquartier auf einer Fläche von knapp drei Hektar und umfasst fünf Baufelder. Mit Hilfe der Holz-Hybrid-Bauweise will man den CO₂-Fußabdruck auf ein Minimum reduzieren. Insgesamt werden im Leopoldquartier Office rund 2.800 Kubikmeter Holz verbaut. Davon sind 17.000 Quadratmeter Holzbetonverbunddecken aus Brettsperrholz mit Aufbeton und rund 700 Brettschichtholzstützen. „Damit bindet dieses richtungsweisende Bauwerk langfristig 2.800 Tonnen CO₂“, erklärt Karl-Heinz Strauss, Geschäftsführer der PORR AG, welche als Generalunternehmerin fungiert.
Durch die Nutzung von Geothermie und Photovoltaik soll das gesamte Leopoldquartier komplett CO₂-frei und damit energieautark betrieben werden. Die komplette Energie will man künftig zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen beziehen, welche direkt auf der Liegenschaft erzeugt werden. Dies soll neben der Nachhaltigkeit auch für eine bessere Kalkulation der Kosten sorgen.
In dieselbe Kerbe schlägt eine weitere Neuerung für das Grätzl, wie Winkler erläutert:
"Wir haben auch Boden entsiegelt und werden zwischen dem 1. Bezirk und dem Augarten noch einmal eine grüne Lunge schaffen." So soll zwischen den bestehenden Gebäuden und dem Leopoldquartier ein neuer Park entstehen, der auch den jetzigen Anrainerinnen und Anrainern zugutekommt.
"Holz und Nachhaltigkeit sind für die jetzigen und zukünftigen Bauten ganz wichtig", ist sich der Bezirksvorsteher sicher. Dabei plant die Leopoldstadt auch weitere Neuerungen beim Leopoldquartier, wie Nikolai verrät. Etwa sollen auf der Oberen Donaustraße die Gehsteige verbessert werden. Auch will man die Radinfrastruktur besser anbinden.
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