Porträt: Erinnerungen an 100 Jahre
Susanne Barta ist eine von 15 über 100-Jährigen im Bezirk. Sie blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück.
LEOPOLDSTADT. Auf den perfekt manikürten Fingernägeln trägt Susanne Barta leuchtend roten Nagellack. Mit zehn Jahren hat sie erstmals Nagellack ausprobiert und dann in der Schule zu hören bekommen: „Du solltest lieber Mathematik lernen, als dir deine Nägel rot anzustreichen.“ Dieses Erlebnis ist mittlerweile 90 Jahre her, denn Susanne Barta hat vor einem Monat ihren 100. Geburtstag gefeiert.
Am 8. August 1918, noch vor der Ausrufung der 1. Republik, wurde sie in der Hadikgasse im 14. Bezirk geboren. 93 Jahre lang hat sie in der Wohnung im 3. Stock ohne Lift gelebt, bevor sie schließlich zu ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn gezogen ist und nun in der Leopoldstadt wohnt.
Leben als Mutter und Angestellte
Barta ging gerne zur Schule und lernte fleißig. Als technische Assistentin arbeitete sie im AKH im Labor. Auch fürs Kochen war sie oft zuständig, denn Barta ist geprüfte Diätassistentin. Ihren späteren Ehemann Walter lernte sie 1936 bei einem Tanzkränzchen kennen, auf das sie zunächst gar nicht gehen wollte. "Ein Glücksfall", wie sie heute lächelnd sagt.
Nachdem Walter aus dem Krieg zurückkehrte, feierten die beiden 1942 Hochzeit und bekamen sechs Kinder. Trotz des reichen Kindersegens war Barta später bei einem Bauleiter als Vorzimmerdame beschäftigt. Walter, der zuletzt als Personalchef bei der Fluggesellschaft AUA tätig war, starb mit nur 58 Jahren an einem Hirntumor.
Tradition wird beibehalten
Barta selbst blieb von gröberen Erkrankungen verschont. Nach einem Sturz ist sie zur Zeit auf den Rollator angewiesen, den sie schnell wieder loswerden will. „Ich seh ein bisserl schlecht, ich hör ein bisserl schlecht, aber krank bin ich nie wirklich gewesen“, erzählt sie. Vor allem aber eines hat Barta: ein gutes Gedächtnis.
Um ihren Hals trägt die 100-Jährige eine Kette, um die ein Silberlöffel gewunden ist. Den Löffel hat sie von ihrer Oma zur Taufe geschenkt bekommen, „das war damals Tradition“, erzählt sie. Bei näherer Betrachtung lässt sich die Gravur erkennen: Susi 1918.
Urlaub am Bauernhof
Auch wenn es um ihre zahlreichen Reisen geht, lässt Barta ihr Gedächtnis nicht im Stich. Jahrzehntelang ist die Familie ins oberösterreichische St. Oswald in den Urlaub gefahren. „Ich wollte gerne mal nach Italien, aber die Kinder wollten immer nur auf den Bauernhof“, lacht Barta. Später unternahm das Ehepaar Flugreisen ins Ausland. Von Nordamerika über Südamerika bis nach Griechenland hat die Rentnerin viel von der Welt gesehen. „Das allerschönste war Rio. Der Blick vom Berg Corcovado mit dem dunkelblauen Meer und den vielen kleinen Inseln“, erinnert sich Barta.
Langweilig wird der 100-Jährigen aber nie. Neben ihren vier Töchtern und zwei Söhnen hat Barta mittlerweile 13 Enkelkinder und 17 Urenkerl.
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