Spurenlesen in der Leopoldstadt
Künstlerin Catrin Bolt verwandelt Gehwege in Alltagsskulpturen, die an Verfolgung und Flucht in der NS-Zeit erinnern.
Das von ihr gestaltete Kunstprojekt "Alltagsskulpturen Mahnmal" zieht sich in einer Gesamtlänge von 1.000 Metern durch den zweiten Bezirk. Es zeigt Inschriften bei der Franzensbrücke, in der Großen Pfarrgasse, beim Planetarium in der Prater Hauptallee, im Werd, in der Schiffamtsgasse und der Kleinen Sperlgasse.
Für die Geschichte der Menschen hinter den Texten hat die gebürtige Kärntnerin lange recherchiert. Catrin Bolt hat Zeitzeugen und Zeitdokumente befragt und dabei zahllose Übergriffe und menschliche Dramen entdeckt.
Flucht mit dem Rad
Aber auch Positives brachte sie zu Tage: Etwa die geglückte Flucht eines Buben und seiner Mutter aus dem Sammellager, das im Schulgebäude in der Kleinen Sperlgasse untergebracht war. Der Bub: "Da war die Tür zum Hof offen. Die Mutter tritt ein paar Schritte in den Hof, und dort steht mein Radl." Es war drei Uhr nachts und beide konnten entkommen.
"Ich möchte erreichen, dass sich die Menschen auf ihren täglichen Wegen immer wieder neu besinnen und dass diese Mahnmal-Alltagsskulpturen Teil der Stadt und unseres Alltages werden", erklärt die 35jährige Künstlerin, die an der Akademie für Bildende Künste studiert und ihre Werke erfolgreich im In- und Ausland präsentiert hat.
Ausstellung im Bezirksmuseum
Die Ausstellung Mahnmal-Alltagsskulpturen und ein von der Künstlerin gestaltetes Buch wird am Sonntag, 9. November 2014, um 16 Uhr im Bezirksmuseum in der Karmelitergasse 9 gezeigt. Kostenlos ordern können Sie das Buch auch per Mail.
Die Kunstaktion wurde von KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien und dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und dem Kulturform Brigittenau gefördert.
Weitere Spuren
Auch in anderen Bezirken hat Catrin Bolt Wortspuren hinterlassen:
1. Bezirk: Hermann Gmeiner Park und Opernring
15. Bezirk: Westbahnhof Bahnsteig 5
20. Bezirk: Anton Schmid Promenade bei der Friedensbrücke
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