Der Wille kann Berge versetzen

- <b>Stolz präsentiert </b>der Hainfelder Karl Kral das letzte Zigarettenpackerl, das er sich kaufte. Es stammt aus dem Jahr 1981.
- hochgeladen von Markus Gretzl
Der Hainfelder Karl Kral gibt mit 93 Jahren der jungen Generation Ratschläge rund um die Sucht.
HAINFELD (mg). "Im Krieg war ich strikter Nichtraucher und habe auch keinen Alkohol angerührt", beginnt der ehemalige Unternehmer im Gespräch mit den Bezirksblättern in Erinnerungen zu schwelgen. "Im Gegenteil, ich war damals in Norwegen stationiert, mein Vater zeitgleich in Russland. Ich schickte ihm per Feldpost immer meine Ration Zigaretten", erzählt der heute 93-Jährige.
Tabak für Glücksgefühle
Erst später, in Kriegsgefangenschaft in einem Lager mit 5.000 Inhaftierten, konnte er dem Nikotin nicht mehr widerstehen. Das schlechte Essen blieb ihm bis heute in Erinnerung. Zur Entspannung begann er damals zu rauchen.
120 Zigaretten täglich
Zurück in der Heimat baute Karl Kral die heutige Firma Fischer & Kral alleine auf. Durch den Stress steigerte er den Nikotin- und Alkoholkonsum. "Ich hatte einen guten Freund, mit dem ich an den Wochenenden oft Karten spielte. Dabei wurde immer wieder der eine oder andere Doppler geleert und viel geraucht. Bis zu sechs Packerl vernichtete ich pro Tag", erinnert sich der Hainfelder.
Letzte Tschick 1981
Als Karl Kral mit seiner Gattin und dem befreundeten Ehepaar im Jahr 1981 von einer langen Autoreise aus Korsika zurückkehrte, erzählte deren Tochter begeistert, dass sie sich das Rauchen in einem Seminar abgewöhnt hätte. Ein Wunderheiler habe ihr dabei geholfen, und das alles für nur 1.000 Schilling Seminargebühr.
"Keiner kann dir helfen"
Karl Kral war entsetzt. Er erklärte der jungen Dame, dass sie betrogen worden sei. "Ich sagte ihr, dass sich ein Mensch nur selbst helfen kann. Ganz ohne Wunderheiler und sonstige Abzocker." Und er selbst trat den Beweis an.
34 Jahre alte Beweisstücke
Ab diesem Tag griff der Hainfelder kein einziges Mal mehr zur Zigarette. Stolz präsentiert er heute seine Beweisstücke, ein Packerl "Falk"-Zigaretten und zwei Feuerzeuge aus dem Jahr 1981: "Die liegen immer in meinem Nachtkastl, zur Erinnerung." Auch der Wein spielt in Karl Krals Leben schon lange keine Rolle mehr. Seit über 15 Jahren kommt kein Tropfen Alkohol mehr über seine Lippen.
Ratschlag an die Jüngeren
Ein besonderes Anliegen ist es dem agilen 93-Jährigen, seine Erlebnisse und Erfahrungen an jüngere Generationen weiterzugeben. "Ich kann nur immer wieder betonen - wenn man von einer Sucht loskommen will, kann einem kein Fremder helfen. Das ist unmöglich.
Der Schalter im eigenen Kopf muss umgelegt werden. Das schafft man nur mit einem starken Willen, aber sicher nicht mithilfe irgendwelcher selbsternannter Wunderheiler", rät Karl Kral. "Es klingt abgedroschen, aber der Wille kann Berge versetzen. Ich weiß, wovon ich spreche."
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