NMS Hainfeld
Geschichte der Mittelschule Hainfeld

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In den Annalen der Stadt Hainfeld findet sich eine Epoche tiefgreifender Zerstörung, die mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ihren Anfang nahm. Hainfeld zählte, nach Wiener Neustadt, zu den am schwersten verwüsteten Städten Niederösterreichs. Das Antlitz des Stadtkerns war beinahe vollständig dem Erdboden gleichgemacht, und von den einst so stolzen Wohn- und Bauernhäusern blieben zumeist nur noch Ruinen als stumme Zeugen der Vergangenheit.
Inmitten dieser Trümmer gestaltete sich die Schulorganisation in Hainfeld überaus beschwerlich. Im Schuljahr 1945/46 fanden sich die Schulräume an den unterschiedlichsten Orten notdürftig eingerichtet: Zwei Klassen fanden im Gebäude der Gendarmerie eine Bleibe, eine Klasse im Schankraum des Gasthauses Durst, eine weitere im Sägewerk der Familie Giele und eine im Sitzungssaal des Rathauses.
Neubau der Schule
In den Folgejahren wurde der Unterricht im Schulgebäude in der Kirchengasse 8 abgehalten. Doch noch bevor man sich endgültig für den Ausbau des bestehenden Schulgebäudes an ebendiesem Standort entschied, reifte im September 1948 im Gemeinderat der Beschluss zum Neubau einer Schule an ihrem heutigen Standort in der Schulgasse. Die Finanzierung dieses ehrgeizigen Projekts gestaltete sich schwierig, sodass ein Schulterschluss zwischen Gemeinde, Land und Bund vonnöten war. Besonders hervorzuheben sind an dieser Stelle Schulleiter Walter Vas, Bürgermeister Ferdinand Benischke, Obmann des OSR Walter Lederhilger sowie Minister Ernst Kolb und Hofrat Fritz Weigl, deren vereinte Anstrengungen das Bauprojekt koordinierten.
Am 22. September 1948 wurde schließlich der Bauplatz in der Schulgasse kommissioniert, bevor am 11. Oktober 1948 die Erdarbeiten und der Aushub begannen. Die Endkommissionierung des Schulneubaus mit 17 Klassenzimmern fand am 19. November 1948 statt. Die Arbeiten wurden von Baumeister Köglberger aus Hainfeld geleitet. Bereits im Sommer 1949 war der Rohbau samt Dachstuhl vollendet, und man konnte die Gleichenfeier am 17. Juni 1949 begehen. Am 16. April 1950 wurde die Eröffnung des neuen Schulgebäudes in der Schulgasse gefeiert, wenngleich noch nicht alle Arbeiten gänzlich abgeschlossen waren. Im Ostteil des Gebäudes wurden zu Ostern 1951 eine Werkstätte, ein Zeichensaal, ein Fahrradraum und die Schulwartwohnung errichtet. Auch der Westteil wurde in diesem Schuljahr fertiggestellt.
Der Bau der Turnsäle
Ein weiterer wichtiger Bauabschnitt in der Entwicklung zum heutigen Schulgebäude war die Errichtung der beiden Turnsäle. Die Kommissionierung durch die Bezirkshauptmannschaft erfolgte am 16. September 1964. Die anschließenden Bauarbeiten begannen am 1. Februar 1965 und wurden vom Bauunternehmen Edelböck aus Phyra durchgeführt. Die Gleichfeier fand am 1. Oktober 1965 statt, und bereits am 19. November desselben Jahres wurden die Turnsäle feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Die Kosten hierfür beliefen sich auf 4.216.000 Schilling, was ohne Inflationsbereinigung rund 300.000 Euro entspricht.
Die Schule erfreute sich großer Beliebtheit, denn im Schuljahr 1968/69 wurden im neuen Schulgebäude bereits insgesamt 25 Klassen unterrichtet, was das Schulgebäude an die Kapazitätsgrenzen brachte. Eine Gesetzesänderung durch den Landes- und Bezirksschulrat im Jahre 1969 sorgte für zusätzliche Aufregung. In allen Sprengelgemeinden sollten die Oberstufen der Volksschule aufgelöst werden, was zwei zusätzliche Klassen für die Hauptschule Hainfeld bedeutete. Insgesamt sollten im Schuljahr 1969/70 27 Klassen unterrichtet werden. Eine Ausnahmeregelung erlaubte die Anhebung der Klassenschülerhöchstzahl von 36 auf 40. Zu Spitzenzeiten besuchten 591 Schülerinnen und Schüler die Hauptschule Hainfeld.
Renovierungen wurden durchgeführt
In den kommenden Jahren wurden zahlreiche Ergänzungs- und Renovierungsarbeiten durchgeführt. So wurde im Jahre 1970 eine neue Umzäunung gebaut sowie das Dach neu gedeckt. 1976 wurde eine neue Heizung installiert, und 1977 wurden die alten Fenster getauscht. Der Eingangsbereich und Vorhof wurden ebenfalls in diesem Jahr neu gestaltet. 1980 mussten aus statischen Gründen Eisenträger unter der Decke eingezogen werden. Bei vielen dieser Arbeiten zeichnete sich Schulgemeinde Obmann und Vizebürgermeister Franz Wallner verantwortlich.
Öko-Schwerpunkt, Austauschprojekte und Lehrlingsmessen
In den 90er Jahren wurden an der Hauptschule Hainfeld zahlreiche Initiativen und Pilotversuche gestartet. So wurde im Schuljahr 1991/92 erstmals drei „Umweltklassen“ eingeführt, wo der Erhalt und Schutz der Umwelt einen inhaltlichen Schwerpunkt darstellte. Bald war man weit über die Bezirksgrenzen als Öko-Hauptschule etabliert. Im Schuljahr 1996/97 erfolgte ein Schüleraustauschprogramm mit der japanischen Schule Ogasa-Cho.
Mit der BIL ging im Schuljahr 2006/2007 erstmals die Berufsinformations- und Lehrlingsmesse in der Hauptschule über die Bühne. Diese entwickelte sich über die Jahre zu einem wichtigen Programmpunkt für Lehrstellensuchende und heimische Betriebe. Heute wird die Messe aufgrund der Größe von der WKO im Stift Lilienfeld abgehalten. Im Jahr 2013 wurde die Hauptschule in eine „Neue Mittelschule“ umgewandelt.
Sanierungsarbeiten der jüngeren Geschichte
Im Jahr 2018 wurden die Fenster der Mittelschule wieder getauscht und durch moderne Holz-Alu-Fenster ersetzt. Die Arbeiten wurden über die Sommerferien von der Firma Zöchling aus Traisen und der Firma Luxbau Hainfeld durchgeführt. Außerdem erhielten die Klassenzimmer einen neuen Anstrich durch Malermeister Michael Meier. Im Schuljahr 2023/24 wurde in den Hauptferien ein neues großes Lehrerzimmer sowie ein Besprechungsraum, eine Teeküche und eine neue Direktion geschaffen. Die umfassenden Aufgaben wurden von den Firmen Luxbau Hainfeld, Elektro Farcher, Malermeister Michael Maier, Holzbau Brandtner durchgeführt und von Herrn Ing. Oliver Speck geplant. Ein besonderer Dank für das persönliche Engagement in dieser Sache ergeht an dieser Stelle an Schulgemeinde Obmann Christian Köberl und Bürgermeister Albert Pitterle, sowie Herrn Ing. Klaus Lurger, der sich um den digitalen Ausbau und die entsprechende Infrastruktur gekümmert hat.
Aktuell sind in der Mittelschule Hainfeld 9 Klassen, davon 7 Mittelschule und 2 Polytechnische Schule, untergebracht. Alle Klassenzimmer sind mit modernen digitalen Tafeln sowie W-Lan ausgestattet. Neben einer Schulküche, 2 Turnsälen, 2 Informatikräumen, 3 Werkräumen, einem Physiksaal und einer Bibliothek ist auch die Musikschule in den Räumlichkeiten untergebracht. Insgesamt besuchen rund 200 Schülerinnen und Schüler die Mittelschule Hainfeld.
Neuer Schwerpunkt „Wirtschafts- und Finanzbildung“
Ab dem Jahr 2025/26 bietet die Mittelschule neben dem „Informatikschwerpunkt“ auch einen „Wirtschaftsschwerpunkt“. Die Bildungsziele sind neben dem Erwerb digitaler Kompetenzen unter anderem die Sparerziehung zur Sicherstellung der späteren finanziellen Unabhängigkeit und Vorbeugung der Altersarmut sowie der Kompetenzerwerb im Bereich der unternehmerischen Fähigkeiten. Neben dem ICDL-Computerführerschein kann auch der Unternehmerführerschein in der Mittelschule ab der 7. Schulstufe erworben werden. Ebenfalls neu im Schuljahr 2025/26 ist die neu eingerichtete Schulische Tagesbetreuung und damit die Überführung zur ganztägigen Schulform.
Mit dem Konzept der „Gesunden Schule“ will man am Standort auch eine Vorreiterrolle in Sachen Bewegungserziehung und gesunder Lebensführung einnehmen. Neben dem täglichen Wassertrinken wird auch auf gesunde Ernährung und eine bewusste und nachhaltige Lebensweise geachtet.
Betont werden muss an dieser Stelle, dass die Mittelschule Hainfeld eine Schule für alle Kinder ist. Dies ist auch unsere pädagogische Überzeugung und Verantwortung. Ein Ort, an dem Kinder, ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer religiösen Überzeugungen oder ihrer Interessen, miteinander interagieren, lernen, lachen, streiten und Konflikte lösen. Fehler machen muss erlaubt sein, denn nur aus diesen kann man lernen. Längst ist das Konzept des lebenslangen Lernens in Wirtschaft, Gesellschaft und auch der Schule angekommen. Erfahrungen sind dem Lernen ebenfalls dienlich. Und Erfahrung hat man an der Mittelschule Hainfeld nach 75 Jahren reichlich. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Ein Hoch auf die Mittelschule Hainfeld.
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