Bauvorbereitungen für Westring
Aktivisten versuchen Baumfällungen im Linzer Bergschlösslpark zu stoppen
- Die ersten Bäume sind bereits gefällt. Rund 250 weitere sollen folgen.
- Foto: Wenhart/privat
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Heute früh startete die Asfinag mit den angekündigten Baumfällungen im Bergschlössl- sowie Ziegeleipark – MeinBezirk berichtete. Bereits seit 19. November haben Aktivistinnen und Aktivisten von "Klimacamp Linz" sowie der Bürgerinitiative "Ja! Zum Grüngürtel" dort ein angemeldetes Protestcamp eingerichtet. Das Gelände wurde während der ARbeiten großräumig gesperrt. Ein Großaufgebot der Polizei war vor Ort, um das Areal zu sichern.
LINZ. Die ersten Bäume sind bereits gefällt. Seit heute früh laufen die Rodungsarbeiten rund um das zukünftige Tunnelportal des Westrings. Mehrere Aktivistinnen und Aktivisten versuchen, die Fällungen zu stoppen. Das Gelände ist großräumig abgesperrt und die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort, wie von Anwesenden berichtet wird. Zwei Aktivisten sind in einen größeren Baum geklettert, um ihn vor den Fällungen zu schützen.
- Von links: Grünen-Stadträtin Eva Schobesberger, ehemaliger Leiter des Botanischen Gartens, Fritz Schwarz, Evi Gmach (Büro Schobesberger), Günther Eberhardt (Baumrettungsinitiative) sowie Aktivistinnen vom "Klimacamp Linz" versuchen die Baumfällungen in letzter Minute zu verhindern.
- Foto: Weninger/privat
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Seltene Fledermausart vermutet
Grünen-Stadträtin Eva Schobesberger sowie der ehemalige Leiter des Botanischen Gartens Linz, Fritz Schwarz, sind aktuell ebenfalls vor Ort. Seit 2023 ist bekannt, dass die streng geschützte Alpenfledermaus im Botanischen Garten, nur rund hundert Meter Luftlinie vom Bergschlösslpark, erstmals in Oberösterreich gesichtet wurde. Ihr Vorkommen verpflichtet Behörden und Projektträger zu besonderen Maßnahmen, selbst beim bloßen Verdacht, dass ein Gebiet als Jagdrevier, Flugkorridor oder Quartier genutzt wird.
Alle Auflagen von Asfinag eingehalten
In letzter Minute versuchen Schobesberger und Schwarz deshalb, die Fällungen noch zu verhindern. Gemeinsam mit der zuständigen Behörde wurden die bestehenden Auflagen deshalb nochmals überprüft. "Die Behörde hat genau hingeschaut. Alle Vorgaben wurden seitens der Asfinag eingehalten", bestätigt Schobesberger gegenüber MeinBezirk. Ihre langjährige und vehemente Kritik am Bau des Westrings bleibt aber bestehen: "Für dieses völlig aus der Zeit gefallene Bauwerk die ohnehin wenigen Grünflächen in diesem Stadtviertel zu zerstören, bedeutet mutwillig die Verschlechterung der Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Linzerinnen und Linzer in Teilen der Innenstadt in Kauf zu nehmen."
- Aktivisten "besetzen" einen Baum, um ihn zu schützen.
- Foto: Weninger/privat
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FPÖ kritisiert Protest scharf
Scharfe Kritik am Protest äußerte FPÖ-Stadtrat Michael Raml: "Das ist grüne Verhinderungspolitik in Reinkultur. Es liegt keine gesicherte Feststellung vor, dennoch soll ein längst vorbereitetes und rechtlich geprüftes Projekt zum wiederholten Mal zum Stillstand gebracht werden." Dieser "Fledermaus-Verdacht" sei ein "bekanntes Blockademuster der Grünen", von dem sich die Stadt "nicht länger aufhalten lassen dürfe".
Linzplus fordert Schadenersatz von Asfinag
Linzplus-Fraktionsobmann Lorenz Potocnik indes geht von einem Schaden durch die Rodungen in Millionenhöhe aus und hat nach zahlreichen Gesprächen mit Fachleuten eine Berechnung aufgestellt: Den Verlust von rund 240 großen Bäumen bewertet Potocnik mit einem Schaden von bis zu 16 Millionen Euro. Die nachgewiesene Kühlleistung habe einen jährlichen Wert von fast vier Millionen Euro. Durch die erst nach vielen Jahren wirksamen Neupflanzungen gehen Jahrzehnte Kühlung verloren. Der Schaden daraus betrage 75 Millionen Euro. Hinzu kommen 7,2 Millionen Euro zerstörter Bodenwert im Bergschlössl- und Ziegeleipark. Potocniks Berechnungen ergeben einen Gesamtschaden von 98 Millionen Euro. "Dafür ist die Asfinag als Verursacher verantwortlich", findet Potocnik und fordert eine entsprechende Kompensation. Mit einem Antrag im kommenden Gemeinderat will er ein unabhängiges Gutachten zur Schadensbewertung durchsetzen. "Was es braucht, ist ein lokal wirksamer Schadensersatz, das heißt, neue Parks und neue Bäume im näheren Umfeld.", fordert Potocnik.
Ersatzpflanzungen durch Asfinag bereits zugesagt
Diese hat die Asfinag beim Bekanntwerden der Fällungen allerding bereits zugesagt. Nach Fertigstellung der zweiten Etappe sollen neue Bäume gepflanzt werden – "in einem den bisherigen Bestand übersteigenden Ausmaß", heißt es in der Presseaussendung vom 20. Oktober. Diese sollen entlang der Waldeggstraße und innerhalb der betroffenen Parkflächen erfolgen. Zudem soll der Fuß- und Radweg zukünftig verbessert werden.
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