Story der Woche
Bräuche rund um den Heiligen Abend
LINZ. Ein kleiner Überblick über Bräuche und Traditionen, die gar nicht so alt sind, wie viele glauben.
Vor 100 Jahren feierte man Weihnachten ganz anders als heute, denn das Christkind war noch nicht erfunden. Geschenke brachte damals das "goldene Rössl" oder der Nikolaus, und der Christbaum war gerade erst "Tradition" geworden. Zu essen gab es kein großes Festmahl sondern Weihnachtskarpfen oder Bratwürstel. Gespeist wurde überhaupt erst nach der Christmette. Danach gab es kleine Geschenke für die Kinder.
Weihnachten im Dienst der Wirtschaft
Heute sei vieles anders, denn Weihnachten stehe ganz im Dienst der Wirtschaft und des Marketings, sagt Roman Sandgruber, emeritierter Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Johannes Kepler Universität. Das Christkind ist eine sehr junge Erscheinung und es kommt daher, weil „man nach einer Personifizierung für Weihnachten gesucht hat, denn das Rössl ist doch etwas sehr Unkonkretes.“ So wurde Christus durch ein Kind symbolisiert, das in seiner Krippe Geschenke bekommen hat. „Das Christkind ist keine christliche Figur mehr, sondern eine kommerzielle Vorstellung“, sagt Sandgruber.
Festmahl nicht einheitlich
Auch das weihnachtliche Essen hat sich verändert und unterscheidet sich zwischen Stadt und Land. "Ich wohne im ländlichen Bereich und da gibt es noch eine große Bratwürstel-Tradition, die nie abgerissen ist", erzählt Thomas Scheuringer, Historiker und Heimatforscher. In der Stadt sei das Festmahl nicht einheitlich, die Leute essen ganz unterschiedlich. "In der Stadt vermischen sich die Bräuche mehr. Manche essen Würstel, andere servieren Truthahn." Die Tradition des Weihnachtskarpfens geht hingegen zurück, da der Brauch stark mit der Fastenzeit zu tun hat, die damals zu Weihnachten Einzug hielt und heute nur mehr eine geringe Rolle spielt.
Weihnachtliche Bräuche
Bräuche wie Ausräuchern oder Kerzenziehen erleben hingegen wieder eine kleine Renaissance, sagt Scheuringer. "Es ist wie der neue Trachtentrend, den man momentan beobachten kann. Die jungen Leute beschäftigen sich wieder mehr mit Heimatforschung und greifen alte Bräuche wieder auf. Jetzt macht man das als schöne Reminiszenz – ein Wellness-Trend sozusagen." In Linz wird zum Beispiel im Volksbildungswerk der Akademie der Volkskultur geräuchert. "Naturgemäß wurde das Ausräuchern mit Gebeten begleitet, da es Unheil und böse Geister abwehren sollte", berichtet Birgit Aigner vom Landesverband OÖ. Volksbildungswerk. Außerdem hat es zum Desinfizieren der Räume beigetragen.
Stetiger Wandel
Grundsätzlich sei das Weihnachtsfest einem stetigen Wandel unterworfen, erklärt Scheuringer: "Wenn Traditionalisten sagen, dass das unsere alten Bräuche sind, die man erhalten muss, sage ich, dass alles einmal entstanden und durch Einwanderer entwickelt und weitergetragen worden ist. In 50 Jahren weiß wohl keiner mehr, woher Halloween eigentlich kam." Auch das Schmücken mit Lichtern werde sukzessive mehr und Weihnachten immer häufiger zu einem Lichterfest, sagt Sandgruber. Eines ist aber über die Jahre gleich geblieben: Egal wie die Menschen feiern, der Heilige Abend ist für die meisten ein ganz besonderes Fest. Frohe Weihnachten!
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