Programmausblick

Brucknerfest 2023 überrascht mit einem Tabubruch

2023 wird alles anders: Das internationale Brucknerfest wagt einen unkonventionellen Schritt und lädt von 4. September bis 11. Oktober mit einem abwechslungsreichen Programm dazu ein, musikalische Juwelen zu entdecken.

LINZ. "Aufbruch – Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan": Unter diesem Motto findet im nächsten Jahr von 4. September bis 11. Oktober das internationale Brucknerfest Linz statt. Aufbruch deswegen, weil das Klassikfestival erstmals ohne ein einziges Werk von Anton Bruckner auskommt. Der Schwerpunkt liegt auf Frauen in der Kunst. Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum und sein Team wählten diesen Zugang bewusst, um patriarchale Strukturen aufzubrechen.

Mutiger Tabubruch

"Der Verzicht auf Bruckner stellt einen mutigen Tabubruch dar", zeigt sich Bürgermeister Klaus Luger begeistert. Mit dieser Zäsur möchte man Unkonventionelles wagen und einen vorläufigen Gegenton anstimmen. Denn im Brucknerjahr 2024 werde zum 200. Geburtstag des Komponisten ausreichend Zeit sein, sein Werk zu würdigen. Trotz Corona-Pandemie lag die Auslastung des Brucknerfests im vergangenen Jahr bei 85 Prozent. "Als Hauptsponsor des Brucknerfests freut es uns, die gesellschaftliche Entwicklung in allen Bereichen und somit auch in der Kultur unterstützen zu können", so Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ.

Bruckner und die Frauen

Bekanntermaßen war das Verhältnis von Bruckner zu den Frauen kein einfaches. De facto war es abseits seiner Schülerinnen und Haushälterinnen erst gar nicht vorhanden. Genau diesen Aspekt möchte das Brucknerfest mit dem weiblichen Schwerpunkt aufarbeiten und die Kunst von Frauen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Schließlich sind bis heute weibliche Kunstschaffende benachteiligt. "Bruckner gehört zu Linz wie Mozart zu Salzburg. Wir möchten die Stadt aber weiter öffnen und 2023 bewusst auf Bruckner verzichten", so Kerschbaum. 

Zeitgenossinnen Bruckners

Das Programm des Brucknerfests stelle den Gegenbeweis dar, dass es sehr wohl zahlreiche weibliche Kulturschöpferinnen gab, erklärt Kerschbaum weiter. Weibliche Kreativität werde nicht nur als musikalisches, sondern auch als gesellschaftliches Thema aufgegriffen. Musikerinnen und Komponistinnen, die zu Bruckners Lebenszeit wirkten, werden 2023 an den fünf Spielstätten (Pfarrkirche Ansfelden, Brucknerhaus, Alter Dom, Mariendom, Stiftsbasilika St. Florian) vor den Vorhang geholt. Dadurch erhalten unter anderem die Symphonikerinnen Emilie Mayer, Florence Price und Louise Farrenc die Bühne, die sie schon längst verdient hätten.

Superstars und musikalische Raritäten

Beim Internationalen Brucknerfest 2023 verzaubern gefeierte Dirigentinnen sowie Dirigenten mit internationalen Orchestern, prominent besetzte Kammermusikabende, eindrucksvolle Chor- und Kirchenkonzerte, ein wissenschaftliches Symposium und musikalische Raritäten die Linzerinnen und Linzer. Schon jetzt kann man sich auf das Bruckner Orchester unter der Leitung von Markus Poschner, die Prager Symphoniker und Eugene Tzigane sowie das Orchester Wiener Akademie mit Martin Haselböck freuen. Der Festakt wird von der Dirigentin Glass Marcano und dem Oberösterreichischen Jugendsinfonieorchester eröffnet. Das Brucknerfest 2023 beehren auch Starpianistin Lise de la Salle, die Ausnahme-Cellistin Julia Hagen und die katalanische Jazz-Trompeterin Andrea Motis. Ein weiteres Highlight: Gemeinsam mit der in Linz geborenen Schauspielerin Sophie Rois begibt sich der französische Pianist David Kadouch am 1. Oktober auf die Spuren von Gustave Flauberts "Madame Bovary". Mehr Infos: brucknerhaus.at