Aufregung in Linz
Corona-Demonstranten verängstigten Hort-Kinder
Während einer Demonstration von Corona-Maßnahmengegnern kam es gestern – 19. Jänner – laut Medienberichten zu unschönen Szenen vor einem Hort in der Wiener Straße. Wie mehrere Medien berichteten, sollen Teilnehmer der Demonstration die Hortkinder durch das Fenster belästigt und sogar fotografiert und gefilmt haben. Die Polizei konnte diese Vorfälle gegenüber der BezirksRundSchau nicht bestätigen. Bürgermeister Klaus Luger ist entsetzt und fordert jetzt Schutzzonen für Schulen, Kinderbetreuungs-, Senioren- und Gesundheitseinrichtungen. ÖVP und FPÖ haben sich auf eine gemeinsame Resolution im Landtag geeinigt. Sie fordern die Bundesregierung auf, mehr Schutzzonen zu errichten.
LINZ. Rund 1.400 Demonstranten zogen am Mittwoch vom Landhaus zum Hauptplatz, weiter über die Landstraße bis zur Herz-Jesu-Kirche in der Wiener Straße, um gegen die Corona-Maßnahmen und die Impfpflicht zu protestieren. In der Nähe des Endpunktes liegt auch der Hort der Brucknerschule. Beim Umkehren des Demozugs kam dieser zum Stillstand vor dem Hort in der Wiener Straße. Dabei sollen einige Demo-Teilnehmer maskentragende Hortkinder, die am Fenster standen, belästigt und verschreckt haben. Auch sollen die Kinder fotografiert und gefilmt worden sein.
Laut Polizei keine "Belagerung" oder Bedrohung
Eine "Belagerung" des Hortes, wie andere Medien es bezeichneten, war laut Polizei nicht der Fall. "Wir haben während der Demonstration vor dem Hort keine Belagerung und keine Bedrohungen wahrgenommen", sagt Polizeisprecher Michael Babl auf Anfrage der BezirksRundSchau. Auch dass Polizisten vor dem Hort "Aufstellung" genommen hätten, um Demonstranten am Eindringen zu hindern, kann Babl nicht bestätigen. Von der Schulleitung der Brucknerschule sowie der Hortleitung gibt es diesbezüglich keine Stellungnahme.
Schulpsychologische Hilfe zugesichert
Die Bildungsdirektion ist über den Vorfall bereits informiert und steht im Austausch mit der Schule. "Wir versuchen gerade, den Vorfall aufzuarbeiten und Informationen einzuholen", sagt Elisabeth Seiche von der Bildungsdirektion Oberösterreich, "die Schulleitung wird allen Kindern, wenn nötig, schulpsychologische Hilfe zur Verfügung stellen."
Luger und Baier fordern Schutzzonen
Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) zeigte sich über den Vorfall entsetzt und fordert jetzt, dass Kinderbetreuungseinrichtungen zu Schutzzonen erklärt werden sollen. "Meinungsfreiheit bedeutet nicht, Kindern Angst einzuflößen und sie zum Weinen zu bringen", so der Bürgermeister. Aufgrund der aktuellen Ereignisse veranlasste Luger die sofortige Prüfung, Schulen, Kinderbetreuungs-, Senioren- und Gesundheitseinrichtungen als Schutzzonen zu deklarieren. Der Linzer Vizebürgermeister Bernhard Baier (ÖVP) sieht Schutzzonen als notwendig an: "Solche problematischen Zwischenfälle dürfen sich nicht wiederholen.“
Stelzer: "Lasst unsere Kinder in Ruhe!"
Auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP)äußerte sich mittlerweile zu den Vorfällen: "Lasst unsere Kinder in Ruhe“, so Stelzer in einer Aussendung. Die Meinungsfreiheit und das Demonstrationsrecht seien in einer Demokratie hohe Güter, betont der Landeshauptmann. Es müsse aber auch "ein Weg gefunden werden, damit eine laute Minderheit, das Leben der schweigenden Mehrheit nicht ständig beeinträchtigt.“ Auch Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) und Grünen-Landessprecher Stefan Kaineder verurteilten das Vorgehen der Demonstranten. Beide fordern die Organisatoren der Demonstrationen sowie die imfpkritischen Parteien FPÖ und MFG zur De-Eskalation auf.
Mehrere Anzeigen – keine Festnahmen
Laut Polizei kam es während der gesamten Demonstration zu 21 Anzeigen wegen der Nichteinhaltung der Tragepflicht einer FFP2-Maske, zwei Anzeigen wegen des Vermummungsverbotes bei Versammlungen, zwei Anzeigen wegen Ordnungsstörung, zwei Anzeigen wegen Anstandsverletzung und einer Anzeige nach dem Suchtmittelgesetz. Zu Festnahmen kam es nicht.
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