Linza G‘schichten
"Das mit der Liebe ist alles ein Schwindel"
Nach dem Tod ihrer Großtante Antonia findet Christa Prameshuber 47 abgegriffene Liebesbriefe in der Kredenz versteckt. Die sonst so redselige "Tante Toni" hatte darüber nie ein Wort verloren. In ihrem zweiten Buch erzählt die in Linz geborene Autorin nun nach "Die Meisterin" erneut eine bewegende Frauengeschichte aus ihrer Familie.
LINZ. "Jeder Mensch trägt einen Schatten in sich. Der meiner Großtante war 178 cm groß, hager und hieß Frank Plank", so beginnt Christa Prameshuber die Erzählung über ihre "Tante Toni". Antonia Bukowsky wurde 1901 in Weyer geboren und zog später nach Linz. Dort begann sie mit 16 Jahren in der Spedition Herber zu arbeiten, der sie 47 Jahre treu blieb. Eigentlich hätte sie an der Universität studieren wollen, der Erste Weltkrieg und die Trennung der Eltern machten ihr aber einen Strich durch die Rechnung. Schon in der Schule zeichnete sich die schnelle Auffassungsgabe von Antonia ab. Gern hätte sie die höhere Mädchenschule abgeschlossen, musste aber Geld verdienen.
"Bildung ist, was übrig bleibt ..."
Sie fand eine Stelle als Disponentin bei der Linzer Spedition Herber und bildete sich laufend weiter. Zum Schluss war sie als Finanzbuchhalterin tätig und unersetzlich in der Firma. "Bildung ist, was übrig bleibt, wenn der letzte Schilling weg ist", pflegte sie oft zu sagen. Christa und ihren Schwestern animierte sie zeitlebens zu einer guten Ausbildung und finanzieller Unabhängigkeit. Bis ins hohe Alter besuchte sie Kurse an der Volkshochschule und bildete sich in Geschichte und Geografie weiter.
Verhaftung wegen "Heimtücke"
Große Freude herrschte bei Antonia über das neu gewonnene Frauenwahlrecht. Ihre Nichten wies sie später immer wieder darauf hin, von diesem schwer erkämpften Recht auch unbedingt Gebrauch zu machen. Dann kam der Zweite Weltkrieg. Antonia machte nie einen Hehl daraus, dass sie von den Nazis nicht viel hielt und nannte Hitler offen einen "Wedl".1942 wird sie zweimal wegen "Heimtücke" von der Gestapo verhaftet und war jeweils einige Wochen im Gefängnis. Da man ihr kein Vergehen nachweisen konnte und sie sich standhaft weigerte irgendetwas zuzugeben, kam sie zum Glück jedes Mal wieder frei.
Eine geheime Liebesgeschichte
Nach Antonia Bukowskys Tod 1990 findet die Familie in einem abgegriffenen Kuvert 47 heißblütige Liebesbriefe von „Franzl“ datiert aus den Jahren 1922 bis 1927. Kein einziges Mal hatte die so redselige Grosstante je über ihre erste große Liebe auch nur ein Sterbenswörtchen verloren. Christa Prameshuber begibt sich in ihrem Buch auf Spurensuche und findet Frank Plank in Ohio. Dahin war er ausgewandert, ohne Antonia Bescheid zu geben. In den ganzen Jahren haben sich die beiden nur wenige Male getroffen, oft hatte Antonia ihrem "Franzl" mit Geld aushelfen müssen. Übriggeblieben ist eine enttäuschte Antonia, die der Liebe nicht mehr so recht traute.
In Erinnerung an einen Freigeist
Erst mit 50 Jahren heiratete Antonia, leider verstirbt ihr Ehemann recht früh und sie ist wieder allein. Zu diesem Zeitpunkt entschließt sie sich, sich um die drei Töchter ihrer Nichte zu kümmern. So kann sie ihren unerfüllten Kinderwunsch ausleben und so einiges aus ihrer in der Kriegszeit verloren gegangen Kindheit nachholen. Für Christa Prameshuber wird sie zu einer wichtigen Bezugsperson. Von ihr schaut sie sich den Pragmatismus, die Selbstständigkeit und die Liebe zur Schweiz ab, wo sie auch heute lebt. Neben diesem Buch hat sie ihrer Großtante am Genfersee ein kleines Denkmal gesetzt. Auf der Bank mit der schönsten Aussicht in Montreux steht auf einer Plakette zu lesen: "In Erinnerung an Antonia Bukowsky - Freigeist".
Über die Autorin
Christa Prameshuber ist Geografin und lebt mit ihrem Mann in Zürich. Ihr erster Roman "Die Meisterin", erschienen im Trauner Verlag, ist der Anfang einer Trilogie über drei starke Frauenpersönlichkeiten ihrer Familie. "Das mit der Liebe ist alles nur ein Schwindel" ist ihr zweites Buch. Mehr Informationen und Möglichkeit zur Bestellung HIER.
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