Busunternehmer Herbert Zauner
"Es sind unsere Kinder, die ihr im Stich lasst"

Schulbus-Unternehmer Herbert Zauner gibt den zuständigen Stellen noch einen Monat Galgenfrist um eine Lösung zu finden. | Foto: Haun
  • Schulbus-Unternehmer Herbert Zauner gibt den zuständigen Stellen noch einen Monat Galgenfrist um eine Lösung zu finden.
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Seit 30 Jahren ist Herbert Zauner im Schulbusgeschäft, fast ebenso lange damit in Linz aktiv. Sein Unternehmen brachte seit Jahren vor allem Kinder mit Beeinträchtigung in die Schule, den Hort oder den Kindergarten. Weil er wegen der niedrigen Tarife nicht mehr kostendeckend arbeiten kann, hat sich Zauner auch nicht mehr um einen neuen Vertrag für das kommende Schuljahr bemüht. Die Folge: Bis gestern war nicht klar, ob mit Schulbeginn kommenden Montag, 300 Schüler mit Beeinträchtigung in Linz noch einen Schulbus haben werden.

LINZ. Jetzt steht zumindest fest, im September fährt Zauner noch. Er habe es nicht übers Herz gebracht, die Familien im Stich zu lassen, erklärt der Unternehmer im Gespräch mit der BezirksRundSchau. Von sich aus hat Zauner das zuständige Finanzamt kontaktiert und angeboten, diesen einen Monat noch zu fahren – zu den angebotenen und eigentlich nicht ausreichenden Konditionen. Es ist aber definitiv die letzte Galgenfrist für die zuständigen Stellen bei Bund und Land. "Es gehört jetzt eine Lösung her, sonst hören wir auf", so der Busunternehmer. Dann müsse er seine Flotte verkaufen, den Familienbetrieb verkleinern und dutzende Angestellte entlassen. An den Bund appelliert Zauner deshalb: "Es ist nicht nur unser Unternehmen, es sind vor allem unsere Kinder, die ihr im Stich lasst".

"Stadt Linz wusste seit April Bescheid"

Dass Zauner zu den aktuellen Konditionen nicht mehr weitermachen kann, sei schon lange kein Geheimnis mehr. "Die Stadt Linz wusste das zum Beispiel seit April und nicht wie jetzt behauptet seit Juli", so Zauner. Die Verhandlungen mit der Stadt – sie ist eigentlich nicht zuständig, bekam die Aufgabe einen Busunternehmer zu finden, aber ohne rechtliche Basis vom Finanzministerium Mitte Juli aufgehalst – sind gescheitert. Es gab zwar ein Angebot von mehreren Hunderttausend Euro, zusätzlich zum vom Bund festgesetzten Tarif, aber: "Die Stadt konnte mir aber nicht sagen, über welche konkreten Leistungen wir sprechen. Niemand hat gesagt, das ist für diese oder jene Anzahl an Bussen, Kinder oder angefahrene Einrichtungen pro Tag, auch nicht wie viele Fahrten-Tage der Vertrag beinhalten soll". Beim letzten Kontakt mit der Stadt sei, so Zauner, dann auch keine Rede mehr von einer zusätzlichen Vergütung gewesen. Man habe ihn nur noch gefragt, ob er es für den bisherigen Tarif des Bundes macht oder nicht. 

Massive Kostensteigerung

Das Geschäft sei über die Jahrzehnte deutlich schwieriger geworden. Preise für Busse, Personal und Treibstoff sind vor allem in den letzten Jahren explodiert, auch die Routen wurden umfangreicher. Früher habe er in Linz vielleicht sieben Einrichtungen angefahren, heute sind es knapp 40. Die Tarife für seine Leistung hätten sich hingegen nur geringfügig erhöht. "Ich zahle heute 30 bis 40 Prozent mehr für einen Bus, mit behindertengerechter Zusatzausstattung kostet so ein Fahrzeug mittlerweile mehr als 80.000 Euro". 20 bis 30 davon hatte er bisher täglich in Linz im Einsatz. Die Abrechnung ist komplex, das liege an den unterschiedlichen Zuständigkeiten – Bund, Land, Magistrat, die Einrichtung selbst – da könne es vorkommen, dass fünf Kinder im Bus sitzen und jedes muss anders abgerechnet werden. Ein unheimlicher organisatorischer Aufwand sei das, erklärt Zauner.

Unternehmer fordert Abrechnung nach Stunden

1,28 Euro pro gefahrenem Kilometer bekomme er aktuell laut Tarif. "Das geht sich vor allem in Linz nicht mehr aus, da sind die Strecken kurz. Dafür braucht man mit den täglichen Staus umso länger", so Zauner. Dazu komme noch, dass viele der Kinder teils zeitintensive Hilfe beim Ein- und Aussteigen benötigen. "Wir machen das wirklich gerne, aber in jedem Bus sitzt neben dem Fahrer noch eine Begleitperson, das verursacht natürlich enorme Kosten und ich möchte meine Leute auch anständig bezahlen können." Davon hänge nämlich nicht nur ab, ob ihm die Angestellten erhalten bleiben, sondern auch die Qualität des Personals und die müsse in diesem teils sensiblen Bereich beim Umgang mit den Kindern einfach stimmen, betont Zauner. Er fordert deshalb von Bund und Land eine Abrechnung nach Stunden und nicht nach Kilometern. 

Beim Land bewegt sich was

Beim Land komme seit der medialen Berichterstattung etwas in die Gänge. "Die sind heute von sich aus auf mich zugegangen, wir haben auch bereits einen konkreten Verhandlungstermin", verrät Zauner. Er selbst habe bekannt gegeben, dass er bis 18. September eine Lösung brauche. Das Problem: Das Land ist lediglich für die Fahrten in sogenannte heilpädagogische Horte und Kindergärten zuständig. Auch wenn es also zu einer Einigung mit dem Land kommt, reiche das alleine nicht aus. Zauner brauche auch die Schulfahrten, um rentabel wirtschaften zu können. Ob die 300 Kinder mit Beeinträchtigung in Linz also auch im Oktober noch einen Schulbus haben, hängt damit von der Entscheidung über eine marktkonforme Erhöhung der Tarife im zuständigen Familienministeriums und somit Familienministerin Susanne Raab ab.

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