Linza G'schichten
"Habe mir Traum erfüllt"
Peter Steinberg besitzt mit seinem Antiquariat in Urfahr eine Schatzinsel der ganz besonderen Art.
LINZ. Mit dem Durchschreiten der Eingangstüre betritt man nicht nur ein Geschäftslokal, sondern eine andere Welt. "Um die 11.000 Bücher kann ich anbieten", sagt der 76-jährige Peter Steinberg, der sich im Jahre 2019 als letzter Antiquar von Linz bezeichnen darf. "Anders wäre es mir lieber, wenn ich ehrlich bin, denn früher hat es einen richtigen Antiquariatstourismus gegeben", schwelgt Steinberg in alten Erinnerungen. Mit seiner "Schatzinsel", wie er sein Geschäft bezeichnet, hat er sich einen Lebenstraum erfüllt.
Seinen Büchertraum erfüllt
"Ich wollte schon als Schüler immer lesen. Ein Beruf, in dem ich fürs Lesen bezahlt werde, war mein großer Traum", sagt der Urfahraner schmunzelnd. Vor 25 Jahren wurde der Traum Realität. "Das war natürlich nur durch viele Entbehrungen möglich, aber es war machbar und im Nachhinein die richtige Entscheidung", so Steinberg, bei dem während des Gesprächs das Telefon klingelt und eine Dame nach Werken über den Malerfürsten Hans Makart fragt.
Breites Angebot überzeugt
"Einen Moment bitte, bei mir ist alles alphabetisch sortiert, ich schaue", antwortet er und drückt dadurch aus, was in der Gegenwart oftmals fehlt: "In der Hinsicht bin ich wirklich das letzte echte Antiquariat mit Struktur in Linz", betont Peter Steinberg, der das Auf und Ab der Szene miterlebte: "Viele haben es probiert, und sind genauso schnell wieder verschwunden. Es ist wie in jedem Beruf, denn man muss sich für die Sache berufen fühlen. Wer nur Geld verdienen will, scheitert am Ende."
Einen großen Anteil daran hätten aber auch die Onlineshops wie Amazon und Online-Antiquariate, hinter denen ebensolche Konzerne stehen. "Da kann man als Einzelner nicht mehr mithalten, aber es ist wie überall, denn alles, was Nachteile hat, bringt auch Vorteile mit sich", so Steinberg, der damit die globale Verfügbarkeit von Büchern anspricht. "In 84 Länder durfte ich schon liefern, darunter die Elfenbeinküste oder Nordkorea", sagt Steinberg, der sich selbst als Buchmensch beschreibt und lachend nachwirft: "Seit ich Antiquar bin, habe ich viel weniger Zeit zu lesen."
Zu den großen Schätzen, die Steinberg in die Hände gekommen sind, zählt das Urfahraner Urgestein einen von Richard Wagner privat vorfinanzierten Druck des Ring der Nibelungen. "Ich kann mich gut erinnern, denn es war ein Einband mit weißer Aufschrift, wo Nibelungen falsch geschrieben war und wodurch ich sofort aufmerksam geworden bin."
Längst keine Antiquität
An ein Ende denkt er nicht. "Es ist wie mit den Büchern, denn die besitzt man auf Zeit und solange ich gesund bin, werde ich weitermachen", blickt Steinberg gelassen in die Zukunft.
Für alle, die nun auf den Geschmack gekommen sind, folgt die Anschrift sowie die Internetseite samt prallgefülltem Katalog:
www.antiquariat-steinberg.atPeter Steinberg
Peuerbachstraße 9
4040 Linz
0732/750877
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