Blackout
"Jeder sollte sich zehn Tage selbst versorgen können"

Josef Lindner mahnt die Menschen, sich auf den Ernstfall vorzubereiten. | Foto: Zivilschutzverband
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Welche Folgen ein Blackout haben kann und warum es wichtig ist, sich jetzt darauf vorzubereiten, haben wir mit dem Geschäftsführer des Zivilschutzverbands OÖ, Josef Lindner, besprochen.

LINZ. "Es gibt keine Behörde, die gerade nicht damit beschäftigt ist, Notfallpläne zu erstellen", sagt Josef Lindner, der Geschäftsführer des Zivilschutzverbands OÖ. Der Notfall, auf den sich alle vorbereiten, ist aber nicht die nächste Pandemie oder eine Naturkatastrophe. Es ist ein Blackout, also ein länger andauernder, großflächiger Stromausfall in mehreren Staaten. Die möglichen Ursachen reichen laut Lindner von einem Hackerangriff bis zu dem schwach ausgebauten Transportnetz.

Unabsehbare psychologische Folgen

Die Auswirkungen sind schwer vorhersehbar. Bedenkt man aber, dass Selbstverständlichkeiten wie Licht, Herd, Kühlschrank, Telefon und Internet plötzlich und über Tage ausfallen, kann man die Probleme im Alltag erahnen. Noch gravierender können die psychologischen Folgen sein. Im Unterschied zu anderen Notfällen oder Krisen kann sich der Bürger bei einem Blackout nämlich "nicht immer darauf verlassen., dass jemand kommt", warnt Lindner. Auch Einsatzkräfte haben Familien, um die sie sich sorgen. Außerdem hat die Versorgung von Einrichtungen wie Alters- und Pflegeheimen Priorität, wie auch das Befreien von Menschen aus steckengebliebenen Aufzügen. Was das mit Menschen macht, ist schwer vorherzusagen. "Man geht davon aus, dass das System dann kippt, wenn der Bürger das Vertrauen in den Staat und die staatlichen Einrichtungen verliert", so Lindner.

Zehn Tage ohne Hilfe von Außen

Umso wichtiger ist es aus Sicht des Zivilschutzverbandes, sich vorzubereiten. Im Notfall sollte jeder Bürger für mindestens zehn Tage autark leben können. "Der Aufwand für die Vorbereitung ist wirklich gering, aber im Ernstfall umso wertvoller", sagt auch Sicherheitsstadtrat Michael Raml. "Am besten denkt man bei der Vorbereitung an einen Campingurlaub und die dafür nötigen Dinge", so Raml. 
 

Land besser vorbereitet

Noch ist die breite Bevölkerung nicht ausreichend auf einen Blackout vorbereitet. Das hängt auch damit zusammen, dass es in Österreich ein gut funktionierendes Ehrenamts-System gibt. "Diese Sicherheit hat auch dazu geführt, dass die Menschen nicht so an das Vorbereiten gewöhnt sind als in anderen Ländern", so Lindner. Auch in einem Kärntner Tal, das jederzeit von Lawinen abgeschnitten werden kann, ist man es mehr gewohnt sich vorbereitet zu sein. "in der Stadt ist der Kühlschrank oft auf der Tankstelle", so Lindner. Doch in Linz zu leben hat auch einen Vorteil: Die Stromversorgung dürfte in der Stadt rascher wiederhergestellt sein, als am Land.

Wichtige Verhaltens- und Vorsorgeregeln für den Notfall:

  • Wasser sowie Lebensmittelvorrat für zehn Tage
  • Zusätzlicher Wasservorrat für Hygienebedürfnisse
  • Ersatzkochgelegenheit, zum Beispiel Zivilschutz-Notkochstelle, Campingkocher, Fonduekocher
  • Ersatzbeleuchtung: am besten mit Kurbel, durch den Verzicht auf Kerzen kann die Brandgefahr verringert werden
  • Hygieneartikel: Zahnbürste, Zahnpasta, Seife, Shampoo, Toilettenpapier, Binden oder Tampons, Müllbeutel
  • Erste Hilfe – Zivilschutzapotheke,
  • Alternative Heizmöglichkeit, wie Heizgeräte, die mit Petroleum oder Flaschengas betrieben werden, Kachelöfen, Kaminöfen

Lindner rät allen, sich mit ihrer Familie, ihrem Umfeld abzustimmen, was man im Ernstfall tut, etwa einen Treffpunkt ausmachen. Das ist insofern wichtig, weil man sich ohne Kommunikation dann nicht mehr verabreden kann. "Der natürlichste Ablauf ist, nach Hauase zu kommen und mit den Angehörigen zu sprechen. Es geht darum, die kleinste Zelle zu aktivieren, also die Familie, die Nachbarschaft und von da aus die weiteren Maßnahmen abzuwarten.

Bewusstsein nimmt zu

"Wir wollen auf keinen Fall Angst machen, aber ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Eigenvorsorge zu treffen", so Lindner. Bei der Politik ist das gelungen. Aber auch bei den Bürgern ortet Lindner ein Umdenken – nicht zuletzt durch die Corona-Krise. "Viele Linzer kommen zu uns ins Büro und lassen sich beraten", so Lindner. 
Vor vier Jahren sei das noch ganz selten gewesen.

Sicherheitsstadtrat Raml warnt vor Blackout-Gefahr
Josef Lindner mahnt die Menschen, sich auf den Ernstfall vorzubereiten. | Foto: Zivilschutzverband
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