"Raus aus der Komfortzone"
Lisa Kaum über ihr Jahr im Europäischen Freiwilligendienst
Hätte Lisa Kaum gewusst, was auf sie zukommt, sie hätte es nicht gemacht und ihre Eltern wären wohl auch dagegen gewesen, erzählt sie im Gespräch mit der BezirksRundSchau. Und doch blickte sie am Ende glücklich auf ein Jahr zurück, dass ihr Leben verändert hat.
LINZ. Nach der Matura 2015 wollte Lisa Kaum Europa erleben und gleichzeitig etwas Sinnstiftendes machen. Wichtig war der Linzerin ihre eigene Komfortzone zu verlassen. Die heute 26-Jährige entschied sich für ein Jahr im Europäischen Freiwilligendienst (EFD) und landete so im September 2015 in der slowakischen Kleinstadt Jelšava. Abseits ausgetretener Pfade, vorbei am Eiffelturm, dem Strand von Barcelona oder einem hippen Studentenviertel irgendwo in Skandinavien, traf Kaum dort auf eine in jeder Hinsicht "andere" Europäische Union und eine Herausforderung, die sie nachhaltig geprägt hat.
"Es war auch schwierig"
Gemeinsam mit anderen jungen Kollegen und Kolleginnen aus ganz Europa engagierte sich Kaum in einem Jugendzentrum für Roma und lernte dort Lebensrealitäten kennen, die sie zuvor nicht oder nur kaum für möglich gehalten hat. "Ganz ehrlich, es war schon auch schwierig, neben den doch sehr stark ausgeprägten kulturellen Unterschieden waren auch Dinge wie Internet oder Strom keine Selbstverständlichkeit", erzählt Kaum.
Freizeitbetreuung für junge Roma
Zu ihren Aufgaben zählte die Gestaltung von Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche zwischen vier und 18 Jahren. "Wir hatten zum Beispiel eine Theatergruppe oder trafen uns einfach so zum Socializing." Nebenbei unterstützte sie lokale Lehrer beim Deutschunterricht.
"Extrem schnell gelernt, unabhängig zu sein"
Knapp acht Jahre später blickt die Linzerin glücklich zurück auf ihre Zeit in Jelšava. "Das hat mir sehr viel Selbstvertrauen gebracht und ich habe extrem schnell gelernt, unabhängig zu sein". Vor allem aber weiß Kaum seither wie klein die Probleme im Vergleich hier sind und wie berechenbar und vorhersehbar alles ist. Ganz nebenbei hat die 26-Jährige mit slowakisch eine neue Sprache gelernt und – das freue sie ganz besonders – mit den Kolleginnen und Kollegen von damals ist sie immer noch befreundet.
"Nicht ins Lieblingsland"
Kaums Rat für alle jungen Menschen, die auch ins Ausland wollen: Keine Zeit verschwenden! "Lieber früher als später raus in die Welt", und "nicht in das Lieblingsland", dann erlebe man deutlich mehr. Die Zeit im Freiwilligendienst sei weder Urlaub noch verändert man die Welt, aber man trage seinen Teil dazu bei. "Raus aus der Komfortzone", lautet daher Kaums Appell.
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