Tibor Foco in den Top Ten der Interpol-Fahndungsliste

Fluchtmotorrad - wurde bis heute nicht gefunden | Foto: Bundeskriminalamt (BK)
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OÖ (red). Tibor Foco ist am 18. April 56 Jahre alt geworden. Der ehemalige Staatsmeister im Straßen-Motorrad wurde für den Mord an Elfriede H. am 31. März 1987 rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt. Foco betrieb damals das Rotlichtlokal "Bunny Bar" in der Goethestrasse in Linz. Er wollte auch die Dienste der damals 23-jährigen Elfriede H. in Anspruch nehmen. Im Zuge einer Auseinandersetzung zwischen den beiden in der Nacht des 13. März 1986 soll Elfriede H. zusammengeschlagen worden sein. Am Morgen danach wurde der Leichnam von Elfriede H. auf den Gleisen der Westbahn gefunden. Ermordet durch einen Schuss ins Gesicht, unterhalb ihres linken Auges.

Einige Tage später wurde Tibor Foco als Tatverdächtiger verhaftet und in weiterer Folge vom Geschworenengericht in Linz zu lebenslanger Haft verurteilt. In der Strafvollzugsanstalt Stein an der Donau wurde ihm erlaubt, Rechtswissenschaft an der Uni Linz zu studieren. Im Zuge einer Ausführung an die Universität gelang dem Strafgefangenen am 27. April 1995 die Flucht.

Chronologie der Flucht

Am 27.April 1995 um 08.25 Uhr traf Tibor Foco mit zwei Justizwachebeamten bei der Universität Linz ein. Sie gingen vorerst in den 3.Stock des Juridikum, wo im Vorlesungsraum Nr. 311 die Tasche abgelegt wurde. Im Anschluss beabsichtigte Foco in Begleitung des Wachebeamten noch die Toilette im Hauptgebäude aufzusuchen. Auf dem Weg dorthin erzählte er über die Lehrveranstaltungen und zukünftigen Termine. Im Uni-Hauptgebäude wollte Foco noch im Hörsaal 1 Nachschau halten und verschwand hinter einem Paravant aus dem Blickfeld des Justizbeamten. Foco lief nun ohne Begleitung zum Juridikum zurück und holte aus einer Toilette im 3. Stock den, von einer Fluchthelferin zuvor dort versteckten Garagenschlüssel und einen Tränengasspray. Nach weiteren 7 Minuten und 30 Sekunden erreichte der fliehende Foco die angemietete Garage, zog den Motorradanzug an und fuhr mit dem bereitgestellten schwarzen Motorrad der Marke Kawasaki ZX 750 F „Ninja“, Fahrgestellnummer ZX750F017290 über den Marienberg zur Leonfeldner Bundesstrasse davon. Das Motorrad konnte bis heute nicht gefunden werden.

Ein Jahr nach seiner Flucht gab es das letzte Lebenszeichen von Tibor Foco, er sendete an Journalisten mehrere Briefe.

Seine Flucht plante Foco von langer Hand aus dem Gefängnis. Durch Briefverkehr unterhielt er Kontakt zur Außenwelt. So konnte er vermutlich den Kauf des Fluchtmotorrads organisieren, dass von seinem ehemaligen Rennmechaniker, der ihn während seiner aktiven Rennzeit betreute, gewartet wurde. Neben dem Motorrad wurde ihm auch ein Tankrucksack mit Kleidung, Proviant, Kosmetika und Schlafsack bereitgestellt.

Im Frühjahr 1997 wurde das Urteil zu lebenslanger Haft aufgehoben und vom Justizministerium freies Geleit bis 1. Oktober 1997 eingeräumt. Eine Kaution von 100.000 Schilling wurde hinterlegt. Der für die Fahndung erforderliche Haftbefehl des Landesgerichtes Linz wurde weltweit widerrufen. Tibor Foco kehrte nicht zurück und ließ die Kaution von 100.000 Schilling verfallen.

Im April 2000 wird vom Landesgericht Linz neuerlich gegen Tibor Foco eine Anklage wegen Verdacht des Mordes eingebracht. Ein internationaler Haftbefehl wurde erlassen und die Fahndung nach Tibor Foco weltweit wieder aufgenommen.
Nach persönlicher Intervention der Eltern bei der damaligen Bundesministerin für Justiz, Karin Miklautsch, im Februar 2005, wurde abermals ein sicheres Geleit im Falle einer freiwilligen Rückkehr von Tibor Foco zugesichert. Die Eltern, die nur die Einstellung des Verfahrens akzeptieren, lehnten dieses Angebot ab und stellten keinen Antrag beim Justizministerium.

Neues Foto durch "Phantombild-Aging"

Interpol startete jetzt im Juni eine neue Kampagne zur Suche von bestimmten Personen, darunter auch für den mutmaßlichen Mörder Tibor Foco. Aus diesem Anlass wurde von Spezialisten der Zielfahndungseinheit des Bundeskriminalamtes ein "Aging-Foto" des Gesuchten angefertigt. Das neue Fahndungsbild soll zeigen, wie Foco jetzt aussehen könnte. Das Bundeskriminalamt will dieses Tool nun auch für Langzeit-Abgängige, gefahndete Personen und bei besonderen Kriminalfällen anwenden. Sachdienliche Hinweise zum Aufenthalt des Gesuchten werden beim .BK unter der Telefonnummer +43 (1) 24836/85025 (SPOC) bzw. von jeder Sicherheitsdienststelle entgegengenommen.

Andere Merkmale zur Identifikation sind Focos zirka fünf Zentimeter lange Narbe am linken Ellbogen. Er leidet unter der Lungenkrankheit "morbus boeck", ist Nichtraucher, sportlich, ein Einzelgänger, außerdem motorsportbegeistert.

Es gibt keine eindeutig fundierten Hinweise über den derzeitigen Aufenthaltsort von Tibor Foco.

Fluchtmotorrad - wurde bis heute nicht gefunden | Foto: Bundeskriminalamt (BK)
Handschriftliche Notiz von Tibor Foco | Foto: Bundeskriminalamt (BK)
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