Von wegen veraltet

Warum Second-Hand in Linz trendiger denn je ist

200.000 Tonnen Kleidung werden jährlich in Österreich weggeworfen, jede zweite Woche gibt es neue Fast-Fashion-Kollektionen und Greenwashing bei großen Modeketten ist oft schon Standard. Bewusster und nachhaltiger Kleidungskonsum wirkt in Zeiten der Klimakrise und Inflation herausfordender denn je. Doch muss die neue Jeans unbedingt neu produziert sein? 

LINZ. Von sozialen Shops wie Carla von der Caritas bis zu dem hippen Vintage-Store Nowherevintage: Linz hat im Bereich Second-Hand-Mode einiges zu bieten. Dabei spielen nicht nur der soziale Gedanke und Nachhaltigkeit eine Rolle. Kleidung aus zweiter Hand wird auch immer modischer.

Qualitätsmode bei Nowhere-Vintage

"Zu uns kommen meist junge Menschen, die qualitativ hochwertige und vorsortierte Second-Hand-Mode kaufen möchten", so Laurin Strele, Co-Gründer der Second-Hand-Kette Nowherevintage. Aus Innsbruck kommend, verkauft das Unternehmen seit 2020 auch auf der Linzer Landstraße Vintage-Mode, vor allem aus den 90er- und frühen 2000er-Jahren. Anders als herkömmliche Second-Hand-Läden bezieht Nowherevintage den Großteil der Kleidung von Second-Hand-Großhändlern und sortiert sie anschließend aus. „Wir verkaufen Vintage-Mode. Das heißt, die Ware muss eine gewisse Qualität und ein bestimmtes Alter haben. H&M-T-Shirts aus 2019 sind uninteressant für unsere Shops,“ erklärt Strele.

Günstig, nachhaltig und sozial bei Carla shoppen

"Die Kleidung bei Carla hat eine Geschichte. Man findet Stücke, die einen auch emotional ansprechen," beschreibt Lisa Steinkogler das Erlebnis, Second-Hand zu shoppen. Steinkogler ist die Leiterin der Caritas Second-Hand-Läden Carla in Oberösterreich. Für diese sammelt die Organisation Sachspenden. Von Kleidung über Haushaltsgegenstände bis zu Bücher verkauft die Caritas alles günstig an vier Standorten in ganz Oberösterreich. Zurzeit befindet sich der Linzer Shop in der Stifterstraße. Mit Spätherbst diesen Jahres zieht er nach Sanierungsarbeiten wieder in die Baumbachstraße 3.

Strele: "Aktuelle Trends sind von früher inspiriert."

Vor allem in den letzten zehn Jahren sind vielen Menschen Probleme wie Ressourcenverschwendung immer bewusster geworden. Doch nicht nur aus Umwelt-, sondern auch aus Mode-Gründen habe sich Second-Hand laut Strele zu einem großen Trend etabliert: „Aktuelle Modetrends sind fast immer von älterer Kleidung inspiriert.“ Deswegen würden große Modeketten zwar versuchen, Kleidung aus früheren Epochen nachzubilden, Original-Teile wären natürlich dennoch schwer zu übertreffen. Außerdem hätte die Kleidung bei Geschäften wie Nowhere-Vintage Qualität und einen gewissen Sammlerwert.

Ressourcensparen und Wiederverwenden

Ein weiteres Kaufmotiv vieler Kundinnen und Kunden ist der Wunsch nach nachhaltigem Konsum. "Unser Konzept ist nachhaltig, weil wir Kleidung sammeln, die erfreulicherweise nicht im Müll landet, sondern wiederverwendet wird," erklärt die Carla-OÖ-Leiterin Steinkogler. Dass Mode aus zweiter Hand gut für die Umwelt ist, kann auch Norbert Rainer vom Klimabündnis OÖ bestätigen: "Dadurch, dass nichts neu produziert wird, werden bei Second-Hand Produkten viele Ressourcen gespart." Besonders wichtig für einen klimabewussten Konsum sei es laut ihm auch, Kleidungsstücke lange zu tragen und nicht jedem Fast-Fashion-Trend zu folgen.

Weniger Giftstoffe und Müll

Für Nowherevintage-Gründer Strele ist es neben der Nachhaltigkeit auch positiv, dass in Second-Hand-Kleidung viel weniger Giftstoffe enthalten sind, als in neuer Ware: "Durch vieles Tragen ist die Chemie in Kleidungsstücken irgendwann ausgewaschen. Das macht sie hautverträglicher." Außerdem sei Second-Hand ein Gegenmodell zu Fast-Fashion. Vor allem große Modekonzerne produzieren oft viel mehr Ware, als sie verkaufen können. Der Großteil der übrig gebliebenen Textilien wird aber nicht gespendet und wiederverwendet, sondern verbrannt oder zerstört.

Günstige Kleidung für Bedürftige

Ein weiterer großer Vorteil gebrauchter Mode ist die Unterstützung von finanziell Schwächeren. Zu Carlas sozialem Konzept zählt demnach vor allem der Verkauf von günstiger Ware für bedürftige Personen. Weiters beschäftigen sie Menschen, die "aus verschiedenen Gründen nicht so viele Chancen am Arbeitsmarkt haben". Allgemein sei das Shoppen von Kleidung aus zweiter Hand laut Steinkogler jedoch etwas für jeden. Von Schülerinnen über Pensionisten bis zu Herren im Anzug in der Mittagspause: Alle würden gerne zu Carla kommen.  

Steinkogler: "Second-Hand wird weiter boomen."

Neben Steinkogler gibt sich auch Strele positiv überrascht darüber, wie vielschichtig die Kundschaft in Linz ist. Genau das sei sein Ziel gewesen: Ein Vintage-Shop für alle. Dass der Trend, gebrauchte Ware zu verkaufen auch in Zukunft bestehen wird, zeige sich daran, dass selbst große Mode-Ketten wie H&M schon versuchen, Second-Hand-Plattformen aufzubauen. Steinkogler ist ebenfalls optimistisch. Zurzeit sei es zwar etwas schwieriger, die Läden zu füllen, da die Spenden seit der Corona-Pandemie weniger und qualitativ schlechter sind. Dennoch denkt auch sie, dass Second-Hand langfristig aus Nachhaltigkeitsgründen und aus finanziellen Gründen immer beliebter wird.

Shopping-Adressen in Linz

"Carla" Caritas Shop
Stifterstraße 1, 4020 Linz
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 9 bis 18 Uhr; Samstag: 9 bis 12 Uhr

nowherevintage
Landstraße 109, 4020 Linz
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag: 11 bis 18 Uhr

Arge Trödlerladen
Bischofstraße 7, 4020 Linz
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 12 bis 18 Uhr; Samstag: 10 bis 13 Uhr

Moschi Modeantiquariat
Rainerstraße 13, 4020 Linz
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 14 bis 18 Uhr; Samstag: nach telefonischer Vereinbarung unter 0699/10121160

Seconda Mano
EKZ Muldenstraße, 4020 Linz
Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch: 10 bis 17 Uhr; Donnerstag und Freitag: 10 bis 16 Uhr