Jugend im Netz
Wenn die Influencerin um Rat gefragt wird

So selbstverständlich das Smartphone für Jugendliche ist, so naheliegend ist es, dass sie in sozialen Medien Rat suchen. | Foto: HighwayStarz/panthermedia.net
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  • So selbstverständlich das Smartphone für Jugendliche ist, so naheliegend ist es, dass sie in sozialen Medien Rat suchen.
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Im Krisenfall suchen Jugendliche Rat im Internet – und geraten dabei nicht nur an die richtige Adresse.

LINZ. "Die Jugend schreibt", sagt Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142. Mit mehr als 1.200 Chat-Anfragen haben sich bei der TelefonSeelsorge in Oberösterreich die Beratungszahlen im letzten Jahr versechsfacht. Die meisten davon kommen von jungen Menschen – zum Telefonhörer greifen nur noch die wenigsten von ihnen. "Ängste, Zwangsstörungen, Depressionen und Essstörungen wurden durch Corona besonders getriggert (= ein Auslöser, Anm. d. Red.)", sagt Doris Koubek, Kinder- und Jugendpsychiaterin bei pro mente OÖ. Gerade diese Jugendlichen seien nun durch den permanenten Lockdown "noch mehr sich selbst, ihren Gedanken und ihrem Selbstzweifel überlassen.“ Psychische Probleme bei jungen Menschen rasch zu erkennen und diese professionell behandeln zu lassen, sei daher nun extrem wichtig.

Hemmschwelle zur Beratung hoch

"Die Hemmschwelle, sich an eine Beratungsstelle zu wenden, ist für viele Jugendliche enorm hoch", sagt Magdalena Heinzl. Unter dem Titel „SexOlogisch“ klärt die Sexualpädagogin und Sozialarbeiterin in den sozialen Medien auf. In ihrem Podcast spricht sie über unrealistische Körperideale, den weiblichen Orgasmus, Regelschmerzen oder plaudert mit einem Kondomhändler. Mit ihren mehr als 7.000 Followern auf Instagram gilt sie durchaus als Influencerin. Ihre Beiträge und Tipps kommen bei der Jugend gut an. „Mich spüren sie als Person. Wenn ich jemanden kenne oder zumindest das Gefühl habe, dann vertraue ich mich eher jemandem an“, weiß Heinzl, warum sich viele leichter tun, sie anzuschreiben, als sich an eine Beratungsstelle zu wenden.

Anonyme Hilfe bei Mobbing und Ausgrenzung

"Über ihre Sorgen tauschen sich die Jugendlichen hauptsächlich im Freundeskreis oder Klassenkollegen im Videochat oder auf Whatsapp aus", sagt Breitwieser. Gerade dann, wenn es um Ausgrenzung und Mobbing oder andere mit Scham besetzte Themen gehe, würden sich die Jugendlichen dann im Seelsorge-Chat melden. Die Nachfrage danach ist mittlerweile so hoch, dass die TelefonSeelsorge OÖ in Linz einen kostenlosen Ausbildungslehrgang mit dem Schwerpunkt Mail- und Chatberatung gestartet hat.

250 Nachrichten an einem Tag

Auch Heinzl berichten die Jugendlichen über Nachrichten auf Instagram, TikTok oder Tellonym. Sie erzählen von Missbrauch, von Erektionsstörungen und geben intimste Details preis. Rund 25 solcher Anfragen landen am Tag bei ihr. Auf einen besonders beliebten Beitrag erhielt Heinzl gleich 250 Anfragen. Sie versucht, möglichst viele davon zu beantworten – und vermittelt Jugendliche etwa an Beratungsstellen weiter. "Ich habe anfangs echt unterschätzt, was da für eine Arbeit dahintersteckt", sagt Heinzl. Dass die Jugendlichen sich im Netz Hilfe suchen, sieht sie nicht nur positiv. Da idealisieren etwa Frauen ihre Magersucht und geben Abnehmtipps an ihre Fans weiter. „Diese Influencerinnen werden vergöttert“, sagt Heinzl. Die Aufmerksamkeit für das Problem steigt – Plattformen wie Instagram zeigen bei der Suche nach den Magertrend-Inhalten mittlerweile Warnhinweise an.

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