Linzer Saubermacher
Wenn Müllsammeln voll im Trend liegt

- Viele Linzer beteiligen sich mittlerweile an den Müllsammelaktionen, aus allen Altersstufen.
- Foto: privat
- hochgeladen von Christian Diabl
Linz hat ein Müllproblem, finden Erich Gusenbauer und seine Mitstreiter. Weil jammern aber nicht reicht, haben sie die Sache als "Saubermacher" selbst in die Hand genommen. Von der Politik wünschen sie sich mehr Strafen und eine Rückkehr des traditionellen Straßenkehrers.
LINZ. "Viele Linzer sind völlig entsetzt, wie vermüllt unsere Stadt ist", sagt Erich Gusenbauer. An manchen Stellen liege der Dreck der letzten zehn Jahre. Gemeinsam mit anderen Linzern hat er die Sache selbst in die Hand genommen. Mindestens einmal in der Woche sind die "Saubermacher" in der Stadt unterwegs. Ausgerüstet mit Handschuhen, Müllsäcken und Greifern, sammeln bis zu zwanzig Freiwillige Müll von den Linzer Straßen. Die Aktionen werden auf Facebook dokumentiert und sind mittlerweile stadtbekannt. Zu tun gibt es offenbar genug. "Viele arbeiten eigenständig und machen in ihrem Viertel sauber", berichtet Erich Gusenbauer, einer der Gründer.
Linz AG unterstützt die Saubermacher
Am Anfang ging es vor allem um "Grundreinigungen", wie am Hafen, an Lkw-Abstellflächen, entlang von Gleisen oder von Bächen. Mittlerweile reagieren sie auch auf Hinweise und Bitten von Anrainern. "Inzwischen haben wir so einen großen Teil des Stadtgebiets kennengelernt", sagt Gusenbauer. "Hotspots" in Sachen Verschmutzung und Vermüllung sind Flächen rund um Supermärkte, Tankstellen und Lkw-Parkplätze – überall wo die Leute Pausen machen, es aber an Mülleimern fehlt. Wenn zwanzig Menschen Müll sammeln, kommt einiges zusammen. Konnten bei den ersten Einsätzen die Müllsäcke noch mit dem Lastenrad oder dem Auto eigenständig entsorgt werden, geht das heute nicht mehr. Hier springt die Linz AG ein. Die Saubermacher deponieren die Säcke und der Müll wird unbürokratisch abgeholt. Überhaupt hat sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt, berichtet Gusenbauer, denn die Linz AG sponsert die Aktionen mit Handschuhen und Müllsäcken.
"Leute sind begeistert"
Aber woher kommt die Motivation zum Müllsammeln? Einerseits ist es der Ärger über die Nachlässigkeit der Stadt, andererseits das enorme positive Feedback, erzählt Gusenbauer. "Die Leute sind begeistert, dass sich jemand darum kümmert und das Thema ernst nimmt", so Gusenbauer. Das Feedback reicht von einem einfachen "Daumen hoch", über Trinkgeld bis hin zu einer Einladung eines bekannten Linzer Gastwirten zu einem Schweinsbratl. "Inzwischen erkennt uns halb Linz auch an unseren coolen Kappen." Gusenbauer möchte aber auch mit gutem Beispiel vorangehen.
Rückkehr der Straßenkehrer
Gusenbauer wünscht er sich den traditionellen Straßenkehrer zurück, der sich früher um sein Grätzel gekümmert hat und auch die Stellen gesäubert hat, an die kein Kehrwagen hinkommt. Alleine durch seine Präsenz würde der Straßenkehrer für entsprechendes Bewusstsein bei den Menschen sorgen. Von der Stadt fordert er, die Müllproblematik ernsthafter anzugehen und konsequent zu strafen. Außerdem brauche es dringend ein Pfandsystem für Petflaschen und Dosen. "Damit würde vermutlich ein großer Teil des Plastik- und Dosenmülls nicht anfallen" so Gusenbauer.
Wer auch ein Saubermacher sein will, informiert sich am besten auf der Facebook-Seite über aktuelle Termine: facebook.com/dielinzersaubermacher
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