Gesundheitsvorsorge
Ärzte-Engpass im Franckviertel und im Linzer Süden
Die Zahl der ÄrztInnen in der Stadt steigt. Wer sich keinen Wahlarzt leisten kann und nicht im Stadtzentrum lebt, profitiert davon allerdings nur wenig.
LINZ. Die Zahl der ÄrztInnen in Linz ist in den letzten Jahren gestiegen. 797 Ärzte gab es mit Jahresbeginn in der Stadt. Damit könne man "annehmen, dass die These des Ärztemangels überzogen ist. Was uns allerdings Sorgen macht: Die Zahl der Ärzte mit Kassenvertrag ist rückläufig", führt Bürgermeister Klaus Luger aus, dass das Angebot der kostenlosen Versorgung in Linz zurückgegangen ist. Lediglich die Zahl der Wahlärzte ist in den letzten Jahren gestiegen. Aktuell stehen 280 frei zugängliche VertragsärztInnen 517 vertragslose ÄrztInnen in der Stadt gegenüber. "Die Linzer müssen sich teilweise auf den Weg durch die halbe Stadt machen um zu einem Hausarzt zu kommen, der sie in ihre Patientenkartei aufnimmt", so Gesundheitsstadtrat Michael Raml.
Hausärztlicher Notdienst gefährdet
Auch die Aufrechterhaltung des Hausärztlichen Notdienstes (HÄND) in der Stadt ist gefährdet. Geht es nach den Plänen von ÖGK und Ärztekammer sollen ab April zu bestimmten Nachtzeiten statt Ärzten diplomierte Pflegekräfte zur Verfügung stehen. Der Gemeinderat wandte sich in einer Resolution an die Ärztekammer, um eine Weiterführung des Ärztedienstes, wie er derzeit besteht, zu erreichen.
"Brauchen Fachärzte in den Stadtteilen"
Vom Fachärztemangel seien in Linz besonders der Osten und der Süden betroffen. Im Franckviertel, dem Hafenviertel sowie in Pichling und Ebelsberg ist die ärztliche Versorgung am schlechtesten. "Wir haben bei den Fachärzten eine unheimliche Konzentration auf die Stadtmitte", sagt Luger. "Wir benötigen die Fachärzte aber auch in den Stadtteilen", fordert der Bürgermeister ein Umdenken der ÖGK und der Ärztekammer. Mit Stichtag 11. Jänner 2021 sind in Linz fünf offene Stellen für Allgemeinmediziner ausgeschrieben. Raml weist darauf hin, dass dazu noch drei weitere unbesetzte Kassenstellen für Kinderärzte kommen.
Vorsorge unter einem Dach "gehört Zukunft"
Um die medizinische Versorgung in der Stadt zu verbessern, schlägt Raml in den Krankenanstalten angesiedelte Akutambulanzen als "Drehscheibe für Haus- und Facharztordinationen" vor. Dort könnte statt in der Notaufnahme eine Erstabklärung und Vorbehandlung für PatientInnen ohne Termin stattfinden. Gleichzeitig sprechen sich Luger und Raml für den Ausbau von Erstversorgungszentren aus. „Ich bin überzeugt, dass der Kombination Haus- und Facharztpraxen mit anderen Gesundheitsberufen unter einem Dach die Zukunft gehört. Die ganze Arbeitswelt wird arbeitsteiliger und flexibler: Unternehmen teilen sich Büroräume, Start-Ups produzieren ihre Güter und Dienstleistungen am selben Ort zu unterschiedlichen Arbeitszeiten, gleichzeitig wird Freizeit immer wichtiger – warum soll das nicht auch für selbstständige Ärzte gelten?“, fragt sich Bürgermeister Luger.
Gesundheitsvorsorge am Handgelenk
Und auch bei den Apotheken sollen Lückenschlüsse in der Stadt erfolgen - etwa in der Neuen Heimat. Nicht zuletzt sehen Gesundheitsreferent Raml und Innovationsreferent Luger in der Digitalisierung eine große Chance für die Gesundheitsversorgung: „Wir laufen heute schon mit Schrittzählern und Pulsmessern am Handgelenk herum. Die regelmäßige Erfassung unserer Aktivitäten und Gesundheitsdaten bringt Motivation – zum Aktivsein – und Sicherheit – bei rechtzeitigen Hinweisen auf mögliche Gesundheitsprobleme – zugleich. Diese Instrumente sollten stärker für eine zielgerichtete Gesundheitsförderung und bedarfsorientierte Gesundheitsversorgung genutzt werden."
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