Mobilitätskonzept
So will Linz den Verkehrskollaps verhindern

Vizebürgermeister Markus Hein (li.) und Bürgermeister Klaus Luger mit dem gedruckten Mobilitätskonzept. | Foto: Stadt Linz
  • Vizebürgermeister Markus Hein (li.) und Bürgermeister Klaus Luger mit dem gedruckten Mobilitätskonzept.
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Die Stadt Linz hat ein umfassendes Mobilitätskonzept vorgelegt, mit dem man den steigenden Pkw-Anteil in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in den Griff bekommen will. Kritiker sehen darin Luftschlösser, die mit der verkehrspolitischen Realität nichts zu tun haben.

LINZ. Die Prognosen sind düster: Derzeit belasten mehr als 300.000 Fahrten über die Stadtgrenze täglich die Landeshauptstadt. Läuft alles so weiter, werden bis 2030 70.000 Pkw-Fahrten pro Tag hinzukommen. Verantwortlich dafür sind vor allem Nicht-Linzer. Denn während man in der Stadt zunehmend auf das Auto verzichtet, führt das wirtschaftliche Wachstum zu immer mehr Einpendlern, die wiederum zu oft mit dem Auto nach Linz kommen. Ohne überregionale Maßnahmen, etwa bei der Siedlungsentwicklung oder dem Öffi-Ausbau rund um Linz, wird das Problem nicht in den Griff zu bekommen sein. Mögliche Maßnahmen der Stadt Linz listet das Mobilitätskonzept "Auf die Plätze, fertig, Linz" auf, das von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) vorgestellt wurde.  

Zehn Prozent weniger Pkw

Die Ziele sind aus Sicht der Regierungsspitze ambitioniert. Innerhalb der Stadtgrenzen soll der Anteil des Pkw-Verkehrs um etwa zehn Prozent von 56 auf 46 Prozent reduziert werden. Möglich machen soll das eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs, etwa durch Beschleunigung, vermehrten Vorrang für Bus und Bim und die Verknüpfung von unterschiedlichen Verkehrsmittelangeboten bei Nahverkehrsknoten. Siedlungsentwicklung soll verstärkt mit der Entwicklung des Öffentlichen Verkehrsnetzes einhergehen. Beim Ausbau setzt die Stadt vor allem auf Busse, wie die bereits geplanten Linien 13 und 14 in den Süden oder den Linien 47 und 48 zwischen dem Mühlkreisbahnhof und der Neuen Welt.

Stadtverträglicher Verkehr

Der motorisierte Verkehr soll "stadtverträglich" gestaltet werden. Nach Komplettierung des hochrangigen Straßennetzes, sprich Fertigstellung von West- und Ostring, sieht das Konzept Verkehrsberuhigung in der Innenstadt vor, etwa durch die Neugestaltung des Hinsenkampplatzes. Parkende Autos sollen im öffentlichen Raum reduziert werden, um mehr Platz für Busspuren, Radwege, breitere Gehsteige, Begegnungs- und Fußgängerzonen sowie Begrünung zu haben. Multimodale, intelligente Verkehrsknoten sollen das rasche Umsteigen von einem auf das andere Verkehrsmittel, etwa vom Bus auf das Rad, ermöglichen. Der Radverkehr soll bis 2040 um 40 Prozent zulegen. Geplant ist etwa die Schaffung einer Nord-Süd-Radroute westlich der Innenstadt. Gut die Hälfte der im Konzept angeführten Radwege sind jedoch als "schwierig umsetzbar" gekennzeichnet. Auch für Fußgänger soll Linz attraktiver werden, durch Mindestbreiten für Gehwege, sichere Schulwege und -vorplätze, sichere Querungsmöglichkeiten oder kürzere Wartezeiten bei Ampeln. Bei der Regelung der Verkehrsströme will Linz vermehrt auf Technologie setzen, wie etwa bei der Ampelsteuerung.

Drohnen und autonome Fahrzeuge

Futuristisch wird es dann im Kapitel "Mobilitätsinnovationen". Manches wie E-Scooter gibt es schon, für anderes, wie die Stadtseilbahn braucht es eine spendable Bundesregierung. Eine "Revolution" könnte eine Taxiflotte mit selbstfahrenden Fahrzeugen bringen. In Kombination mit gut ausgebauten Öffis und Radwegen könnte man nicht nur die Zahl der Pkw-Fahrten stark reduzieren, sondern auch den Parkplatzbedarf dramatisch senken. Im öffentlichen Verkehr könnten fahrerlose Busse zu Kostensenkungen führen und den Takt deutlich verdichten. Allerdings wird es noch dauern, bis die technischen und rechtlichen Voraussetzungen für einen derartigen Durchbruch gegeben sind. Schneller könnte es im Güterverkehr gehen, vor allem auf längeren Strecken. Der oberösterreichische Zentralraum wird hier eine Testregion sein. Sobald das 5G-Mobilfunknetz installiert ist, sollen in Linz ebenfalls batteriebetriebene Taxidrohnen getestet werden. Die Stadt Linz wird den Testbetrieb durch die Festlegung von fixen Bedienungsstrecken begleiten und die gewonnenen Erfahrungen für den künftigen Einsatz dieser Systeme im urbanen Gebiet auswerten. 

Kritik an "Lüftschlössern"

Teils heftige Kritik kommt von den anderen Parteien, die darauf hinweisen, dass das präsentierte Konzept bereits im September des Vorjahres im Gemeinderat beschlossen wurde. Die Klubobfrau der Linzer Volkspartei Elisabeth Manhal ortet "unrealistische Ansagen und Lippenbekenntnisse". Es brauche dringend echte Lösungen und keine Luftschlösser. Von einer "völlig falschen Prioritätensetzung" spricht der grüne Klubobmann Helge Langer. "Dass für das Jahr 2040 bestenfalls ein gleich hoher Anteil an absolvierten Strecken mit Auto, Lkw, Moped oder Motorrad prognostiziert wird, zeigt wie ambitionslos das Konzept in Wirklichkeit ist.´", so Langer. KPÖ-Verkehrssprecher Michael Schmida spricht von einem "Papiertiger" und einer "Kapitulationserklärung". "Viele schöne leere Worte und Versprechungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Realität die Stadtpolitik laufend einholt", so Schmida.

"Selbstverständlichkeiten stolz aufgelistet"

Kritik kommt auch aus der Zivilgesellschaft. Die im Konzept vorgesehene Ostumfahrung werde noch mehr Autoverkehr und noch mehr Güterverkehr auf der Straße mit all seinen Nachteilen wie Lärm und Abgasen bringen, meint die "Initiative Verkehrswende jetzt!". Wie die Ziele beim Radverkehr erreicht werden sollen, fragt sich der Sprecher der Radlobby Linz, Paul Weber. "Bei den Zielen steht der Radverkehr noch an zweiter Stelle nach dem Gehen, in der Planung und Umsetzung sind aber hauptsächlich Großprojekte für den motorisierten Individualverkehr aufgelistet. Wo sind solche Projekte für den Radverkehr?", so Weber. Stattdessen werden Selbstverständlichkeiten "stolz aufgelistet", wie die Berücksichtigung von Radwegen beim Neubau von Infrastruktur. Fraglich sei, wie mit diesem Konzept die klaffenden Lücken in der existierenden Radinfrastruktur geschlossen werden sollen.

Das Mobilitätskonzept können Sie hier nachlesen.
Lücken im Radwegenetz aus Sicht der Radlobby finden Sie hier.

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