Nach Historiker:innenbericht
Stadtsenat beschließt Umbenennung von historisch belasteten Straßen

Die Pfitznerstraße, der Porscheweg, der Reslweg sowie die Gföllnerstraße werden nächstes Jahr neue Namen bekommen. Die Umbenennung betrifft etwa 300 Personen. | Foto: BRS/Diabl
  • Die Pfitznerstraße, der Porscheweg, der Reslweg sowie die Gföllnerstraße werden nächstes Jahr neue Namen bekommen. Die Umbenennung betrifft etwa 300 Personen.
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In der letzten Sitzung des Jahres 2022 beschloss der Linzer Stadtsenat – wenig überraschend – die Umbenennung von vier historisch belasteten Straßennamen. Wir berichteten HIER. Die FPÖ enthielt sich dabei als einzige Fraktion. Wie die neuen Namen lauten sollen, entscheidet sich erst im neuen Jahr. Fix ist: Die Bewohner:innen bekommen werden jetzt umgehend über die weiteren Schritte informiert und bekommen alle anfallenden Kosten erstattet.

LINZ. Anfang November präsentierte ein Expert:innengremium unter der Leitung von Stadtarchiv-Direktor Walter Schuster einen umfangreichen Bericht zur historischen Belastung der Linzer Straßennamen. Dieses stufte von insgesamt 64 problematischen Personen vier Biografien als besonders gravierend ein. Schon bei der Präsentation des Berichtes sprach sich Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) eher in Richtung Umbenennung aus. Wenig überraschend wurde diese in der letzten Stadtsenatssitzung 2022 am 22. Dezember beschlossen. Die Pfitznerstraße, der Porscheweg, der Reslweg sowie die Gföllnerstraße werden nächstes Jahr neue Namen bekommen. "Dieser mehrheitlich gefasste Beschluss im letzten Stadtsenat dieses Jahres macht einmal mehr deutlich, dass sich die Stadt Linz ihrer historischen Verantwortung aktiv stellt", betont Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ).

Namensvorschläge erst Anfang nächsten Jahres

Das Stadtarchiv wird dazu Vorschläge machen. Welche das sein werden, steht noch nicht fest. In einem früheren Gespräch erwähnte Schuster gegenüber der BezirksRundSchau, dass er persönlich – obwohl heikler – zu Personennamen tendiere. Diese seien "wichtig für die Identitätsstiftung einer Stadt". Da sich Linz in jüngerer Vergangenheit dazu entschlossen hat, in Zukunft Verkehrsflächen vorrangig nach Frauen zu benennen, könnten hier vier verdiente Linzerinnen zum Zug kommen.

Kostenersatz und Information für Anwohner:innen

Grünen-Stadträtin Eva Schobesberger ist mit dem Entschluss zufrieden und findet auch gut, dass jetzt rasch mit den betroffenen Anrainer:innen Kontakt aufgenommen wird. "Mir ist es wichtig, dass umfassend und transparent informiert wird", so Schobesberger. Von der Idee für erklärende Zusatztafeln für die übrigen problematischen Straßenbezeichnungen sei man abgekommen. Laut Schobesberger gäbe es keine vernünftige Möglichkeit, die doch komplexen Informationen in dieser verkürzten Form vernünftig darzustellen. Anstatt dessen wird das Linzer Straßenverzeichnis in der Print- und Onlinevariante um die Biografien ergänzt. Beschlossen wurde auch, dass alle Betroffenen die anfallenden Kosten für die Änderung von Dokumenten oder ähnlichem ersetzt bekommen.

FPÖ enthielt sich bei Abstimmung 

Die Linzer FPÖ enthielt sich – wie bereits vorab in einer Aussendung angekündigt – bei der Abstimmung ihrer Stimme. Zusatztafeln wären laut ihrer sicht ausreichend gewesen. "Die Hintergründe der vier Personen könnten beispielsweise durch Zusatztafeln, QR-Codes sowie weitergehende digitale Angebote vollumfänglich dargestellt werden", sagt Stadtrat Michael Raml bereits am Vortag der Abstimmung in einer Aussendung.  „Da die Umbenennung der Straßen und die damit verbundene Tilgung der Namensgeber aus dem kollektiven Bewusstsein eine Kontextualisierung verunmöglicht, werde ich mich bei der morgigen Abstimmung der Stimme enthalten“, so Raml darin weiter.

Informationen zu den vier "gravierenden Fällen"

Vier Linzer Straßennamen stufte die Historikerkommission als "gravierend belastet" ein:

  • Komponist Hans Pfitzner: Er trat als radikaler Antisemit auf, betrieb Wahlpropaganda für die NS und verharmloste den Holocaust auch nach Ende der NS-Herrschaft.
  • Konstrukteur Ferdinand Porsche: Porsche nahm eine zentrale Funktion in der NS-Kriegswirtschaft ein und war ein aktiver Förderer von Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen.
  • Künstler Franz Resl: Der NS-Propagandist vertrat einen radikalen Antisemitismus und war als Ratsherr Teil der nationalsozialistischen Linzer Stadtverwaltung.
  • Bischof Johannes Maria Gföllner: Der Bischof propagierte öffentlich und einflussreich Antisemitismus und nahm bei der Abschaffung der Demokratie in Österreich eine zentrale Rolle ein.
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