HEIMATRUNDSCHAU

"Niedergang ist ein Stück Heimatverlust"

Egal ob auswärts oder zu Hause, Ulrich Wöss verpasst kein Spiel des Traditionsklubs SV Urfahr.

URFAHR (rei). Heimat und Heimatlosigkeit, aber auch Nähe und Fremde sind Konzepte, die in der Gegenwart aktueller denn je sind. Was für den einen etwas Vertrautes ist, ist für den anderen etwas Fremdes. Eine zweite Heimat hat der pensionierte Lehrer Ulrich Wöss bei der SV Urfahr gefunden.

Rot-Schwarz im Herzen

"In meiner Karriere als Fan habe ich gemeinsam mit meinem Freund Herbert Keplinger, dessen Großvater bei den Gründungsmitgliedern dabei war, praktisch kein Spiel der Urfahr verpasst. Mittlerweile sind es sicher mehr als 1.000 Spiele, bei denen wir waren", sagt der 72-jährige Fußballliebhaber. Auf die Frage, warum die Leidenschaft nicht dem LASK oder dem SK Vöest zuteilwurde antwortet der Urfahraner: "Ich bin in der Leonfeldnerstraße aufgewachsen und war von jeher mit meinem Stadtteil verbunden, da lag es nahe, den regionalen Verein zu unterstützen."

Glanz und Gloria verblasst

Wöss blättert aufmerksam in der Vereinschronik "seiner Urfahr" und sagt: "Wir hatten glorreiche Zeiten, große Spieler, doch das ist längst vorbei. Dass diese Zeiten wieder kommen, halte ich für unrealistisch. Der sportliche Niedergang kommt einem Stück Heimatverlust gleich." Einen Grund, warum die Bindung so stark ist, sieht Wöss vor allem "in der Emotionalität, der Verbundenheit zur Geschichte und den Erinnerungen." Wöss präzisiert dies: "Wir sitzen oft beisammen und sprechen über die bessere Zeit der SV Urfahr", so Wöss, der sagt: "Schlussendlich hält man einen Sterbenden am Leben." Auf die Frage, wo er die SVU in zehn Jahren sieht, sagt er zerknirscht: "Ich befürchte nirgends mehr. Generell ist das ein Problem der Gesellschaft, die keine Verbundenheit mehr zu ihrem Grätzl hat. Am Land ist die Bindung zum Musik- oder Sportverein viel intensiver."

Fehlende Integrationsfigur

"Mit dem ehemaligen Vöest-Kicker Fritz Ulmer hatte man vor wenigen Jahren einen Hoffnungsträger, der Identifikations- und Integrationsfigur war", so Wöss, der meint: "Mit dem nötigen Herzblut kann man die SV Urfahr wieder in die Spur bringen."