Wenige Handgriffe können Leben retten

Passiert ein Unfall ist es wichtig zu wissen, was zu tun ist. Dafür müssen die Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig aufgefrischt werden. | Foto: Gina Sanders/Fotolia
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  • Passiert ein Unfall ist es wichtig zu wissen, was zu tun ist. Dafür müssen die Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig aufgefrischt werden.
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Es kann jedem passieren: Es passiert ein Unfall, Menschen sind verletzt. Dann ist es entscheidend, die richtigen Handgriffe zu kennen, um Erste Hilfe leisten zu können. "Laut Statistik Austria passieren nur etwa acht Prozent aller Unfälle im Verkehr. Der weitaus größere Teil geschieht im Haushalt und in der Freizeit oder in der Arbeit. Der Großteil der Menschen, die unsere Hilfe brauchen, sind also Menschen, die wir kennen und lieben – Freunde, Familie, Nachbarn, Arbeitskollegen, Tennispartner etc.", sagt Volker Neuburger, Lehrbeauftragter für Erste Hilfe beim Roten Kreuz.

Verpflichtet, zu helfen

In Österreich ist jeder gesetzlich verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten. Doch viele haben Angst, Fehler zu machen. Das Gesetz besagt jedoch, dass jeder, der Erste Hilfe leistet nach bestem Wissen und Gewissen handelt. "Alles falsch gemacht hat man nur dann, wenn man gar nichts tut. Zumindest zum Telefon zu greifen und die Einsatzkräfte zu alarmieren ist jedem zuzumuten", sagt Neuburger. Wer hilft, kann also nicht belangt werden – im Gegensatz zur unterlassenen Hilfeleistung, die in jedem Fall strafbar ist. Horrorgeschichten aus dem Fernsehen solle man nicht unbedingt Glauben schenken, rät der Experte: "Immer wieder hört man die Geschichte, dass ein Motorradfahrer eine Querschnittlähmung davongetragen hat, weil ihm jemand nach einem Unfall den Helm abgenommen hat. Der Helm muss aber unbedingt abgenommen werden, wenn der Fahrer nicht ansprechbar ist. Und meist ist in so einem Fall auch gar nicht erkennbar, ob die Person nicht vorher schon so schwer verletzt wurde."

Kenntnisse auffrischen

Meist ist es jedoch ohnehin nicht der schwer verletzte Motorradfahrer, sondern jemand aus der Familie, der Hilfe braucht – der Lebensgefährte, der sich bei der Gartenarbeit verletzt, das Kind, das sich an der heißen Herdplatte verbrennt oder die Mutter, die plötzlich hängende Mundwinkel aufgrund eines Schlaganfalls hat. "Es ist wichtig, solche Situationen zu erkennen und zu wissen, wie man richtig handelt", sagt Neuburger. Bei den meisten ist der letzte Erste Hilfe-Kurs jedoch schon lange her. Das Rote Kreuz empfiehlt, die Kenntnisse spätestens alle vier Jahre aufzufrischen, Neuburger rät sogar zu einem Intervall von zwei Jahren. "Drei bis fünf Minuten entscheiden über Leben und Tod. Es ist wichtig, dass man als Ersthelfer richtig und schnell reagieren kann. Dafür muss man üben, üben, üben."

Scheu nehmen

In den Kursen steht heutzutage daher auch die Praxis im Vordergrund. "Nur durch die Wiederholung wird ein Vorgang automatisiert. Je öfter ich etwas wiederhole, desto eher bin ich auch bereit, im Ernstfall einzugreifen." Neuburger beobachtet, dass viele erst dann einen Kurs machen, wenn gerade etwas passiert ist. "Dann stellen viele fest, dass sie eigentlich gar nicht wissen, was zu tun ist." Dem Experten ist es wichtig, seinen Kursteilnehmern die Scheu zu nehmen. "Jeder kann helfen. Und man selbst wäre in so einer Situation ja auch froh, wenn jemand weiß, was zu tun ist."

Vorgehen bei einem Unfall

• An erster Stelle steht die eigene Sicherheit, daher unbedingt Unfallstelle absichern
Notruf absetzen (122, 133, 144, 112)
• Sieht man eine reglose Person am Boden liegen, sollte man sie sehr laut ansprechen und an beiden Schultern sanft schütteln.
• Reagiert die Person nicht, nimmt man eine Atemkontrolle vor. Dafür den Kopf nackenwärts überstrecken, dabei eine Hand auf die Stirn und drei Finger der anderen Hand auf den Unterkiefer legen. Die Hände dort belassen, das Ohr zum Mund führen, mit Blick zum Brustkorb. Zehn Sekunden lang auf Atemzeichen achten (Atemgefühl oder -geräusch am Ohr, Heben und Senken des Brustraums)
• Atmet die Person, ist aber bewusstlos, legt man sie in die stabile Seitenlage.
• Ist nichts zu bemerken, atmet der Verletzte nicht. Im Zweifelsfall geht man davon aus, dass er nicht atmet. Dann startet man die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Das gilt auch, wenn der Verletzte nicht richtig atmen kann (röcheln etc.).

Wiederbelebungsmaßnahmen

Bei der Wiederbelebung folgen auf 30 Herzdruckmassagen zwei Beatmungen. Traut man sich die Beatmung nicht zu, muss man diese nicht durchführen. Die Herzdruckmassage ist hingegen essentiell. Diese wird so lange durchgeführt, bis man abgelöst wird, die Rettung kommt, der Mensch ein Lebenszeichen von sich gibt oder man aus körperlicher Erschöpfung nicht mehr kann.
Der Oberkörper wird dabei komplett entkleidet. Die Mitte des Brustkorbs suchen, den Handballen aufs Brustbein legen, die Finger zeigen vom Körper weg. Die zweite Hand genauso darauf legen. Schnell und kräftig drücken, etwa 100 bis 120 Mal pro Minute, fünf bis sechs Zentimeter tief. Neuburger hat dafür eine Merkhilfe parat: "Man drückt genauso schnell wie man etwa ,Staying Alive' von den Bee Gees singt. ,Atemlos’ von Helene Fischer oder ,Biene Maja’ funktionieren auch." Beim Beatmen den Kopf überstrecken, die Nase zuhalten, den Mund mit dem eigenen Mund verschließen. Nicht pusten, wie wenn man einen Ballon aufbläst, sondern normal ausatmen. Der Brustkorb muss sich gar nicht so weit heben. Frische Luft holen und noch einmal beatmen. Führt man keine Beatmung durch, macht man auch keine Pausen beim Drücken.

Wichtig: So schnell wie möglich einen Defibrillator holen. Diese findet man in allen öffentlichen Gebäuden, in Rot-Kreuz-Stationen, am Bahnhof, in vielen Einkaufszentren und Raiffeisenbanken. Die Laiendefis haben nicht nur Piktogramme aufgedrückt, sondern geben auch gezielt Anweisungen.

Erste-Hilfe-Kurse in Linz:
28.7.: Erste-Hilfe-Führerscheinkurs (6 Std.), Kosten: 65 Euro, ab 15 Uhr
30.7. – 6.8.: Erste-Hilfe-Grundkurs (16 Std.), Kosten: 65 Euro, ab 8 Uhr
5.8.: Erste-Hilfe-Führerscheinkurs (6 Std.), Kosten: 65 Euro, ab 8 Uhr
11.8.: Erste-Hilfe-Führerscheinkurs (6 Std.), Kosten: 65 Euro, ab 15 Uhr
14. – 23.8.: Erste-Hilfe-Grundkurs (16 Std.), Kosten: 65 Euro, ab 18 Uhr
20.8.: Erste-Hilfe-Führerscheinkurs (6 Std.), Kosten:#+65 Euro, ab 13 Uhr
Kursort: Rotes Kreuz, Huemerstraße 19
Anmeldung: 0732/7644280

Passiert ein Unfall ist es wichtig zu wissen, was zu tun ist. Dafür müssen die Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig aufgefrischt werden. | Foto: Gina Sanders/Fotolia
Volker Neuburger ist seit 1998 beim Roten Kreuz, war zwölf Jahre im Rettungsdienst und ist heute angehender Mediziner sowie Lehrbeauftragter für Erste Hilfe. | Foto: OÖRK
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