Linzer Kirchen machten die Nacht zum Tag

Lichtinstallation im Linzer Mariendom als visuelle Untermalung der Klänge des Polizeiorchesters Oberösterreich. | Foto: Diözese Linz
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  • Lichtinstallation im Linzer Mariendom als visuelle Untermalung der Klänge des Polizeiorchesters Oberösterreich.
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Knapp 100 Kirchen, Klöster, Kapellen und kirchliche Einrichtungen von neun christlichen Konfessionen öffneten ihre Türen und luden zu mehr als 350 Veranstaltungen ein, 115 davon allein in Linz.

Ökumenisches Abendgebet

Im Linzer Mariendom begann die 13. Lange Nacht der Kirchen mit einem ökumenischen Abendgebet mit Vertretern der neun christlichen Kirchen in Oberösterreich: Diözesanbischof Manfred Scheuer, Dompfarrer Maximilian Strasser und Ökumene-Referentin Gudrun Becker (Römisch-katholische Kirche), Superintendent Gerold Lehner und Pfarrer Günther Merz (Evangelische Kirche A. B.), Kurator Johann Lamb (Evangelische Kirche H. B.), Helene Bindl (Evangelisch-methodistische Kirche), Erzpriester Dragan Micic (Serbisch-orthodoxe Kirche), Pfarrer Youannes Abousif (Koptisch-orthodoxe Kirche), Pfarrer Sorin Bugner (Rumänisch-orthodoxe Kirche), Vikar Samuel Ebner und Vikarin Elisabeth Steinegger (Altkatholische Kirche) sowie Christoph Gidl (Baptistengemeinde). Musikalisch gestaltet wurde die Vesper vom Kirchenchor des heiligen Johannes des Täufers aus Šabac in Serbien. An der Orgel musizierte Domorganist Wolfgang Kreuzhuber, Kantor war Domkapellmeister Josef Habringer.

Nacht des Genusses

Bereits zum neunten Mal fand der Klostermarkt auf dem Linzer Domplatz statt. Klöster und Ordensgemeinschaften aus Österreich, Bayern und darüber hinaus präsentieren hier ihre Produkte. Bio-Backwaren und Gewürze sind genauso zu finden wie Bier, Wein, Klosterliköre, Schmuck, Salben, Weihrauch und Kunsthandwerk. Viele Besucher nutzten schon am Freitagnachmittag die Gelegenheit zum Gustieren, Kosten und Kaufen. Auch am Abend war der Markt eine Begegnungszone, wo Kloster-Köstlichkeiten genossen und angeregte Gespräche geführt wurden. Und wer am Abend keine Zeit hatte, beim Klostermarkt vorbeizuschauen, hatte auch am Samstag noch Gelegenheit dazu. An diesem Tag fanden ein Frühschoppen und zwei Turmbesteigungen statt. Auf die Kinder wartete an beiden Tagen Spiel und Spaß mit Funballz.

Auch darüber hinaus wartete die Lange Nacht der Kirchen mit kulinarischen Köstlichkeiten auf, etwa mit einem biblischen Buffet (Evangelische Versöhnungskirche Dornach), Kulinarischem aus dem Orient (Linzer Priesterseminar), griechischen Gerichten zum Selberkochen (Haus der Frau Linz) und einer Schaumrollenparty (Pfarre Linz-St. Franziskus).

Nacht für Kinder

Viel Neues zu entdecken gab es für Kinder im Linzer Mariendom. So konnten sie mit Domorganist Wolfgang Kreuzhuber die Rudigierorgel mit allen Sinnen erleben. Die Kinder erhielten auch Einblicke in andere Teile des Doms, die sonst nicht zugänglich sind: Bei speziellen Domführungen erkundeten sie den Turm, das Geläut und den Dachboden der größten Kirche Österreichs. Und wer sich künstlerisch betätigen wollte, konnte sich in der Kunst der Kalligrafie versuchen, Mandalas nach Motiven im Dom malen oder mit Hilfe von MitarbeiterInnen der Glaswerkstätten des Stifts Schlierbach bunte Glaskunstwerke anfertigen. Ein Dom aus Spielsteinen errichteten kleine Baumeister mit Dombaumeister Wolfgang Schaffer – und wer immer schon wissen wollte, was ein Restaurator genau macht, war im Kreativ-Workshop mit Steinmetzmeister Gerhard Fraundorfer genau richtig.

Nacht des Gedenkens

Im Gedenkjahr 2018 zeigte eine Ausstellung im Linzer Diözesanarchiv Spuren der Kirche in der Ersten Republik in Oberösterreich auf. Schriftstücke und Realien ermöglichten einen interessanten Blick zurück in die Zwischenkriegszeit. Auf dem Linzer St. Barbara-Friedhof führte das Licht hunderter Kerzen zu Gräbern bekannter Persönlichkeiten. Eine Ausstellung zeigte den Umgang mit dem Tod in den Religionen der Welt. In der Krypta des Linzer Mariendoms wiederum las Christine Haiden, Chefredakteurin von „Welt der Frauen“, Berichte von Betroffenen der Katastrophe von Tschernobyl aus Texten der Nobelpreisträgerin Swjetlana Alexijewitsch.

Nacht der Begegnung

In der Krypta der Karmeliten erwartete die Besucher eine ganz besondere Ausstellung. Bilder und Erfahrungsberichte von Gefangenen mit musikalischer Gestaltung brachten auf berührende Weise den Alltag im Gefängnis näher und regten zum Nachdenken an. Das Thema Obdachlosigkeit wurde auf dem Martin-Luther-Platz in mehrfacher Weise aufgegriffen: Eine etwas andere Stadtführung („Wohnungslos in Linz“) mit Obdachlosenseelsorger Helmut Eder durch Linz führte zu Plätzen, die für wohnungslose Menschen relevant sind. MitarbeiterInnen des HelpMobils, das Menschen in Not und obdachlosen Menschen medizinische Versorgung anbietet, standen für Begegnung und Austausch zur Verfügung. In der Kirche der Barmherzigen Brüder in Linz las Autorin Livia Klingl aus ihrem Buch „Lauter Fremde! – Wie der gesellschaftliche Zusammenhalt zerbricht“. Integrationslotsen der Caritas OÖ berichteten von ihren konkreten Erfahrungen zum Thema „Fremd sein“ in Linz. Auf dem Linzer Domplatz gaben Mitarbeiter des Sozialreferats Einblicke in Ursachen, Auswirkungen und Chancen der Wanderbewegungen und der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort. Eine Stadtführung der Mitarbeiter der Schubhaftseelsorge in Linz brachte Interessierte zu wichtigen Orten und Einrichtungen im asylpolitischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Bereich und vermittelte so eine Ahnung von Seelsorge für Menschen auf der Flucht.

Nacht voll Licht und Geschichten

Licht ins nächtliche Dunkel brachten in der Langen Nacht der Kirchen viele „feurige“ Veranstaltungen. So führte in Linz am „DreiSpallerMichl“ eine Fackelwanderung von der Pfarre Linz-Heiligste Dreifaltigkeit zur Pfarre Linz-St. Michael und dann weiter zur Pfarre Linz-St. Peter. In ein besonderes Licht getaucht war auch der Linzer Mariendom: Eine Lichtinstallation sorgte an der Außenfassade und im Dom-Inneren für eine abendlich-mystische Stimmung.
In der Linzer Martin-Luther-Kirche gab Schauspieler Thomas Pohl heitere Texte u. a. von Ephraim Kishon zum Besten. In der Bibliothek der Katholischen Privat-Universität Linz berichtete „Zeitzeuge“ Konsul Flavius Severinus von Norikum dem gespannten Publikum auf vergnügliche Weise von der geplanten „Rückkehr der Legion“, wie sie bei der OÖ. Landesausstellung in Enns thematisiert wird.

Nacht voll Musik und Tanz

Der Garten der Marienschwestern vom Karmel ist nicht nur eine grüne Oase mitten in Linz, sondern verwandelt sich einmal im Jahr auch in eine riesige Tanzfläche. Zahlreiche FreundInnen von Kreistänzen tanzten inmitten von Bäumen und Blumen mit Schwester Huberta Rohrmoser zu Musikstücken aus aller Welt – von beschwingt bis meditativ.
Auch im Bildungs- und Begegnungszentrum Haus der Frau wurde im wunderschönen Garten getanzt. Tanzpädagogin Michaela Plösch-Aumayr vermittelte Tanzfreudige die Grundschritte des griechischen Tanzes.
Das Sinfonische Blasorchester der Polizeimusik Oberösterreich spielte im Mariendom auf und bot einen Querschnitt von der Romantik bis hin zur sinfonischen Musik. Das Vocalensemble Voices berührte mit Vokalmusik aus fünf Jahrhunderten. Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und Autor Rudolf Habringer lieferten ein überzeugendes musikalisch-textliches Duett. Freunde Alter Musik kamen in der Martinskirche auf ihre Kosten. Zwischen Barock und Pop pendelten das Streichorchester und das Bläserensemble der Musikschule Linz in der Altkatholischen Kirche. Sternhelle Nächte „unter dem weiten, ewigen Himmel“ besangen die Chor-i-Feen vielstimmig in der Minoritenkirche. Mitreißende Spirituals und Gospels erklangen in der Ignatiuskirche / Alter Dom (Collegium Vocale) und in der Friedenskirche in Urfahr (Upper Austrian Gospel Choir). Musik aus Persien auf der Oud verzauberte die Besucher in der Stadtpfarrkirche Linz. Jazz in der Ursulinenkirche hatte im Programm der Langen Nacht der Kirchen genauso Platz wie jugendliche Songs zum Mitsingen in der JamTram.

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