Andersrum am Land aufwachsen
Nur zehn Porzent der Pongauer sind rein homosexuell, aber auch nur zehn Prozent sind rein heterosexuell veranlagt. Der Rest liegt irgendwo dazwischen und ganze 70 Prozent aller Männer haben mindestens einmal im Leben homoerotische Gefühle.
Diese Zahlen gelten natürlich nicht nur für den Pongau, sondern für die gesamte Bevölkerung, aber eben auch für den Pongau. Veröffentlicht wurden sie vom Sexualforscher Alfred Charkes Kinsey in seinem sogenannten "Kinsey-Report".
Darüber sprechen
Mit Studien wie diesen, Infos über Veranstaltungen, Anlaufstellen und Beratungsmöglichkeiten traten Die Grünen Salzburg unter dem Titel "Andersrum am Land" an Schwule, Lesben, Bi-, Trans- und Interesexuelle Pongauer heran. "Unser Ziel ist es, überall am Land diese Veranstaltungen zu machen, die sonst den Großstädten vorbehalten sind", sagt Klaus Horvat-Unterdorfer. Als homosexueller Pinzgauer kennt er selbst die Probleme "andersrum am Land" aufzuwachsen.
Angst, gesehen zu werden
"Wenig überraschend ist für mich daher die überschaubare Teilnehmerzahl. Ich habe vorab viele Anrufe von Pongauern bekommen, die sehr angetan von der Veranstaltung waren", erzählt der Gemeindevertreter aus Bruck an der Glocknerstraße. "Im gleichen Atemzug haben sie sich aber dazu entschlossen, nicht zu kommen. Zu groß ist die Angst hier gesehen zu werden."
Angst vor Ausgrenzung
In den Gesprächen mit Klaus Horvat-Unterdorfer, anwesenden Pongauern und Susanna Seifert, Mutter eines homosexuellen Sohnes, wird klar: Schwule haben Angst vor Problemen mit der Familie, Angst, keine Arbeit zu bekommen bzw. sie zu verlieren. Sie fürchten, ihre Freunde zu verlieren oder vom sozialen Leben ausgeschlossen zu werden. Daher outen sich nicht viele.
Ein "erfundenes" Leben
"Nach wie vor verleugnen viele Menschen ihre Sexualität. Sie heiraten, gründen Familien und unterdrücken ihre Veranlagung", erzählt Horvat-Unterdorfer. Wenn man bedenkt, dass das Thema zehn Prozent der Bevölkerung, allso allein in St. Johann mit 10.852 Einwohner rund 1.800 Menschen betrifft, kann man sich vorstellen, wie viele Menschen ein Leben führen, das nicht ihrer Neigung entspricht. "Psychosomatische Erkrankungen sind eine mögliche Folge daraus. Und unter Selbstmorden von jungen Menschen sind viele Homosexuelle", erzählt der Gemeindevertreter bedrückt.
Appell: Keine Angst
Ein positiver Appell richtet sich am Ende der Veranstaltung an die Anwesenden: "Keine Angst vor dem Outing! Man kann sich dabei auch helfen lassen. Zum Beispiel von HOSI-Mitarbeitern oder von uns grünen Gemeindevertretern. Auch wir vermitteln Coming-out-Beratung oder Rechtshilfe", sagt Klaus Horvat-Unterdorfer. "Für Eltern gilt: Akzeptiert die Kinder so, wie sie sind und liebt jede Facette an ihnen. Vielfalt ist 'normal'", schließt Susanna Seifert, die Elternberatung bei der HOSI Salzburg anbietet.
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