Kleinkinder ertrinken lautlos

L_Badeunfälle

Kleinkinder und Wasser – in manchen Fällen eine fatale Kombination, vor allem, wenn nicht für die richtigen Sicherheitsmaßnahmen gesorgt ist. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit und die Wasserrettung klären über geeigneten Poolschutz und richtiges Elternverhalten auf.

PONGAU (jb). Juli 2010 Radstadt: Ein sechsjähriger Junge stürzt beim Spielen in das hauseigene Schwimmbecken und ertrinkt beinahe. Eine Beobachterin zieht den bewusstlosen Knaben aus dem Wasser, der durch geeignete Erste Hilfe Maßnahmen das Bewusstsein wieder erlangt. Ebenfalls Juni 2010 Altenmarkt: Nach nur zwei bis drei Minuten zieht eine Mutter ihren zweijährigen Buben aus dem Poolwasser, doch für das Kind kommt jede Hilfe zu spät. Der Zweijährige ertrinkt im elterlichen Schwimmbad. Beide schrecklichen Szenen spielten sich dieses Jahr im Pongau ab und sie sind keine tragischen Einzelfälle. Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kleinkindern, heißt es vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. Im Bundesland Salzburg sind in den letzten fünf Jahren (2005 bis 2009) insgesamt 19 Personen ertrunken, zwei davon waren Kleinkinder bis zum vierten Lebensjahr und der letzte tragische Fall ereignete sich vor kurzem bei uns im Pongau.

Warum ertrinken Kleinkinder häufig?
Kleinkinder sind besonders gefährdet zu ertrinken schon eine geringe Wassertiefe von 10 bis 20 cm reicht aus. „Im Gegensatz zu Erwachsenen gehen Kleinkinder einfach ‚lautlos‘ unter, ohne um sich zu schlagen und dadurch auf sich aufmerksam zu machen“, erklärt Rainer Kolator, Leiter des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) Salzburg. „Fallen Kinder ohne Schwimmkenntnisse ins Wasser, verfallen sie in einen plötzlichen Schock, der eine Starre auslöst. Dadurch tritt eine Atemsperre ein und das Kind kann keinen Hilferuf abgeben“, so Josef Riedler, Chef des Kinderspitales Schwarzach über die Gründe, weshalb kleine Kinder auch in seichtem Wasser leicht ertrinken können.
Wie kann man sein Kind also schützen, damit diese traurige Todesbilanz minimiert bzw. völlig aufgehoben werden kann?

Zwei Faktoren schützen Ihr Kind
„Das Zusammenwirken von geeignetem Material, sprich Absicherung von Teichen und Schwimmhilfen, so wie das richtige Verhalten von Eltern und Kind sichern den Nachwuchs vor der Gefahr Wasser“, erklärt Ursula Hemetsberger vom KfV. Die traurige Bilanz der Kleinkind-Badeunglücke spitzt sich an Tragik zu, da die meisten der tödlich verunglückten Kinder in elterlichen Poolanlagen, Teichen oder Biotopen ertrinken. „Die oberste Prämisse daher: Kleinkinder in der Nähe von Gewässern NIE unbeaufsichtigt lassen“, weiß Markus Gewolf von der Wasserrettung, „und in jedem Fall das Gewässer im Garten absperren“, ergänzt Hemetsberger. Dafür geeignet sind Zäune in der Mindesthöhe von einem Meter mit Türen, die für Kinder nicht zu öffnen sind. „Achten Sie bei der Zaunwahl darauf, keine Querlatten zu verwenden, diese laden Kinder erfahrungsgemäß zum Klettern ein“, so Hemetsberger über geeignete Gewässersicherungen, „wenn Sie selbst keine Kinder haben, denken Sie auch an den Freundes- und Nachbarnkreis...“
Wichtig ist auch der Schutz des Nachwuchses in öffentlichen Badeanlagen: „Gute Sicherheit bieten EU-Norm gerechte Oberarm-Schwimmflügel, die über getrennt voneinander aufblasbare Kammern und das CE-Zeichen verfügen“, klärt Hemetsberger auf, „Wasserspielzeuge wie Schwimmtiere oder Luftmatratzen sind hingegen keine geeigneten Schwimmhilfen!“

Schwimmen lernen ist der Anfang
Je früher die Kleinen schwimmen lernen, umso besser sind sie vor dem Ertrinken geschützt, weiß Markus Gewolf von der Wasserrettung, der ein trauriges Phänomen beobachtet: „Immer weniger Kinder und Jugendliche haben ausreichende Schwimmfähigkeiten.“ Als Grund dafür sieht Gewolf die Spaßbäder, die wie Pilze aus der Erde schießen, „wenn Eltern mit ihren Kindern schwimmen gehen, ist es wichtig, dass eine Rutsche, ein Strudel und ein Trampolin vor Ort sind, ein Sportbecken, wo der Nachwuchs Tempo trainieren kann, ist nebensächlich“, so Gewolf über die bedenkliche Entwicklung. Ein Schwimmkurs kann dabei Abhilfe schaffen. Jede Wasserrettungsortsstelle bietet die gesamte Saison über erstklassige Anfängerschwimmkurse an, die unter www.sbg.owr.at zu erfragen sind. Unter Beachtung dieser Tipps der Wasserrettung und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit kommen Sie und Ihr Kind sicher durch den Sommer.

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