„Schwarzer“ unterstützt „roten Vorschlag“

Johann Koblinger ist ein ÖVP-Bürgermeister, der den Vorstoß der SPÖ in Richtung Anhebung der Ortstaxen-Obergrenze auf zwei Euro auf der ganzen Linie unterstützt.
  • Johann Koblinger ist ein ÖVP-Bürgermeister, der den Vorstoß der SPÖ in Richtung Anhebung der Ortstaxen-Obergrenze auf zwei Euro auf der ganzen Linie unterstützt.
  • hochgeladen von Peter J. W.

Dass die Anhebung der Ortstaxen-Obergrenze für Mühlbach, eine Gemeinde, die vom Tourismus lebt, notwendig wäre, und dass durch eine Einigung mit der „Bergland-Immobilien GmbH“ junge Pongauer Familien eine adäquate Wohnung finden würden, betont Bgm. Johann Koblinger (ÖVP).

Beschreiben Sie die vorherrschende wirtschaftliche Struktur Ihrer Gemeinde!
JOHANN KOBLINGER:
„Seit der Schließung des Kupferbergwerks im Jahr 1977 lebt Mühlbach am Hochkönig fast ausschließlich vom Fremdenverkehr. Pro Jahr nächtigen bei uns zirka 260.000 Gäste. Ungefähr 60 Prozent davon entfallen auf die Wintersaison und 40 Prozent auf den Sommer. Unsere Landwirtschaften sind klein und werden zum Großteil im Nebenerwerb geführt.“

Mit welchen Problemen hat Mühlbach momentan am meis-ten zu kämpfen?
JOHANN KOBLINGER:
„Wir verfügen aktuell über zirka 2.350 Gästebetten. Das sind zu wenige. Wünschenswert wäre eine Aufstockung auf rund 2.800 Betten. Darüber hinaus hapert es an der Qualität des Angebots. Bei vielen Betrieben gibt es seit Jahren keine Weiterentwicklung mehr. Ein weiteres gravierendes Problem, mit dem Mühlbach am Hochkönig zu kämpfen hat, ist die Wohnungssituation. Konkret geht es hier um leerstehende Objekte der Wohnbaugenossenschaft Bergland, die nach jahrelangem Bemühen von meiner Seite aus nicht bereit ist, ihre Wohneinheiten an die Bedürfnisse der heutigen Zeit anzupassen. Die Infrastruktur bzw. Wohnqualität in den älteren Objekten ist zum Teil so schlecht – keine zentrale Beheizung, keine Balkone, teilweise zu kleine Sanitäreinheiten usw. – sodass junge Familien in diese Wohnobjekte nicht mehr einziehen wollen. Die Gefahr, dass Familien in die Zentralräume abwandern, ist bei uns sehr groß und ist unbedingt zu verhindern.“

Um das von Ihnen angesprochene Gästebetten-Problem in den Griff zu bekommen, gewährte das Land Ihrer Gemeinde ein Sonderimpulsprogramm, das im Juni angelaufen ist. Welche Erfahrungen haben Sie bisher damit gemacht?
JOHANN KOBLINGER:
„Das touristische Impulsprogramm greift und es gibt auch bereits einige Anträge. Etliche davon sind von der Flächenwidmung abhängig, da bei uns viele bebaubare Grundstücke in der ‚roten Zone‘ liegen. Förderanträge, um in dieses Impulsprogramm zu kommen, können übrigens noch bis zum 30. April 2012 gestellt werden. Wir erhoffen uns dadurch einen starken ‚Impuls‘ im Tourismusbereich.“

Würde Mühlbach am Hochkönig die Anhebung der Ortstaxenobergrenze, wie es die SPÖ fordert, auf zwei Euro etwas bringen?
JOHANN KOBLINGER:
„Diesen Vorschlag der SPÖ unterstütze ich voll und ganz. Es wäre ein absolut notwendiger Schritt. In Mühlbach am Hochkönig haben wir fast nur den Tourismus. Momentan heben wir einen Euro Ortstaxe je pflichtiger Übernachtung ein. Bei einer Zwei-Euro-Obergrenze könnte ich mir ein Anheben auf 1,5 Euro durchaus vorstellen, wenn notwendig in zwei Etappen. Diese zusätzlichen Einnahmen würden das Gemeindebudget entlasten, da sie unmittelbar dem Tourismusverband zukommen und in den Fremdenverkehr fließen würden.“

Wieviel Budget steht Ihnen im Jahr zur Verfügung und wie kommen Sie mit den finanziellen Ressourcen zu Rande?
JOHANN KOBLINGER:
„Im ordentlichen Haushalt verfügen wir über derzeit 3,2 Mio. Euro, im außerordentlichen Haushalt über rund 600.000 Euro. Auf der Einnahmenseite besteht eine Einseitigkeit, die sich auf die Tourismuswirtschaft konzentriert. Momentan haben wir alle Hände voll damit zu tun, das zu erhalten, was wir derzeit haben. Außerdem gingen die Ertragsanteile seit 2008 sehr stark zurück. Zudem wälzen der Bund und das Land immer mehr Belastungen auf die Gemeinden ab. In der Vergangenheit haben wir dennoch einige Investitionen tätigen können, wie beispielsweise die Generalsanierung des Gemeindeamtes, der Volksschule oder die Neuerrichtung des Seniorenwohnheimes sowie die Anpassung der Kläranlage an den Stand der Technik. Auch das Gebäude der Post und Polizei konnte saniert und somit bis auf weiteres gehalten werden.“

Welche Projekte stehen demnächst noch an?
JOHANN KOBLINGER:
„Wir sind gerade dabei, den Schrambach weiter zu verbauen. Die Fertigstellung des Sortierwerkes ist für Juli 2011 geplant. Mitten drinnen sind wir in der Umsetzung unseres Natur- und Generationenspielplatzes, der ebenfalls im kommenden Jahr fertiggestellt werden soll – der letzte Schritt zum Erhalt des Prädikats ‚familienfreundliche Gemeinde‘. Ein weiteres Ziel für die Zukunft ist es, den Kindergarten um eine dritte altersgemischte Gruppe zu erweitern. Der Bedarf steigt, denn in Mühlbach am Hochkönig haben wir das Glück, in den letzten Jahren doppelt so viele Geburten wie Sterbefälle zu haben. Ein wenig unter Druck sind wir auch, was die Neufassung einiger Trinkwasserquellen betrifft, da wir besonders bei langanhaltenden Niederschlägen Probleme mit der Qualität haben. Die Neufassung muss also im kommenden Jahr erfolgen. In der Gemeinevertretung beschlossen wurde auch die Errichtung eines Bradl-Museums zu Ehren unseres Skisprung-Weltmeisters und weiteren Sportgrößen unseres Ortes.“

Zehn rote Mandatare und sieben schwarze in der Gemeindevertretung: Erschwert diese Konstellation das Miteinander in der Gemeindestube?
JOHANN KOBLINGER:
„Grundsätzlich nicht. Bislang wurden die von mir aufbereiteten Vorschläge einstimmig beschlossen, bis auf eine Ausnahme. Längere Diskussionen gab es nur im Jahr 1998, als das stillgelegte Knappenheim renoviert und ein Kulturzentrum werden sollte, was es schließlich auch geworden ist.“

Wenn Sie der Landeshauptfrau gegenübersitzen würden, um was würden Sie sie für Ihre Gemeinde bitten?
JOHANN KOBLINGER:
„Grundsätzlich fordere ich auf bzw. ersuche ich, weniger zentralistisch zu denken und zu handeln, insbesonders, wenn es um die Raumordnung und den Wohnbau geht. Geförderte Mietwohnungen sollten auch in dezentralen Lagen angeboten werden und nicht immer von der direkten Anbindung zum öffentlichen Verkehr abhängig gemacht werden. In der Peripherie fühle ich mich momentan extrem benachteiligt.“

Wer ist der geheime Bürgermeister in Ihrer Gemeinde?
JOHANN KOBLINGER:
„Einen geheimen Bürgermeister kenne ich nicht. Selbstverständlich gibt es eine sehr intensive Zusammenarbeit mit dem TVB bzw. dessen Obmann und Geschäftsführung. In einer tourismusorientierten Gemeinde ist das unumgänglich.“

Interview: Peter J. Wieland

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