60 Schüler für fünf Sterne
Ein Experiment mit Nachahmungswert ist der österreichweit erste Versuch, Tourismusschüler ein Fünf-Stern-Hotel führen zu lassen. Das Fazit: Der Jugend ist viel zuzutrauen.
Wie viele top ausgebildete und berufserfahrene Gastronomen braucht es, um ein Fünf-Stern-Hotel zu führen? Keinen einzigen! Das glauben Sie nicht? 60 Schüler der Tourismusschulen Salzburg haben vergangene Woche im Grand Park Hotel das Gegenteil bewiesen. Bei diesem österreichweit ersten Projekt in einem Fünf-Stern-Hotel „schupften“ die Junggastronomen drei Tage lang den Hotelbetrieb und zeichneten für alle Bereiche des Hauses verantwortlich – von der Küche über die Rezeption bis zur Hoteldirektion. Sie erarbeiteten Dienstpläne, stellten Menüs zusammen und koordinierten die Abläufe des Betriebes selbst.
„Bei den Berufspraktika müssen die Schüler ihr Können in der Praxis unter Beweis stellen, aber die Übernahme des gesamten Hotelbetriebs ist doch eine völlig neue Herausforderung. Schließlich gibt es niemanden, der ihnen sagt, was zu tun ist. Sie müssen Entscheidungen eigenständig treffen und tragen Verantwortung“, weiß Leonhard Wörndl, Geschäftsführer der Tourismusschulen Salzburg. Zusätzlich erschwerte die Situation auch die Anwesenheit einiger Eltern, die sich im Luxushotel einquartiert hatten und sich zwei Tage lang richtig verwöhnen ließen. Schuldirektorin Maria Wiesinger ist mit der Arbeit ihrer Schützlinge zufrieden: „Sicherlich passierte dort und da mal ein kleines Missgeschick. Aber im Großen und Ganzen läuft es vorbildlich und wir werden das Projekt im nächsten Jahr bestimmt mit einer anderen Klasse wiederholen.“
Arbeit auf Probe
Auch die Schüler selbst zeigen sich angetan von diesem Projekt. Kristina Seer ist eines dieser „Versuchskaninchen“. Ihre Aufgabe ist die Abteilungsleitung der Rezeption und eins hat die 18-Jährige bereits an ihrem zweiten Tag gelernt: „Meistens kommt es anders als man denkt. Nie ist alles vorhersehbar oder planbar.“
Dennoch macht der Saalfeldener Tourismusschülerin in Bad Hofgastein die Arbeit auf Probe Spaß: „Wir bekommen hier einen realistischen Einblick in den Arbeitsalltag eines Hotelmitarbeiters, was spannend und aufschlussreich ist. Natürlich läuft noch nicht alles wie am Schnürchen, aber da die Gäste informiert sind, haben sie Geduld mit uns und in Notfällen stehen die ‚echten‘ Mitarbeiter für Fragen zur Verfügung.“ Ein Experiment mit Nachahmungswert.
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