Russland, wer bist Du?

- Bilder beeindruckten das Publikum (hier der Kreml in Moskau, Foto von Stefan Wieland)
- hochgeladen von MeinBezirk - Lungau
Unter dem Titel "Russland, wer bist Du" organisierte das Salzburger Bildungswerk Sauerfeld einen Abend mit drei Gästen, die Russland- wie Lungau Bezug haben.
TAMSWEG (red). Mit 17.075.400 km² davon 3.952.550 km² in Europa und 13.122.850 km² in Asien ist Russland das größte Land der Erde. Mit rund 142,4 Mio. Einwohnern aber auf weiten Strecken eher dünn besiedelt. Darauf beschränkt sich vermutlich das Sachwissen über das große Land im Osten bei den meisten Österreichern. Daneben gibt es noch Klischees, in denen zB Wodka oder Korruption eine große Rolle spielt. Aber wie ist es aus einer näheren Perspektive? Wie erlben Menschen, die aus Russland kommen oder dort leben das Land? Das Salzburger Bildungswerk Sauerfeld und Leonhard Gruber vom Lungauer Bildungsverbund veranstalteten vergangenen Samstag einen Abend, der auf diese Fragen näher einging. Mit den gebürtigen Russinnen Daja Wieland und Vitalia Wieland sowie dem geborenen Unternberger Leonhard Schröcker waren drei Personen am Podium, die diese Sichtweise haben.
Sicht auf ursprüngliche Heimat
Nadja Wieland und Vitalia Wieland sind nicht miteinander verwandt und ihre Herkunft aus Russland könnte unterschiedlicher nicht sein. Vitalia ist in Städten mit über einer Million Einwohnern aufgewachsen, ihre Heimatstadt wurde schließlich St. Petersburg bis sie über ein Praktikum in Obertauern nach Österreich kam, wo sie schließlich heiratete. Nadja kommt aus einem kleinem Dorf - Staraja Monja, mit der Bahn 24 Stunden von Moskau entfernt - und kam über ihr Deutschstudium nach Österreich und heiratete ebenfalls einen Lungauer. Durch die unterschiedliche Herkunft wurden am Abend die Unterschied zwischen Stadt und Land in Russland herausgearbeitet, der meistens auch den Unterschied zwischen reich und arm bedeutet. Auf eindrucksvollen Fotos wurde auch der historisch wertvolle Reichtum der Städte den Regionen gegenübergestellt. Keiner der drei Vortragenden sieht Grund zu Pessimismus - die Russen seien schon durch viele Krisen gegangen und aktuell ist es die beste Zeit für Russland überhaupt, sind sie sich einig. Und Nadja Wieland erzählt: "Wir haben ja alles und vor allem unseren Garten. Am Land ist jede Familie Selbstversorger, auch mit Kühen, Schafen und Geflügel.". Vitalia Wieland berichtet vom reichhaltigen kulturellen Angebot in St. Petersburg und räumt mit einem Klischee auf: "Meine Freunde in St. Petersburg trinken nichts beim Fortgehen. Schon gar nicht Wodka".
Erfolgreicher Unternehmer
Leonhard Schröcker arbeitete nach seiner Ausbildung am Holztechnikum Kuchl ab 1978 bei einem Holzimport-Unternehmen in München. Als er 1995 zum Geschäftsfüher ernannt wurde, fiel auch Russland in seinen Arbeitsbereich. Bis zum Ende des Kommunismus - die derzeitige Russische Föderation ging 1990 aus der Sowjetunion hervor - gab es nur eine russische Exportfirma, Holz wurde also über dieses Monopol verkauft. 1995 machte er sich selbständig und handelte mit Holz, vorerst nur im Raum Polen, Tschechien und Berlin. Langsam begann über alte Kontakte das Russland-Geschäft zu laufen und 2002 gründete er in Bratsk (russisch Братск), einer Stadt in der Oblast Irkutsk mit 246.319 Einwohnern, einen Forst- und Sägewerksbetrieb. Der Betrieb erntet im Winter das Holz in den umliegenden Wäldern und verkauft die Lärchenstämme nach Europa und die Kiefer nach Japan. Leonhard Schröcker hat sich mitlerweile ein beruflich und privates Netztwerk aufgebaut und betont, dass die Sprachkenntniss Tür und Tor sowie Herzen der Bevölkerung öffnet. Nur so könne man die unterschiedlichen Denkweisen erfassen und meisten mit einem Mittelweg sehr gute Lösungen finden. Die Russen sind aus seiner Sicht gastfreundlich, aufgeschlossen, neugierig und extrem gut ausgebildet.
Land mit Möglichkeiten
Er sieht Russland als ein Land vieler Möglicheiten und schneller Veränderungen aber auch täglich voll neuer Herausforderungen. Immerhin hat Russland das halbe Waldvorkommen der Erde. Er ist überzeugt davon, dass Russland Europa wirtschaftlich braucht, aber auch dass Russland Europa braucht. Er weist auf den Reichtum Sibierens hin - dort werden Öl, Gas, Edelsteine und Gold gefördert. Aktuell gibt es in Sibirien eine starke Nachfrage nach Arbeitskräften und daher Gastarbeiter aus den früheren Sowjetrepubliken in der Nachbarschaft. Das Lohnniveau ist bei 500 - 600 Euro netto, Rentner erhalten nur rund 100 Eur. Die Lebenserhaltungskosten sind oft so hoch wie in Österreich, allerdings bei weitaus geringeren Wohnungskosten. Aus seiner Sicht bildet sich in Russland eine Mittelschicht, die konsumiert und Geld ausgibt.
Alle drei Vortragenden gaben dem Publikum Informationen über das Bildungssystem und Handwerker und das Ausbildungssystem für Handwerksberufe sowie über das Gesundheitssystem. Dabei seien nicht wirklich viele Unterschiede erkennbar. Eine Besonderheit sei allerdings gerade das Fördersystem für Kinder, wo es in Russland hohe Bonusprämien ab dem zweiten Kind gibt.
Reise geplant
Der Abend wurde mit einem Buffet mit russischen Köstlichkeiten beendet.
Leonhard Gruber informierte, dass für Interessierte 2018 ein Reise zu den "weißen Nächten" in St. Pertersburg geplant sei. Da können sich die Teilnehmer dann ein eigenes Biild bilden.
____________________________________________________________________________________
Du möchtest täglich über aktuelle Stories in deinem Bezirk informiert werden? Melde Dich zum kostenlosen "Whats-App“-Nachrichtendienst der Bezirksblätter Salzburg an! Alle Infos dazu gibt's hier: meinbezirk.at/1964081.
ACHTUNG: Erst nach erfolgreich übermittelter Start-Nachricht ist der Dienst aktiv!
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.