Zweiter Verhandlungstag
Neue Erkenntnisse um tödliche Disko-Schlägerei in Schattendorf
Neue Erkenntnisse um die tödliche Disko-Schlägerei in Schattendorf brachte der zweite Prozesstag. Zeugen berichteten nämlich über einen heftigen Sturz des zweifachen Familienvaters noch im Lokal, ehe es auf dem Parkplatz zu der fatalen Auseinandersetzung gekommen ist. Zudem wurde der zweitangeklagte Burgenländer, der die Tat bestreitet, weiter belastet.
SCHATTENDORF. Zeuge um Zeuge gaben sich auch am heutigen Verhandlungstag im Landesgericht Eisenstadt die Klinke zum Saal 1 in die Hand. Um vor dem Schöffensenat, unter der Leitung von Richterin Mag. Birgit Falb, auszusagen. So wie das gestern bereits mehr als ein dutzend Personen bis 18 Uhr gemacht haben.
Bevor die Vorsitzende allerdings den Prozess eröffnete, kam es durch den Vater des 17-jährigen, zweitangeklagten Burgenländers zu einer Drohung gegen Journalisten. Unter anderem mit der Aussage: „Tu das Handy weg, sonst schiab i da des in dein Oar...!“ Angeführt sei am Rande, dass die Richterin den Mann bereits gestern wegen seines aufgelassenen Kapperls im Gerichtssaal maßregelte.
Drohung gegen Journalisten
Über die dramatischen Ereignisse in und vor der Disko in Schattendorf berichtete als erste eine Schülerin (16), die selbst Opfer von Begrapschungen durch stark betrunkene, ältere Männer geworden ist. Als sie genauere Angaben machen sollte, brach das Mädchen in Tränen aus: „Ich... Ich weiß nichts mehr genau. Ich habe alles verdrängt!“ „Weil es so schlimm war?“, fragte die Richterin nach. „Ja!“ Deshalb las die Vorsitzende ihr die Aussagen vor, die sie vor der Polizei gemacht hatte. Nämlich, dass sich viele Jugendliche auf dem Parkplatz befunden haben, als es zu einer Stänkerei gekommen ist. Dabei hörte sie ein Mädchen sagen: „Ist das für dich nicht grauslich, wenn du mir am Po greifst? Du könntest mein Opa sein!“
Ein Bub habe sich dann ebenfalls in den Streit eingemischt. Als der den Diplom-Ingenieur (42) wegen der unsittlichen Berührungen zu Recht gewiesen hat, bekam der vom späteren Opfer eine Watsche. „Das stimmt alles so. Ich bin schließlich weggelaufen, weil ich das nicht sehen wollte. Dann hörte ich eine weitere Watsche. Als ich mich umgedreht habe, lag der Mann am Boden!“ Wer, wen, wie oder wo getroffen hat, daran könne sie sich nicht mehr erinnern. Weitere Lokalgäste berichteten dann ebenfalls über Begrapschungen, Streit, Rangelei und Schläge, ohne Genaues gesehen zu haben. Ehe der Sohn (27) der Diskobesitzer, der an diesem Abend hinter der Bar des Lokales gearbeitet hat, als Zeuge aussagte.
Mädchen beschwerten sich
Im Zusammenhang mit der betrunkenen, älteren Männerrunde und intimen Übergriffen erzählte er, dass sich „ein paar Mädchen bei meiner Mutter deshalb beschwert haben!“ Und weiter, dass er, als er auf die Straße gekommen ist, den Diplom-Ingenieur am Boden liegen gesehen hat, aber die Auseinandersetzung bereits vorbei gewesen ist. Dann allerdings ließ er aufhorchen, in dem er erklärte, dass der verheiratete Familienvater schon vor der Auseinandersetzung auf der Straße, also noch im Lokal, heftig zu Boden gefallen sei. „Offenbar wollte der Mann im Garderobenbereich zu seiner Jacke greifen. Ist dabei aber kerzengerade umgefallen, wie ein Stück Holz!“ Da jedoch die Bar sein Sichtfeld eingeschränkt hatte, konnte er den Aufprall nicht beschreiben. Sehr wohl aber, dass der Diplom-Ingenieur stark bis grenzwertig betrunken gewesen ist und ihn drei Personen hochgehoben, gestützt und nach draußen gebracht haben.
Zwei der helfenden Lokalgäste kamen danach in den Zeugenstand. Zuerst ein 16-jähriges Mädchen. „Ja, der Mann ist bei der Garderobe nach vorne gestürzt und seitlich mit dem Kopf aufgeschlagen!“ „Hat er sich mit den Händen auffangen können, also den Sturz abfedern?“, fragte die Richterin. „Nein. Er hat sich nicht abgestützt und ist auf dem Boden liegengeblieben. Mein Freund und ich haben ihm mit einem anderen Mann aufgeholfen, ihn draußen über die Stiegen hochgebracht und auf einen Mauervorsprung gesetzt!“ Dann sei sie wieder nach unten gegangen und erst später neuerlich auf die Straße gekommen. „Da habe ich gesehen, dass der Mann, der mir auf den Hintern gegriffen hat, auf dem Boden gelegen ist!“
Wie ein Brett umgekippt
Ihr Freund, 18, Lehrling, bestätigte die Aussagen der jungen Burgenländerin und ergänzte: „Der Mann ist wirklich wie ein Brett umgekippt. Wie ein Brett, nach vorne, seitlich. Ohne sich abzustützen ist er mit dem Gesicht, seitlich, am Boden aufgeschlagen!“ Diese „Sturz-Aussagen“ im Lokal sind in diesem Prozess deshalb von besonderer Bedeutung, weil, laut medizinischem Gutachten, der zu Tode gekommene, verheiratete Diplom-Ingenieur an einem Aneurysma (lokale Aussackung eines Blutgefäßes) gelitten hat. Ob dieses durch die Schlag-Auseinandersetzung vor der Disko oder bereits durch den Fall im Lokal geplatzt ist, müssen medizinische Sachverständige klären.
Schlagring hergezeigt
Der sowohl einen Schlag gegen den Familienvater als auch den Besitz eines Schlagringes abstreitende zweitangeklagte Burgenländer wurde bereits von gestrigen Zeugen schwer belastet. Heute kam ein Mädchen dazu, das berichtete: „Er hat in der Disko, vor der Auseinandersetzung auf der Straße, einer Freundin von mir einen Schlagring gezeigt. Vermutlich wollte er damit angeben!“ Gegen 15 Uhr vertagte der Schöffensenat den Prozess auf 9. November. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Schattendorf / 2 Angeklagte und 29 Zeugen bei Prozess um tödliche Disko-Schlägerei
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