Schattendorf
2 Angeklagte und 29 Zeugen bei Prozess um tödliche Disko-Schlägerei

Beim Prozess um die tödliche Disko-Schlägerei zeigte sich ein Angeklagter geständig, der zweite Beschuldigte bestritt die Vorwürfe. | Foto: Gernot Heigl
2Bilder
  • Beim Prozess um die tödliche Disko-Schlägerei zeigte sich ein Angeklagter geständig, der zweite Beschuldigte bestritt die Vorwürfe.
  • Foto: Gernot Heigl
  • hochgeladen von Gernot Heigl

Aufsehenerregender Prozess um die tödliche Schlägerei vor einer Diskothek in Schattendorf. Bei der, wie berichtet, im Dezember vergangenen Jahres ein zweifacher Familienvater (42) zu Tode gekommen ist. Im Landesgericht Eisenstadt bekannte sich ein 19-jähriger Syrer der schweren Körperverletzung schuldig, ein 17-jähriger Burgenländer bestritt die Tat.

SCHATTENDORF. Als Mitglied einer Männerrunde habe das spätere Opfer, ein verheirateter Diplom-Ingenieur aus Schattendorf, schwerst alkoholisiert eine Disko in seinem Heimatort besucht. Dort sei es, so die Staatsanwältin, zu „Belästigungen und Begrapschungen von Mädchen gekommen!“ Die beiden Angeklagten hätten daraufhin den zweifachen Familienvater vor dem Lokal zur Rede gestellt. Es kam zu einer verbalen Auseinandersetzung, die sich hochschaukelte und den 42-jährigen Mann veranlasste, die beiden Burschen zu ohrfeigen. Als Reaktion darauf schlugen die beiden Angeklagten zurück. Mit tragischem Ende, denn der zweifache Vater starb wenig später im Krankenhaus.

Keine Mordabsicht

Ob die Schläge der Burschen die Ursache für den Tod des Mannes waren, oder aber ein geplatztes Aneurysma, an dem der Diplom-Ingenieur litt, muss durch Gutachten im Rahmen des Verfahrens geklärt werden. „Es sei aber keine Mordabsicht gewesen, sondern ein eskalierter Konflikt“, beendete die Staatsanwältin ihr Eröffnungs-Plädoyer beim für zwei Tage anberaumten Prozess.

Der Advokat der Witwe sowie der beiden Kinder führte dann aus: „Ein Familienvater hat sein Leben verloren. Die Hinterbliebenen wollen erfahren, was dafür verantwortlich war. Unser eingeholtes Gutachten ist diametral zum Gutachten der Staatsanwaltschaft, denn laut unserem Befund sind sehr wohl die Schläge kausal für den Tod des Mannes verantwortlich!“ Diesen Aussagen schloss sich auch der zweite Anwalt an, der den Vater des Opfers vertritt.

Der Prozess ist auf zwei Tage angesetzt mit der Befragung von 29 Zeugen. | Foto: Gernot Heigl
  • Der Prozess ist auf zwei Tage angesetzt mit der Befragung von 29 Zeugen.
  • Foto: Gernot Heigl
  • hochgeladen von Gernot Heigl

Reaktion auf Ohrfeige

Im Zeugenstand zeigte sich der erste Angeklagte, 19, Syrer, Lehrling aus dem Bezirk Neunkirchen (NÖ), geständig: „Es tut mir furchtbar leid. Ich habe mit einer halb geschlossenen Faust zugeschlagen. Das gebe ich zu. Es war meine Reaktion darauf, weil mir das spätere Opfer eine Watsche gegeben hat. Dabei wollten ein anderer Bursche und ich dem Mann lediglich klarmachen, dass er die Mädchen nicht unsittlich angreifen soll! Der Bursch hat übrigens auch eine Ohrfeige bekommen!“ Und weiter: „Sofort nach der Auseinandersetzung ist ein Mädchen zu mir gekommen und hat sich bedankt, weil sie von diesen Männern belästigt worden sei!“

Eine schreckliche Nacht

Der Syrer sagte dann zu Richterin Mag. Birgit Falb, dass der zweite Angeklagte ihm kurz nach der Eskalation anvertraut habe, dass er „diesen Mann mit einem Schlagring geschlagen hat“. Daraufhin habe er selbst Panik bekommen und einen stärken Herren, der ihn aufhalten wollte, durch zwei Faustschläge ins Gesicht verletzt, um flüchten zu können. „Das war eine schreckliche Nacht...! Es tut mir alles so leid!“ Die Schlagring-Attacke habe er selbst nicht gesehen, nur, dass das spätere Opfer zu Boden gefallen sei!

Ich war es nicht

Der zweite Beschuldigte, inzwischen 17 Jahre alt, Lehrling aus dem Bezirk Mattersburg, bestritt die Tat zur Gänze und erklärte: „Ich bin erst an die Stelle der Auseinandersetzung gekommen, als alles vorbei war. Da ist der Mann schon am Boden gelegen, Rettung und Polizei waren da!“ Ebenso in Abrede stellte der Bursch, dass er in der Tatnacht einen Schlagring bei sich hatte. Auf Vorhalt der Richterin, dass zahlreiche Zeugen jedoch eindeutig ihn als Schläger mit Schlagring identifizierten und ihn massiv belasten, meinte der Burgenländer: „Ich war es nicht. Ich weiß nicht, warum das behauptet wird!“

Als erster von insgesamt 29 Zeugen nahm das durch Faustschläge verletzte Opfer (42) im Saal 1 des Landesgerichtes Eisenstadt Platz. „Wir, eine Gruppe aus 11 Männern, sind am 17. Dezember mit einem Reisebus um 10 Uhr vormittags losgefahren. Machten eine Bezirksrunde, mehr oder weniger als Weihnachtsfeier. Bei jedem Stopp gingen wir in ein Lokal. Gegen 22.30 Uhr kamen wir in die Disko in Schattendorf!“ Bezüglich Begrapschung junger Mädchen, mit Griffen an Brust und Po, sagte er: „Irgendwas muss gewesen sein. Denn der Senior-Chef vom Lokal hat uns ermahnt, wir mögen uns anständig benehmen und zusammenreißen!“

Opfer hatte 2,46 Promille

Dann erklärte der Burgenländer: „Wir waren ziemlich alkoholisiert!“ „Stimmt, beim Todesopfer wurde ein Wert von 2,46 Promille festgestellt!“, warf die Vorsitzende des Schöffensenats ein. „Plötzlich sagte eine Bekannte zu mir, dass mein Freund draußen auf dem Boden liegt. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war. Als ich zur Straße kam und den Erstangeklagten fragen wollte, hat mir dieser sofort zwei Faustschläge verpasst. Das Nasenbein wurde mir dabei gebrochen und die Augenhöhle verletzt. Mehr weiß ich nicht!“

Mädchen unsittlich berührt

Als nächster zu Wort kam jener 17-jährige Schüler, der das spätere Todesopfer wegen der unsittlichen Berührungen von jungen Mädchen zur Rede gestellt hatte. „Als ich dem Mann sagte, er soll das mit den Belästigungen lassen, immerhin hatte er Mädchen auf den Hintern gegriffen, kamen zuerst unverständliche Worte, ehe ich sofort eine Watsche bekam. Einfach so. Ich habe aber nicht zurückgeschlagen, weil das keinen Sinn gemacht hätte und ich keine Streiterei wollte! Während ich mich weggedreht habe, ist der Mann offenbar zu Boden gefallen. Warum oder durch was habe ich nicht mitbekommen!“

Schwer belastete dann eine 14-jährige Schülerin den Zweitangeklagten, weil sie gesehen hat, wie der auf den Diplom-Ingenieur einschlug. Mit etwas in der Hand. Ob es allerdings ein Schlagring war, konnte sie nicht mit Sicherheit aussagen. Danach wurden zahlreiche weitere Personen aufgerufen. Morgen, Mittwoch, wird der Prozess mit der Befragung der restlichen Zeugen fortgesetzt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Nach tödlicher Prügelei in Schattendorf / Mutmaßliche Disko-Schläger auf freiem Fuß

Beim Prozess um die tödliche Disko-Schlägerei zeigte sich ein Angeklagter geständig, der zweite Beschuldigte bestritt die Vorwürfe. | Foto: Gernot Heigl
Der Prozess ist auf zwei Tage angesetzt mit der Befragung von 29 Zeugen. | Foto: Gernot Heigl

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Helmut Rabenseifner und Wilhelm Witowetz hätten den Dorfladen eigentlich übernommen. | Foto: Jennifer Flechl
1 2

Ortsreportage Hirm
Suche nach einem neuen Nahversorger geht weiter

Der Dorfladen in Hirm hätte eigentlich im März/April wieder eröffnen sollen, daraus wurde jedoch nichts. Die Gemeinde ist auf der Suche nach einer Lösung und hofft, dass der Nahversorger in den Sommermonaten wieder eröffnen kann. HIRM. Eigentlich wollten Wilhelm Witowetz und Helmut Rabenseifner aus Neudörfl den Dorfladen neu aufleben lassen und hatten schon so einige Pläne mit dem kleinen Nahversorger. Daraus wurde aber nichts. Laut Bürgermeister Christian Wöhl hat die Post AG mit 18. März die...

Neu auf MeinBezirk.at
Sudoku - gratis und so oft du willst, spiele jetzt!

Jetzt kannst du Sudoku auf MeinBezirk.at spielen - gratis und unbegrenzt. So spielst du Sudoku: Wähle deinen gewünschten Schwierigkeitsgrad: leicht, mittel, schwer. Klicke ins gewünschte Feld, setze eine Zahl von 1 bis 9 ein - und fülle alle leeren Felder. Ziel des Rätsels: In jeder Zeile (waagrecht), Spalte (senkrecht) und jedem Block (3 mal 3 Zellen) soll jede Ziffer genau nur einmal vorkommen.

Hier findest du den aktuellen Mondkalender ab sofort. Jeden Monat neu. | Foto: RegionalMedien Burgenland
1 3

Gesundheit, Haushalt, Garten & Schönheit
Dein Mondkalender für den Mai 2024

Die RegionalMedien Burgenland präsentieren den aktuellen Mondkalender für April 2024. Ein Mondzyklus dauert ca. 28 Tage. Dabei durchläuft er verschiedene Phasen, die unterschiedliche Qualitäten haben. Nach alter Überlieferung sollte man bestimmte Arbeiten also stets zur richtigen Zeit erledigen. Vom Einpflanzen der Tomaten 🍅 bis hin zum Haare schneiden 💇 – die Mondphase kann darüber entscheiden, ob die roten Früchtchen zur Attraktion in der Nachbarschaft und dein Kopf zur Löwenmähne 🦁 wird....

Benzin- & Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen im Burgenland

Hier erfährst du täglich, wo im Burgenland die billigsten Tankstellen zu finden sind, wie man günstig tankt, und wie man Sprit sparen kann - immer AKTUELL. BURGENLAND. In ganz Österreich ist es immer am günstigsten, am Vormittag zu tanken. Denn Tankstellen dürfen nur einmal täglich um 12 Uhr die Spritpreise erhöhen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit in unbegrenzter Anzahl und Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen im Burgenland täglich mit den aktuell...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus dem Burgenland auf MeinBezirk.at/Burgenland

Neuigkeiten aus dem Burgenland als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Burgenland

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus dem Burgenland und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.