Bericht zum Vortrag "Humor in der Therapie"
Humor in der Psychotherapie – (oder) – der Mut zur Lächerlichkeit!
Eine vielleicht etwas seltsam klingende Aussage – umso spannender gestaltete HR Prim. Dr. Kurt Sindermann seinen Vortrag am 18. November 2011 im Festsaal des Therapiezentrum Ybbs.
Am Beginn stand eine fundierte Einführung in das Thema Psychotherapie, von der reinen Begriffsdefinition bis zu den Prozessen, die dahinter stecken. In der Kürze der Zeit kein einfaches Unterfangen. Mit vielen Beispielen untermauert verwandelte Dr. Sindermann die vielen fachlichen und wissenschaftlichen Ausdrücke in verständliche Bilder und schaffte dadurch bei einigen ZuhörerInnen sicherlich einen neuen Zugang zu dieser Thematik.
In der Psychotherapie wird für die Patientin / den Patienten eine Veränderung in Richtung einer Verminderung / Heilung von seelischem / körperlichem Leiden ermöglicht. Es geht um einen Entwicklungsprozess der Seele, der 2 Eckpfeiler hat:
1. die Korrektur lebensgeschichtlich bedingter Fehlkonditionierungen und Irrtümer mit Unterstützung der Therapeutin / des Therapeuten;
2. Awareness = wache Bewusstheit im Jetzt; zu dieser heilsamen Einstellung findet die Klientin / der Klient von sich aus;
Dr. Sindermann versteht Psychotherapie als „einen bewusst geplanten Akt der Befreiung des Menschen von der Auswirkung verschiedener auf dysfunktionaler Lernerfahrung sich begründenden, reflektorisch das Verhalten bestimmenden Gefühle, die die Fähigkeit, das Leben eigenbestimmt zu leben, entscheidend einschränken.“
Der Mensch wird befreit von:
• früheren Seelenverletzungen, die unbearbeitet eine ausreichende Lebensqualität verhindern können.
• ungelösten Beziehungsmustern, die oft einem eigenbestimmten Leben entgegenstehen.
• aus der Kindheit entstammenden konditionierten Haltungen (sich selbst erfüllende Prophezeiungen)
• der mangelnden Fähigkeit, sich entwicklungsbedingten Veränderungen zu stellen.
• unbewussten Pseudolösungen wie Depression oder Angstblockaden
• unrealistischen Einschätzungen des Normalen, des Lebensglücks, des Erreichbaren
Psychotherapie vermittelt einerseits Freiheit im Sinne von „Freiheit ist jener kurz Moment des Nachdenkens vor der Entscheidung“ und andererseits will es den Menschen aufwecken im Sinne der „awareness“, also wacher Bewusstheit im Leben, gepaart auch mit wachem emotionalem beteiligtem Sein.
„Im Humor macht man sich dümmer als man ist und wird dadurch stärker als man scheint.“
Was hat das ganze nun mit „Humor“ zu tun?
Eine zusätzliche Befreiung in der Psychotherapie bewirkt der Humor - Befreiung in Richtung einer Klärung. Oft werden dadurch „Wolken“ aus dem Seelenhimmel vertrieben. Einige Beispiele für unsere „Wolken“: „ich bin nur wert, was ich leiste; für das Wohlbefinden der anderen verantwortlich sein; Kinder müssten ein Leben lang dankbar sein usw. Wir alle Menschen auf dieser Welt sind „Pauschalangebote“ guter und gewöhnungsbedürftiger Eigenschaften!
Im Witz letztlich wird der Konflikt, die innere Spannung dadurch gelöst, dass oftmals kein Konflikt ausgetragen wird. Im Eingeständnis seiner Schwäche wird der schwache Mensch im Witz unangreifbar und ist somit der heimliche Sieger. Mit den Lachern auf seiner Seite solidarisiert sich der Schwache mit seinen Mitmenschen.
„Ich kann nicht sagen ob es besser wird, wenn es anders wird – aber ich kann sagen, dass etwas anderes versucht werden muss, wenn es besser werden soll“ (Lichtenberg), oder (Wildgans) „es gibt nichts Gutes, außer man tut es“!
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